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Sprichwörtlich

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Hier hat ein Dichter sein Werk noch einmal gesichtet, sodaß es zu einer linear verlaufenden, allgemein gültigen, menschlich bedeutenden Aussage wurde. Im Vorwort dazu weist Franz Richter, wie vor ihm schon Joseph P. Strelka, auf dieses humane Anliegen Albert Janet-scheks hin. Der Leser bemerkt auch sehr bald, daß es dem Dichter keineswegs um sein eigenes Ich geht, um Persönliches in Liebe und Leid, Krankheit und Tod, sondern um den Menschen als solchen, um des-sen Daseins- und Soseinsberechti-gung in den letzten Jahrzehnten einer gewiß nicht leichten, weil oberflächlich grausamen Welt.

Nun hatte Janetschek das Glück, in der Nähe "blühender bäume" und in der "spräche des ersten grüns" aufzuwachsen, demnach die kleinen Dinge und darin das Große, Ganze erkennen zu können, in der Natur, symbolhaft im Menschen, dann dessen Gefährdung im Wort zu erfahren, welches er der Gesell-schaft als Spiegel vorhält, auf eine Art, die treffend, doch nie beleidi-gend, sondern aufbauend ist. In der Knappheit der Sprache, die sich kritisch "von einem wort zum anderen" tastet, erreicht der Autor Klarheit, Tiefe und eine Form, die dem Inhalt gerecht ist, weshalb sie manchmal gebunden, doch meistens sich in freien Rhythmen bewegt, als einfaches, mitunter mundartlich kräftiges Bild, als Fabel, als Wortspiel, Satire, als harte Sentenz, die Lichtenbergs Schule verrät. So schiene denn manches geeignet, zum Sprichwort zu werden, vorausgesetzt, daß es, was wünschenwert wäre, genügend bekannt wird.

KONTRASTE. Gedichte aus mehreren Jahr-zehnten. Von Albert Janetschek. Merbor Verlag, Wiener Neustadt 1990.180 Seiten, öS 92,-.

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