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Die neue „Europastraße“

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In einem Brief hat der bayrische Ministerpräsident Goppel dem Präsidenten der Bundesbahn, Oeftering, hinsichtlich dessen Zweifel an der Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit des Rhein-Main-Donau-Kanals energisch widersprochen. Mit diesem Brief wurde deutlich, daß die seit einiger Zeit massiver vorgebrachte Kritik am Weiterausbau andauert und größere Kreise zieht als ursprünglich angenommen. Die bayrische Regierung hat nun dagegen Stellung bezogen. Sie ist gewillt, ihr ganzes Prestige in die Waagschale zu werfen, um das Projekt zu vollenden.

Die Lobbyisten der Bundesbahn, die sich verstänidlicherweise davor fürchten, ihr ohnehin schon geschmälertes Stück des Transportkuchens noch mit einem anderen Partner teilen zu müssen, führen vor allem den Grundsatz der Kostendeckung ins Feld. Goppel bezeichnet diesen Ausgangspunkt als falsch. „Der Verkehr darf sich nicht isoliert nur als gewinnbringendes Gewerbe sehen.“ Gerade die Infrastruktur habe ja die Aufgabe, das Land zu erschließen und Lebensmöglichkeiten für die gesamte Bevölkerung zu schaffen’. Der Ministerpräsident bat deshalb Oeftering, sich noch einmal die Bedeutung der Verkehrserschlie- ßung für die wirtschaftliche Entwicklung Bayerns zu überlegen, „nicht nur hinsichtlich des Kanals, sondern auch bezüglich der Verkehrspolitik der Bundesbahn“. Wer sich die derzeit nicht eben rosige Gesamtlage der Bundesbahn vor Augen führt, wird deren Einwände nicht allzu schwer gewichten dürfen. Die industriestarben Gebiete um Frankfurt und Nürnberg sind nach wie vor intensiv an dem schon seit dem Jahre 1921 laufenden Vorhaben interessiert. Augenblicklich sind es noch zwei große Etappen, die den bis Forchbeim vorgedrungenen Kanal von seiner Vollendung trennen: der Durchstich nach Regensburg und der volle Ausbau der Donau von Regensburg bis Vilshofen. Diese beiden letzten Bauabschnitte sind durch einen Vertrag zwischen Bund und Freistaat Bayern vom 16. September 1966 sichergestellt. Zeitliche Prognosen behaupten, daß bereits 1969 Arbeiten auf der ganzen Strecke beginnen werden, 1971 Nürnberg und 1980 Regensburg erreicht werden soll.

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