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Steirischer Vorherbst

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Dem Steirischen Herbst wurde heuer ein Vor- und Informationsprogramm vorausgeschickt, das bereits beachtliche Signale setzte. So zog eine Demonstrationstruppe des Amsterdamer Scapino-Balletts durch steirische Schulen und warb auf spielerische Weise, wobei Schüler und Lehrer einbezogen wurden, für die Kunst des Tanzes. Die darauffolgenden Vorstellungen des sympathischen jungen Ensembles im Grazer Schauspielhaus boten mit ihrer bezaubernden Frische und unaufdringlichem mimischen Humor die denkbar beste Einbegleitung des „New dance festival“.

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Dem Steirischen Herbst wurde heuer ein Vor- und Informationsprogramm vorausgeschickt, das bereits beachtliche Signale setzte. So zog eine Demonstrationstruppe des Amsterdamer Scapino-Balletts durch steirische Schulen und warb auf spielerische Weise, wobei Schüler und Lehrer einbezogen wurden, für die Kunst des Tanzes. Die darauffolgenden Vorstellungen des sympathischen jungen Ensembles im Grazer Schauspielhaus boten mit ihrer bezaubernden Frische und unaufdringlichem mimischen Humor die denkbar beste Einbegleitung des „New dance festival“.

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Als Hinweis auf das Literatursymposion ,;Selbsterfahrung des Autors“ war eine Lesung von Max Frisch gedacht. Obwohl das Schauspielhaus zur Verfügung stand, mußten viele abgewiesen werden. Wer einen Platz bekommen hatte, lauschte atemlos den monoton vorgetragenen Szenen eines noch nicht fertiggestellten Stückes. Frisch nennt es vorläufig „Ostern am Styx“: Gespräche, lose gefügte Szenen, aus einer Welt jenseits des Todes, zum erstenmal vorgetragen, damit der Autor, wie er einleitend sagte, sich „über seinen Text klarer werde“.

Die Erste Internationale Video-konferenz litt zwar am mangelnden Publikumsinteresse, gehört aber zu den wichtigsten Veranstaltungen des Herbstfestivals. Das gestörte Verhältnis zwischen Videomachern und dem „Großen Bruder“ Fernsehen hatte die Grazer Pioniere der Videokunst, Horst G. Haberl und Richard Kriesche, veranlaßt, diese Tagung zu organisieren. Unter der Leitung der Briten Peter Bloch und John Howkins, die sich als video-skep-tische Nichtkünstüer deklarierten, referierten Vertreter italienischer, deutscher, schweizerischer und amerikanischer Gruppen über die Problematik der Videokunst und

unterstützten ihre Aussagen mit über hundert Videobändern. Dabei stellte sich klar heraus: Die Überwindung des herkömmlichen Fernsehens durch semiprofessionelle Technik scheitert.

Den Videomachern geht es um die Entmystifizierung des Fernsehens und der bisherigen Videobewegungen, wie sie sich auch in Österreich x finden (Planquädrat, Nachbarschaftsfernsehen). Das Motto heißt nicht mehr „Verwirklichung persönlicher Eigenart in Originalität und Einmaligkeit“, sondern „Wiederholbarkeit eines Erlebnisses durch jedermann und zu jeder Zeit“. Was wir brauchen, ist Duplikation. Freilich gibt es hier Hindernisse, die der Verwirklichung eines derartigen Kunstprogramms entgegenstehen. Zum einen ist dies die Gefahr der Exklusivität von Videoaktivitäten, zum anderen eine gewisse Wehleidigkeit der Videomacher den Massenmedien gegenüber. Die Isolation in Kunststätten und Museen droht, solange es nicht gelingt, aus dem Happening-Stil der fünfziger Jahre (Vostell vor allem) zu einem Verständigungsversuch zu finden, der den Schock nicht mehr um des Schocks willen einsetzt.

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