6821183-1973_37_09.jpg
Digital In Arbeit

Stilles Jubiläum

Werbung
Werbung
Werbung

Am 8. September feierte die Benediktinerabtei Seckau in der Steiermark das Gedenken, daß vor 90 Jahren Beuroner Benediktiner das ehemalige durch Kaiser Josef aufgehobene Chorherrenstift Seckau besiedelten. Der deutsche Kulturkampf hatte die Beuroner Benediktiner, die erst knapp vor dessen Ausbruch durch die beiden Brüder Wolter gegründet worden waren, ebenso wie die Jesuiten aus Deutschland vertrieben. Durch die Hilfe Kaiser Franz Josephs konnten sie die Abtei Emaus in Prag und mit neuerlicher Unterstützung des Kaisers, Seckau besiedeln, während andere Beuroner nach Belgien gingen. Der Einfluß dieser Beuroner Kongregation auf die Religiosität des 19. Jahrhunderts war gewaltig. Die Hinwendung zur Liturgie und zur Bibel wäre ohne das Wirken dieser Beuroner Benediktiner undenkbar. Man denke nur an Anselm Schott, Mitglied dieser Kongregation, der dem von ihm herausgegebenen Meßbuch seinen Namen gab. So kann Seckau stolz auf diese neunzig Jahre zurückblicken. Aber die Feier fiel in eine Zeit, da nicht nur die Kirche von einer Krise durchschüttelt ist, sondern die Beuroner Kongregation im speziellen. Der Nachwuchs in ihren Klöstern einschließlich Seckau geht seit Jahren zurück. Das Interesse am Gregorianischen Choral scheint im Schwinden. Vieles, wofür die Beuroner Benediktiner kämpften, scheint sich zu verflüchtigen. Aber wie im Leben jedes Menschen, gibt es auch im Leben der Kirche, der Klöster ein Auf und Ab. Auf Zeiten des Glanzes folgen Zeiten des Niedergangs. Auf Zeiten der hohen Aktivität Zeiten der Erschöpfung. Oft sind diese letzteren nur Zeiten der Erholung und der Atemschöpfung für neue Taten und Werke. Dies wird auch für die Beuroner Benediktiner gelten. Eines Tages wird wieder ihr Aufstieg beginnen. Denn ohne Gottes Lob kann die Kirche nicht leben.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung