Humor ist die beste Medizin gegen den tierischen Ernst, gegen „fertige Urteile, die nur Todesurteile sein können". Amanshausers Parodien sondieren, zeichnen auf und verfremden zugleich, was flinke Reformer und Revolutionäre ihrem Publikum, das sie gern zur Gefolgschaft umfunktionieren möchten, einzureden versuchen. Die Sonde des Humors dringt in die Tiefe. Und wenn es sich bei Amanshauser um eine „Sonde , in Menschengestalt" handelt, bedeutet das, daß sie selbständig denkt, sich keinem Schema anpaßt.
Sie schmuggelt sich ein und schafft gleichzeitig Distanz, setzt sich also, ganz wörtlich verstan-' den, ab und auseinander. Die Maske des Clowns, die sie sich aufsetzt, bewahrt sie davor, zerstört oder in ein Irrenhaus eingewiesen zu werden.
Clowns entlarven, ohne zu beleidigen, treffen den Nagel auf den Kopf, ohne zu töten, sie bewegen sich „im Innern des Sozialkörpers geschickt und elastisch ... Ein faszinierendes Geschäft". Die Faszination ergreift auch den Leser: die klare, mit kritischem Humor gewürzte Sprache, die phantastischen, aber nie überzogenen Einfälle, die Distanz
durch Selbstironie, die Poesie im Gewände chinesischer Weisheit (sie gehört zum schönsten und bezeichnendsten Kapitel) zeichnen ein Bild der Zeit, sondieren ihre Krankheitsherde, aber auch die Möglichkeiten zur Heilung.
GERHARD AMANSHAUSER, Aufzeichnungen einer Sonde, Parodien, Residenz Verlag Salzburg 1979, 113 Seiten, öS 98,-.
