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Suche nach Heimat

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Wo ist Heimat? Kann/darf man heute noch eine solche Frage stellen? In den Zeiten der Flüchtlinge, der Ausgebürgerten, in Zeiten eines technischen Funktionalismus?

In ihrem großen Roman „Die Ahnenpyramide" stellt sich Ilse Tieisch die Frage und beantwortet sie mit dem Hinweis auf einen Ort, an dem man das Recht hat, zu leben und zu sterben. Und sie beantwortet sie ebenfalls in ihrem neuesten Gedichtband mit Versen der „Einkehr": „Orte, an denen noch Wärme ist, nah an der Herzwand, innen."

Solche einfache Verse kennt man kaum mehr, umso nachhaltiger dringen sie ins Bewußtsein. Einfache Sätze, ohne jede gekonnte oder gewollte Gestik, ohne Künstelei, reimlos, kurzzeilig untereinander gesetzt, in unregelmäßige Strophen unterteilt: und doch von innerer Folgerichtigkeit zusammengehalten.

Keine Flucht in eine falsche Innerlichkeit. Sie warnt nur vor den täglichen Täuschungsversuchen. Dinge und Landschaften, Freunde und Fremde versammeln sich in dieser Einkehr. Beweisbar ist diese Heimat nicht, doch Ort der Hoffnung, der Er-innerung: „Ich werde lange nach Worten suchen müssen, die ausreichen, sie zu beschreiben."

NICHT BEWEISBAR. Von Ilse Tieisch. Delpsche Verlagsbuchhandlung, München 1981. 64 Seiten, öS 106,50.

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