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Szenen ohne Furcht und Elend

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„Bei mittelmäßigen Stücken ist es mitunter nötig, aus nichts etwas zu machen”, sagt Brecht in seinen Elementarregeln für Schauspieler. Die in den Jahren 1935-39 in der Emigration entstandenen 24 Szenen „Furcht und Elend des Dritten Reiches” ergeben so ein mittelmäßiges Stück. Vor 40 Jahren hervorragend geeignet, um dem

Ausland die Situation der Menschen in Deutschland zu zeigen. Brecht gestaltete in diesen Svenen präzise gezeichnete Typen, aber keine Menschen, mit denen sich ein junger, erst im Werden befindlicher Schauspieler identifizieren kann.

Zeitgeschichte auf der Bühne zu vermitteln, braucht das Können des Schauspielers. Der Schauspielschüler, der noch auf der Suche nach seiner Persönlichkeit, nach seiner Wahrheit ist, braucht die Hilfe des Menschen gestaltenden Dichters, er wird mit seiner Unterstützung die Gefühle der darzustellenden Menschen zum Beispiel aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges leichter begreifen, als die der Informa tion dienenden Typen der jüngsten Vergangenheit. Besonders deutlich wird das in der „Kreidekreuz-Szene”, in der Wolfgang Packhäuser den SA- Mann mit jugendlicher Komödiantik zu erspielen sucht. Hier wären die Verbohrtheit und der Fanatismus einer Generation darzustellen, aber durch diesen jungen Schauspieler wird das Grauen, das der Zuschauer empfinden sollte, zu einem eher belustigten Schmunzeln. Die Bilder der Photomontage, die zum Bührienbild gehören, zeigen die Realität des Faschismus - und machen dadurch das Geschehen auf der Bühne noch harmloser. Die Beschäftigung mit dem epischen Theater ist für die Seminaristen sicher sehr wichtig, da sie bei der Arbeit mit dem langjährigen Mitglied des „Berliner Ensembles” Joachim Ten- schert Spezielles über Brecht und seinen Arbeitsstil erfahren haben, aber das Resultat paßt doch besser in einen Lehrsaal, als auf die Bühne des Schloßtheaters.

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