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Taboris Western

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(Akademietheater, Wien; „Weis- man und Rotgesicht" von George Tabori) Auf die Frage, wer ärmer dran sei, Jude oder Indianer, weiß Tabori die bittere Antwort: Die spastisch behinderte Ruth. Doch Taboris Ton ist kein feierlicher. Er geht um so direkter, mit um so grim- migerem Witz an die Wirklichkeit heran, je bösartiger diese ist.

Taboris „Jüdischer Western" ist vom selben Kaliber wie sein „Mein Kampf": ganz und gar Theater, Theater im Clinch mit der Wirk- lichkeit, ohne solche abzubilden. Tragisch, witzig, weise und unter- haltend. Sicher ist nur, daß Weis- man Jude ist. Doch ist der Indianer, der nicht ihm das Leben retten, sondern sein eigenes loswerden will, wirklich Indianer? Oder bloß In- dianerstatist? Gar selber ein biß- chen Jude? Geht mit Weismans Kleidern auch etwas jüdische Iden- tität auf Rotgesicht über? Fällt mit Weismans Tod auch etwas Behin- derung von Ruth ab? Zum Höhe- punkt gerät der Wettstreit, in dem die beiden ihre Lasten, Handikaps und Behinderungen aufzählen - mit Ruth als Schiedsrichter.

George Tabori inszenierte sein Stück in einem Stück Wüste von Marietta Eggmann - doch Wüste ist bekanntlich nicht nur trockener Sand: Ein paar Signalwörter, et- was Sprachfärbung, schon kommt sie uns sehr bekannt vor. So gut Michael Degen, Hans Christian Rudolph, in einer kleinen Rolle Karl Menrad (nebst einem Geier und einem komödiantisch begabten Esel) auch spielen - Leslie Malton stellt sie als spastische Ruth in den Schatten. Sie allein ist ein Grund, diese Aufführung keinesfalls zu versäumen.

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