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Theodizee-Frage

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Der neuzeitlich geprägte Begriff der Theodizee meint eigentlich die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes angesichts des Bösen und des Leidens in der Welt; unpräziser gefaßt, nimmt der Titel immer mehr an Umfang zu und meint die gesamte philosophische Gotteslehre.

Willi Oelmüller als Herausgeber der „neuen Diskussionen zur Theodizee-frage" wandelt im Titel „Worüber man nicht schweigen kann" das berühmte Wittgenstein-Wort aus dem Tracta-tus logico-philosophicus ab, wo es heißt, „worüber man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen".

Der Band gibt im zweiten Teil die schriftlichen Vorlagen (zu einer Theologischen Theodizee, zur Begriffsgeschichte, zur Kritik der Allmacht und zur Theodizee des Gnostizimus) und im ersten Teil die Diskussionseinleitungen mit den autorisierten Protokollen einer Tagung der Werner-Reimers-Stiftung 1991 wieder.

In diesem Teil geben je zwei Redner die Thematik eines Diskussionsblocks vor: Robert Spaemann und Odo Marquard zur Neuinterpretation des Sündenfallmythos; Georges De Schrijver und Willi Oelmüller zu den postmodernen Einwänden gegen die Theodizee; Hendrik Adriaanse und Johann B. Metz zum Stellenwert der Theodizee in der Theologie.

Diese drei Abschnitte zeichnen sich dadurch aus, daß die Thematik durch die Wort für Wort protokollierten Diskussionen in Fluß bleibt und sich nicht verfestigen läßt - viele, neue Fragen tauchen auf, natürlich wird auch manch Unwichtiges mitgeliefert.

Deutlich wird aber, daß nach einer längeren Zeit des Schweigens über diese Fragen das Verstummen nun zu enden scheint, zugunsten einer vielstimmigen und keineswegs nur theologischen Rede von Gottes Handeln in der Welt.

WORÜBER MAN NICHT SCHWEIGEN KANN. Neue Diskussionen zur Theodizee-Frage. Herausgegeben von Willi Oelmüller. Wilhelm Fink-Verlag, München 1992, 320 Seiten, öS 609,-.

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