7062076-1991_40_22.jpg
Digital In Arbeit

Thomas Hobbes und Rene Girard: Kritik der Politik an der Religion

Werbung
Werbung
Werbung

Erstmals umfassend untersucht Wolfgang Palaver, Moraltheologe in Innsbruck, in seiner Dissertation das Verhältnis von „Politik und Religion bei Thomas Hobbes". Hobbes ist bekannt und einflußreich als politischer Schriftsteller am Beginn der Neuzeit (1588-1679); viel weniger bekannt ist die „Verwendung" christlicher, vor allem biblischer Aussagen zur Grundlegung seiner politischen Theorien.

Der Autor unternimmt nun eine Kritik dieses Amalgams „aus der Sicht der Theorie Rene Girards", jenes französischen Kulturkritikers, der den „Sündenbockmechanismus" als Kategorie für das Verständnis vieler Ausgrenzungsvorgänge im öffentlichen und privaten Leben erst salonfähig machte.

Die deutlichen Parallelen von Theologie und Politik bei Hobbes lassen den Autor dieser Studie von „Säkularisierung" sprechen, allerdings einer Säkularisierung, die weit hinter den Aussagen etwa der Bergpredigt zurückbleibt und „nur" den mythologischen Kern beziehungsweise das „sakrifizielle Christentum" trifft.

Die Folgerung: Wenn die Grundlage der politischen Theorie nicht hält, kann auch die Theorie selbst, insofern sie sich als Kritik der Politik an der Religion versteht (wie die Deutung derGottesreichlehre im „Leviathan"), nicht stichhältig sein.

Die Studie ist ausgesprochen informativ, methodisch sauber und leicht lesbar geschrieben, dabei aber theoretisch sehr anspruchsvoll, weil sie interdisziplinär (philosophisch, theologisch, kultur- und ideengeschichtlich) angelegt ist.

Wenn es überhaupt noch eines Wortes zur Aktualität einer wissenschaftlichen Arbeit bedarf, dann sei auf die Umbrüche in den letzten Jahren hingewiesen: die Interpretationsfolie „Ideologie und Politik" könne nicht besser getroffen sein.

Ein ausführliches Literaturverzeichnis und die ebenso sorgfältig erarbeiteten Register (Bibelstellen, Personen, Sachen) runden den Band erfreulich ab.

POLITIK UND RELIGION BEI THOMAS HOBBES. Eine Kritik aus der Sicht der Theorie Rene Girards. Von Wolfgang Pallaver. Tyrolia Verlag, Innsbruck/Wien 1991. 386 Seiten, öS 390,-.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung