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Thomas Müntzer

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1841 griff ein Roman des Jungdeutschen Theodor Mündt sein Schicksal auf; den Naturalisten Schlag und Alberti schien er ein Held des Fin de siecle, schwankend und uneins in sich selbst; der Expressionismus säkularisierte seinen Versuch, einem geistlichen Prinzip gewaltsam zum Recht zu verhelfen.

Daß der Reformator Thomas Müntzer, nach der Niederlage der Mühlhausener Aufständischen im Mai 1525 hingerichtet, bis in die Gegenwart zur Symbolfigur radikaler Widerständigkeit wird, belegt erneut die Darstellung des evangelischen Theologen Klaus Ebert. Auch wenn der Versuch des Autors, Müntzers Auffassung durch Fragmente aus der Psychoanalyse und dem Neomarxis-mus zu aktualisieren, wenig geglückt erscheint, vermag er doch ein beeindruckendes Lebensbild zu vermitteln.

Der Bogen des populärwissenschaftlich gefaßten Werkes reicht von der Skizzierung soziokultu-reller Bedingungen an der Wende zum 16. Jahrhundert über Müntzers seelsorgerische Tätigkeit bis hin zu seinem Versuch, religiöse Postulate mit den Forderungen des sich aufbäumenden Bauerntums zu verbinden. Gerade im Licht der Interpretation der theologischen Schriften — vom „Prager Manifest“ bis zur gegen Luther gerichteten „Hochverursachten Schutzrede“ — ersteht das Bild eines Mystikers, der doch in der Wortbezogenheit der Bibel verbleibt.

'THOMAS MÜNTZER. VOM EIGENSINN UND WIDERSPRUCH. Von Klaus Ebert. Athenäum Verlag, Frankfurt am Main 1987. 291 Seiten, geb., öS 296,40.

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