Tirols Volkskunst seit der Gotik
Was Experten bisher schmerzlich vermißt haben, soll nun realisiert werden: eine erste Gesamtdarstellung der Volkskunst Tirols. Hofrat Dr. Franz Colleselli, der Direktor des Tiroler Volkskunstmuseums in Innsbruck, arbeitet derzeit an dieser Zusammenschau.
Was Experten bisher schmerzlich vermißt haben, soll nun realisiert werden: eine erste Gesamtdarstellung der Volkskunst Tirols. Hofrat Dr. Franz Colleselli, der Direktor des Tiroler Volkskunstmuseums in Innsbruck, arbeitet derzeit an dieser Zusammenschau.
Die Zeugnisse der Tiroler Volkskunst reichen bis in die Gotik zurück. „Von noch früher“, betonte der Wissenschafter, „ist kaum mehr etwas überliefert.“ Überdies werden die Zeugnisse der Volkskunst, je weiter man ins Mittelalter zurückgeht, immer einheitlicher. Die später so deutlich ausgeprägten Unterschiede zwischen einzelnen Talschaften sind erst relativ Junge“ Errungenschaft.
Die Stube, die sich aus der Trennung von Rauchküche und Wohnraum entwickelte, entstand in Tirol bereits im Mittelalter, ganz im Gegensatz etwa zu den anderen Bundesländern, wie Kärnten oder Steiermark, wo die „Rauchküchl“ noch bis in die jüngste Gegenwart zu finden ist „Die frühzeitige Ausprägung einer .guten Stube* hat natürlicn wiederum ihre Auswirkungen auf die bäuerliche Kultur dieses Landes gehabt“, unterstreicht Hofrat Colleselli. Die Verlagerungen vieler Bräuche vom Feuer in der Rauchstube in den Wohnraum ging Hand in Hand mit der Weiterentwicklung der Möbel. Aus der einfachen gotischen Truhe, die ursprünglich dem Aufbewahren von Getreide diente, wurden später die kunstvoll bemalten Truhen für das Heiratsgut.
Das Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck, das sich auch sehr intensiv mit dem zeitgemäßen Kunsthandwerk als Nachfolger der Volkskunst von gestern beschäftigt, wurde 1976 von rund 130.000 Menschen besucht. 1979 wird diese Schausammlung 50 Jahre alt.
