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Tod des Protektors

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Brisant ist das Thema des Attentats auf Reinhard Heydrich in Prag 1942 bis heute geblieben. Paradox an den zeitgenössischen Urteilen über das Prager Attentat ist die Tatsache, daß die marxistische Geschichtsschreibung in Prag mit den kritischen tschechischen Autoren der Gegenwart übereinstimmt: Das Attentat auf Reinhard Heydrich war eine Verzweiflungstat der damaligen CSR-Exilregierung in London, und die Verantwortung für die nachfolgende Terrorwelle im sogenannten „Protektorat Böhmen und Mähren“ trägt auch Dr. Eduard Benes mit.

Die ÖSR-Exilregierung war in London in einer, politisch betrachtet, sehr peinlichen Lage: Der Widerstand der Tschechen gegen die Okkupanten wollte nicht richtig und wirkungsvoll entflammen, so sah sich Benes gezwungen, von außen her einen Beweis zu liefern, daß das Volk tatsächlich gegen Hitler kämpft. In England ausgebildete Para- schutisten erschossen also Reinhard Heydrich.

Der Prager Autor, der jetzt in Österreich lebende Peter Kersten, schildert in seinem Roman die Vorgeschichte des Attentats, alle die ein wenig verworrenen Miß geschicke, die die aus England geschickten Paraschutisten in Prag zu überwinden hatten, das tragische Mitspiel von Verrätern und feigen Versagern, und schließlich auch die tragischen Folgen, die nach Heydrichs Tod wie ein grausamer Blitzschlag das ganze Volk trafen.,

So einen Stoff zu einem Roman zu verarbeiten, dazu gehören Mut, umfangreiche Kenntnisse und literarisches Können. Bei Peter Kersten vereinten sich alle Voraussetzungen, und so entstand nicht nur ein Roman, dem man in einem Atemzug lesen wird, sondern auch, vielleicht ungewollt, ein Standardwerk über das Prager Attentat an sich.

DER TOD DES PROTEKTORS. Von Peter Kersten. Molden-Verlag, Wien - München 1979, 476 Seiten, öS 270,-

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