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Typisch preisgekrönt

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Die Bachmann-Preisträgerin 1984, Erica Pedretti, hat nun jenen Text vorgelegt, für dessen Auszüge sie damals preisgekrönt wurde.

Was sich schon bei den damaligen Lesungen andeutete, nämlich, daß wir es hier mit einer speziellen Bachmann-Preis-Literatur zu tun haben, ist jetzt, nach Vorlage des Gesamtwerkes, offenkundig. Es ist jene spezielle, stets Bachmann^Preis verdächtige Zusammenstoppelung von Manierismen und scheinbar atemlosem Erzählgestus, die sich so gut für die Zeilenschinder der Großfeuilletons eignet.

Welch versteckte Pointen man doch herausarbeiten kann! Wie klug man doch ist, erkannt zu haben, daß auf Seite 73 etwa auf Morgenstern angespielt wird! Daß da und dort englische Ausdrücke eingefügt werden, und einmal sogar ein ganzer Absatz in englischer Sprache erscheint und sogleich in der Fußnote übersetzt wird, steht natürlich einen einsamen Höhepunkt erzählerischer Raffinesse dar, zumindest wenn es nach den Vertretern dieser Gattung von Rezension geht.

Es bleibt nur zu vermelden, daß hier ein wichtiges Thema (Ausbeutung des Leidens eines Menschen durch einen ihm nahestehenden Künstler) in unangemessener Fadheit behandelt wird. Eine Studienlektüre für jene, die Bachmann-Preisträger werden wollen.

VALERIE ODER DAS UNERZOGENE AUGE. Von Erica Pedretti. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 1986. 183 Seiten, geb., öS 218,-.

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