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Uberlebte Ehrbegriffe

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Ein englischer Film mit dem sprachlich falschen Titel „Die DueU listen“ (abgeleitet von dem englischen „The duellists“) wirft Probleme eines Ehrenkodex auf, der zur Zeit der napoleonischen Kriege eine Selbstverständlichkeit war, aber bei uns noch bis zum Ersten Weltkrieg Geltung hatte.

Er geht auf die Kurzgeschichte „The duel“ von Joseph Conrad, zurück und erzählt von zwei Husarenoffizieren der napolepnischen Armee, die im Straßburg des Jahres 1800 erstmals im Duell aufeinanderprallen und durch 16 Jahre hindurch einander auf mehreren Schauplätzen Europas, in Krieg und Frieden, mit Waffen verschiedenen Kalibers befehden, nur weil der eine von ihnen, als Fanatiker eines falschen militärischen Ehrbegriffes, Händel sucht, bis sein Gegenspieler, als beide bereits zu Generälen avanciert sind, dem irregeleiteten Haudegen seinen viel menschlicheren Begriff von Ehre aufzwingt und damit die jahrelange Fehde beendet.

Dem Film gelingt es in erstaunlicher Weise, Probleme von Menschen einer längst vergangenen Zeit dem Beschauer von heute nahezubringen, weil er gleichzeitig die kritische Distanz zu überholten, zutiefst inhumanen Verhaltensweisen mitliefert. Er hält sich gar nicht mit einem Psychogramm des Duellfanatikers auf, differenziert aber dafür dessen Umwelt in interessanter Weise. Der Streifen bezieht seine Spannung nicht nur aus den zahlreichen Duellszenen, sondern auch aus dem plastisch eingefangenen Zeitkolorit und erhält seinen besonderen Reiz durch Bilder von komponierter Schönheit. Da die Schauspieler durchwegs ausgezeichnet sind und sich auch die Unterhaltungsmusik dem nuancierten künstlerischen Stil anpaßt, ist hier ein sehenswertes historisches Gemälde gelungen, das als Spielfilm-debut des Engländers Ridley Scott besondere Anerkennung verdient.

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