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Über die Bauern

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Oswald Spenglers Ansicht von der Geschichtslosigkeit des Bauern und die bis in die Gegenwart reichende Vorstellung von der unveränderlichen und daher „heilen“ Welt des Dorfes fanden lange keinen Widerspruch, weil Forschungen zur bäuerlichen Sozialgeschichte kaum betrieben wurden. Der Göttinger Historiker Werner Rösener trägt mit seiner umfassenden Arbeit über Schicksal und Alltagsleben des Bauern im Mittelalter wesentlich zur Schließung einer Lücke bei.

Er beschreibt die Entstehung des Bauernstandes im Sinne des „Ackermanns“ und die verschiedenen Formen seiner grund- und leibherrschaftlichen Abhängigkeit. Die Veränderungen in Herrschaft, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, die seinen Typ prägten, werden erörtert. Das Bauernhaus, im Frühmittelalter noch zur „fahrenden Hab“ gerechnet, findet wie Flur und Dorf seine festen, landschaftstypischen Formen.

Uberaus interessant sind auch jene Aspekte, die im Leser aktuelle Assoziationen wecken. Man erfährt von einem europäischen Bevölkerungswachstum im Mittelalter um das Zwei- bis Dreifache und - als Ursache oder Wirkung - einer rapiden „Verge-treidung“, verbunden mit einer agrartechnischen Revolution. Damals wurde jene Kulturlandschaft geprägt, die im wesentlichen bis ins 19. Jahrhundert das Aussehen Europas bestimmte.

BAUERN IM MITTELALTER. Von Werner Rösener. Verlag C. H. Beck, München 1985. 276 Seiten. Ln., öS 308,10.

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