Invisible Man” erschien 1952, der erste und einzige Roman des afroamerikanischen Schriftstellers Ralph Waldo Ellison, der ein Jahr später dafür den National Book Award erhielt. Nach dem Tod des Autors 1994 liegt nun eine Neuausgabe vor, ergänzt durch ein Nachwort Ellisons aus dem Jahr 1981.Die mit vielen autobiographischen Zügen ausgestattete Geschichte erzählt von einem ehrgeizigen und mit Redetalent ausgestatteten jungen Schwarzen aus dem Süden. Sein Großvater war noch Sklave, er erhält ein Stipendium für ein College für Schwarze, das von reichen Weißen finanziert wird. Der
In der Geiselbergstraße, in Wien-Simmering, entstand eines der größten und modernsten Rechenzentren Europas, die Spardat, das EDV-Unternehmen des österreichischen Sparkassensektors. Der Wiener Architekt Artur Paul Du-niecki schuf damit ein nach innen funktionell überzeugendes und nach außen unverwechselbar elegantes Bürogebäude, dessen großzügige Leichtigkeit neue Urbane Identität schafft.Die künstlerische Ausgestaltung des 1 Iauses wurde der Malerin Charlotte Weinmann übertragen. Die Künstlerin hatte die ungewöhnliche Möglichkeit, ihr Konzept als integralen Teil des
Die Provence ist reich an wunderbaren, geschichtsträchtigen, legenden-umrankten Kirchen. An einigen der bekanntesten dieser uralten Heiligtümer sind neben dem Eingang Tafeln angebracht, an denen Verhaltenshinweise für den Besucher vermerkt sind. Zum Beispiel wird angeführt, daß das Betreten in Badekleidung und das Mitführen von Tieren verboten sei. Auch sei es nicht erlaubt, in der Kirche zu essen, und dieses Verbot beziehe sich auch auf den Genuß von Eis. Darauf wird grundlos extra hingewiesen, kann man doch immer wieder in säuglingshafter Zufriedenheit an ihrer Eistüte lutschende
Der nostalgische Seufzer von der guten alten Zeit, oft gehört und niemals ernst genommen, schien mir immer nur eine Erinnerungstäuschung zu sein, eine emotionale Verteidigung des Gewesenen und eine, wenn auch ziemlich hilflose Strategie gegen das Heimatloswerden durch zu viel Veränderung. Nun denke ich selber an die gute alte Zeit zurück, an damals, als die Kinder noch ihre gesamte Freizeit im Freien verbrachten, laut und lebhaft wie ein Spatzenschwarm. Sie spielten und tobten in den Gärten bis zum Einbruch der Dämmerung. Wenn sie endlich ins Haus kamen mit Apfelgesichtern und
Angerufen durch ein aktuelles Moment taucht oft ein Satz aus meiner Erinnerung auf, so präzise und kompromißlos, wie er in ferner Kinderzeit immer wieder gefallen war: Man zielt nicht auf einen Menschen.Das zum Dogma erhärtete Gebot von damals, immer im Ton ruhiger Unfehlbarkeit ausgesprochen und niemals in Frage gestellt, war von der elterlichen Autorität erfolgreich in uns gepflanzt worden und hat sich unausrottbar eingewurzelt. Man zielt nicht auf einen Menschen, auch nicht im Spiel und zum Spaß, auch nicht mit einer Spielzeugwaffe. Niemals zielt man auf einen Menschen.Im Zielen ist
Die großen politischen Veränderungen in unseren Nachbarländern, das historische Ereignis, brachten mir den Gewinn eines Verwandten und den Verlust eines Freundes. Ich gewann einen Vetter in Mähren. Ich verlor einen Freund in Kroatien.Der Vetter ist ein Nachkomme jener, die blieben, als ihre Brüder vor ungefähr vier Generationen wegzogen. So gering die Entfernung von Wien nach Brünn, Olmütz und Kremsier zu sein schien, für alles, was Wurzeln hatte oder schlagen wollte, war sie groß. In Wien überrollte das Leben die Erinnerungen an die alte Heimat. In Mähren bewahrte sich das Bild
Athos, der heilige Berg der Mönche und Einsiedler, Ort der Geheimoffenbarungen und Wundergeschichten hat auch nach tausendjährigem Bestehen nichts von seiner Faszination verloren. Zehntausende besuchen ihn Jahr für Jahr, Männer, vor allem aus Westeuropa. Frauen ist er verboten. Seit hier Panagia, die Gottesmutter, an Land ging, blieb die Halbinsel jeder anderen Frau versperrt. Die Legende erzählt, daß die Apostel nach dem ersten Pfingstfest die Missionsgebiete untereinander auslosten. Maria erhielt dabei Athos und Georgien. Auf einer Fahrt nach Zypern, wo sie den vom Tod erweckten
Dies ist nicht die Zeit für zeitlose Themen. Eingekreist von Schreckensbotschaften durch die Allgegenwart der Medien, haben wir Krieg um uns. Wir werden mit Informationen „bombardiert". (Diese Kriegsvokabel erhält immer wieder neue Aktualität, ehe die Gesellschaft sich entschließen kann, sie aus ihrem Wortschatz zu streichen.) Die Medien, deren Technik die zeitliche Einheit von Ereignis, Senden und Empfangen ermöglicht, erweisen sich als Vermittler von Hiobsbotschaften. Wir hören die Sirenen heulen, ohne in den Keller laufen zu müssen. Die Sirenen anderer Städte, kaum eine
Es ist ein unerwartet angenehmes Erlebnis, in einer Fremdsprache ein Werk über österreichische Literatur zu lesen. Die ungewohnte sprachliche Verbindung rückt den behandelten Gegenstand in eine interessante Distanz. Doch wird der Begegnung mit dem vertrauten Thema vor allem durch die Frische der Darstellung neue Spontaneität verliehen. Das bei Ariad-ne Press (Riverside, California) erschienene Werk über die österreichische Literatur der Jahrhundertwende läßt dabei keineswegs analytischen Tiefgang vermissen. Es ist die Absicht des 500 Seiten umfassenden Bandes sowohl für Studenten ohne
Friede, so hieß es vor einiger Zeit in einer Randnotiz bei einer Rundfunkdiskussion, sei als Begriff noch nicht definiert worden. Obwohl es seit langem die Friedensbewegung gibt, sei nicht klar, ob alle dasselbe und was die einzelnen meinen, wenn vom Frieden die Rede ist.Der Klang des Wortes Friede in unserer Muttersprache ist hell, freundlich und sanft, dem des Wortes Liebe ähnlich.In Kluges etymologischem Wörterbuch läßt es sich über seine verschiedenen Vorfahren im Althochdeutschen, Gotischen, Altsächsischen und so weiter auf die germanische Wurzel fri „lieben” zurückführen,
(Frauenbad in Baden; bis 12. August) Florentina Pakostas Ex- ponate stellen einen Querschnitt durch die letzten 25 Jahre ihres Schaffens dar und behandeln die beiden großen Themen der Künst- lerin: Mensch und Ding. Das Ding als Wegwerfprodukt in einer Mas- sengesellschaft, der Mensch als das, was ihn in dieser Gesellschaft zum erfolgreichen Überleben befähigt, als erstarrte, metallisch hart ge- wordene Physiognomie. Die Züge sind zu einer Maske gefroren, die nicht mehr abnehmbar ist.Eine in ihrer Ausweglosigkeit archaische Dramatik wirkt aus diesen Bildern. Weder Form noch Inhalt lassen
Wo konsumiert wird, entsteht Abfall. Seine Menge verhält sich proportional zum Konsum. Außerdem abfallenden Unbrauchbaren verursacht die Konsumgesellschaft auch Berge von weggeworfenem Brauchbaren. Versiert Suchende können ihre Funde machen. Das Wachstum der Wirtschaft und ihr Florieren beruhen auf der Kurzlebigkeit unserer Freude an den Dingen. Noch ehe sie sich selbst abnützen, hat sich unser Interesse an ihnen abgenützt. Und sie erleiden den unnatürlichen Tod des Weggeworfenwerdens.Der Einkaufsbummel ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Was ist stärker, die Lust am
Am 23. April wäre Christine Busta 75 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlaß fand, wegen eines Franz Werf el-Symposions um einige Tage verschoben, im Oratorium der Na- tionalbibliothek eine Lesung statt. Wendelin Schmidt-Dengler sprach über die Dichterin, ihre besondere Art der Auseinandersetzung mit dem Neuen Testament. Aglaja Schmid las aus dem Werk, musika- lisch umrahmt von der Flötistin Sylvie Lacroix.Im Foyer des Hauptlesesaales war Christine Busta eine Ausstellung gewidmet.- In liebevoller Zusam- menstellung wurden ihr Leben und Schreiben und die Aufnahme ihres Werkes dokumentiert.
Zwanzig Prozent des kostbaren Buchbestandes der österreichischen Nationalbibliothek sind von Zer- störung bedroht. Durch Alter, Benützung und Umwelteinflüssesind Schäden entstanden, die drin- gend des Restaurators bedürfen. Die hauseigene Abteilung für Restau- rierung ist zwar mit höchster fach- licher Qualität, aber mit zu wenig Geld und zu wenig Personal ausge- stattet: nur zwei Spezialisten ste- hen zur Verfügung, das Budget reicht kaum für die Erwerbungen.Die Nationalbibliothek hat sich nun an die Öffentlichkeit gewandt: Jeder, dem die Rettung des Schrift- gutes am Herzen
Eine Ausstellung des Archivs der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien geht der Frage nach, wodurch ein Komponist bei seinen Zeitgenossen, bei der Nachwelt berühmt ist, warum andere Künstler vergessen sind. Als thematische Vorbereitung für das Mozart-Jahr 1991 wurden vier Künstlerpersönlichkeiten ausgewählt,' die vor, neben und nach Wolfgang Amadeus Mozart erfolgreich in Wien gewirkt haben, aus verschiedenen Gründen zu ihm in Beziehung gesetzt wurden und dennoch rasch aus dem Gedächtnis verschwanden.Als Hofkapellmeister und -kom-ponist war Florian Leopold Gaßmann bemüht, den
Wir reisten die Donau abwärts durch Ungarn und über dessen Grenze nach Jugoslawien bis an die Mündung der Drau. Unser Ziel war das große Naturschutzgebiet „Kopacki rit“, eine Landschaft aus weiten Wasserflächen, tiefen Flußarmen und Urwäldern, 50.000 Hektar groß, das „Land der tausend Hirsche“, nur ausgewählten Jägern zugänglich, ein Vogelparadies, doch selbst den Naturforschern kaum bekannt.Im Dorf Aljmas“ an der Donau wurden wir erwartet. Die Hausfrau überließ uns ihr Schlafzimmer und versorgte uns mit köstlichem Essen, der Hausherr war unser Führer zu Wasser und zu
Das Leo Fall-Archiv, der gesamte künstlerische Nachlaß des Komponisten, konnte dank der Unterstützung von Shell Austria von den USA nach Wien zurückgebracht werden. Leo Fall, 1873 in Olmütz als Sohn eines Militärkapellmeisters geboren, ein Hauptvertreter der „Silbernen Operette“, war auch ein Zeitgenosse der Zwölftonmusik. Bis heute gibt es weder eine Biographie des Komponisten noch ein Werkverzeichnis. Der Nachlaß des 1925 Verstorbenen wurde nach 1938* durch einen Freund der Familie nach Amerika gebracht.Das Fall-Archiv enthält in 14 großen Kartons 5.000 bis 6.000 Objekte,
Das Werk Friedells hat zwar in den letzten Jahren bei den Lesern verstärktes Interesse gefunden, doch die Wissenschaften haben sich mit dem vielseitigen Genie noch wenig beschäftigt. Das liegt zum einen daran, daß Friedellsichkeinem Fach eindeutig zuordnen läßt, weder der Geschichte, noch der Theaterwissenschaft, noch der Publizistik. Einzig die Germanisten arbeiten seit zwei Jahren an einem Friedell-Pro-jekt, das von Roland Innerhofer betreut wird. Zum anderen liegt es am Mangel an Material. Ein großer Teil des Friedeil Nachlasses ist von den Nationalsozialisten vernichtet worden. Das
Aus einer fremden Stadt . zurückgekehrt, sind die Augen wieder neu geschärft für die eigene Umgebung. Das bezieht sich nicht auf die Unterschiede der Architektur, sondern auf die des Lebensstils, auf die Art, in der die Stadt Lebensraum und Ausdrucksfeld ihrer Bewohner ist.Schon immer sind mir die verödeten Balkone der inneren BezirkeWiens aufgefallen. Von Rom kommend ist dieser Anblick besonders augenfällig. Die Balkone der Wiener Althäuser sind dekorative, gliedernde oder dynamisierende Elemente der Fassaden, teilweise mit Vorrichtungen ausgestattet, um Pflanzen aufzunehmen. Doch nur
Für den Nachteil, nicht in einer Region des immerwährenden Frühlings zu Hause zu sein, entschädigen uns die Jahreszeiten. Das Erlebnis ihres Wechsels bildet den Hauptgrund und den Rahmen unserer Sinneswelt. Der Viervierteltakt des Jahres rhythmisiert unser Leben. „Jahreszeitwechsel sind kein kollektives Erlebnis — wie es dem gemeinen Verstände fürs erste scheinen möchte -, sie bilden vielmehr einen für jeden und jedesmal ganz anders gestalteten Baustein in jeder Biographie“, heißt es in Heimito von Doderers Roman „Die Dämonen“.Mittlerweile, so könnte man meinen, sind wir
Ende Oktober, als im Wiener Volksgarten die Rosen noch in voller Blüte standen, wurden gegenüber im Rathauspark bereits die Eingänge mit Tannengrün geschmückt. So konnte man, die Ringstraße überquerend, von einer Jahreszeit in die nächste gehen.Noch war das Laub nicht gefallen, da entstanden schon die Hüttchen des Christkindlmarkts, und alsbald verbreitete sich der starke Geruch von heißem Ol, der den Friteusen der Längos- und Pommes frites-Verkäufer entströmte. Tag für Tag nahmen die Zeichen und Signale zu, die uns ermahnten, die schwierige Pflicht des Geschenkebesorgens nicht
Im Bildhauersymposion Lindabrunn in Niederösterreich ist heuer, von einem Künstlerkollektiv gemeinschaftlich geplant und ausgeführt, ein Sakralobjekt entstanden. Die Bildhauer' gehören verschiedenen Nationen und Konfessionen an. Sie errichteten die aus Stahl und Stein bestehende Skulptur auf einem aufgeschütteten Hügel innerhalb des Symposionsgeländes. Polierter, spiegelnder Stahl bildet einen hohen, nach zwei Seiten offenen Raum über zwei aus Steinblökken zusammengefügten Skulpturen.Das Werk entspricht dem Lin-dabrunner Ethos, das die Kooperative der Wettbewerbsgesellschaft als
Aus welchen Motiven werden Souvenirs gekauft? Gilt unsere sehnsüchtige Erinnerung tatsächlich bestimmten Orten, oder nicht vielmehr den Gefühlen, die sie auslösen?
Die älteste Landkarte Niederösterreichs wurde durch einen Sponsor für die Nationalbibliothek erworben. Es handelt sich um einen Renaissance-Kupferstich aus den Jahren 1540 bis 1550 in der Größe von 31,5 mal 44 Zentimetern. Der Baustoffhersteller Ytong, ein in Loosdorf/Melk ansässiges Unternehmen, schenkte das kostbare kulturgeschichtliche Objekt der Nationalbibliothek.Zu deren Aufgaben und Pflichten gehört es, ihre Sammlungen ständig zu erweitern. Nun teilt sie aber mit manch anderer Institution das Schicksal der Disproportionalität von Budgetmitteln und Aufgaben. Dieser Zustand
Marie, ich bitt Sie auf Knien ...“ Diese erste Zeile des Weinheber-Gedichts „Die Hausfrau und das Mädchen“ weist darauf hin, daß selbst in der guten alten Zeit der Hausfrau, obwohl sie über eine Marie verfügte, die Plage nicht erspart blieb. Inzwischen haben effektive Geräte von hoher Verläßlichkeit die Stelle des nützlichen, dienstbaren und zuweilen nervenaufreibenden Mädchens eingenommen. Die Haushaltsführung ist einfacher geworden, man kocht nicht mehr so kompliziert, und Einladungen zum Abendessen sind keine Leistungsprüfung in Hauswirtschaft mehr. Frauen suchen heute ihre
Auf Initiative des Niederösterreich-Fonds erarbeitete der junge Historiker Leopold Kammerho-f er eine Studie über Niederösterreich in der Zwischenkriegszeit. Die deskriptive, dokumentarische Darstellung widmet sich besonders der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes von 1918 bis 1938.Bisher lagen nur fragmentarische Arbeiten der landeskundlichen Forschung zur Zeitgeschichte vor. Nun beeindruckt die erstaunlich objektive Zusammenfassung.Die Arbeit hat einen enorm umfangreichen Stoff zu bewältigen. Lokalzeitungen und Chroniken werden als Quellen benutzt. Von einem
Mitte November durchläuft die Erde das Sternbild der Plejaden. Die Erdatmosphäre kühlt binnen weniger Tage entscheidend ab, und Niederschlag tritt ein. Es beginnt die kalte Zeit. „Wohl dem, der jetzt noch Heimat hat...“ Das Jahr geht zu Ende. Seine Früchte können geprüft werden.Im neuen Wein spiegelt sich das vergangene Jahr. Er ist die Antwort auf die Frage: wie war es? Denn Jahre kommen und gehen. Eins ums andere fällt wie Laub und wird zu Humus für die Zukunft. Doch keins ist wie das andere. Wenn wir ab Martini den neuen Wein verkosten, denn von diesem Zeitpunkt an gilt er als
Von einem Kreis von Bücherfreunden wurde vor 75 Jahren die Wiener Bibliophile Gesellschaft gegründet. Bedeutende Persönlichkeiten des Kulturlebens traten ihr bei. Sie stellte es sich zur Aufgabe, Buch-Raritäten in Neudruck und in Faksimile für ihre Mitglieder zu veröffentlichen. Uber 70 Publikationen sind seither entstanden. Einige dieser Veröffentlichungen sind heute bereits gesuchte bibliophile Kostbarkeiten wie etwa das 1941 in Faksimiledruck erschienene erste Textbuch zur Zauberflöte.Aus Anlaß des 75jährigen Bestehens der Vereinigung erschien nun das Faksimile des Librettos des
Der bei Styria erschienene Roman des deutsch schreibenden Belgiers Freddy Derwahl, „Der Mittagsdämon“, wurde in der belgischen Botschaft in Wien präsentiert. Bei diesem Anlaß wurde bekanntgegeben, daß Freddy Derwahl für dieses Buch den Literaturpreis der deutschsprachigen Gemeinschaft in Beigien erhalten wird. Der amerikanische Verlag „Word“ meldete sein Interesse an einer Ubersetzung an. An einer französischen Ubersetzung wird derzeit an der Universität Lüttich gearbeitet.„Der Mittagsdämon“ ist der erste Roman des Autors, der als freier Journalist auch für das belgische
Die österreichische Nationalbibliothek kann ihre vielfältigen Aufgaben aus Geldmangel nicht mehr erfüllen, das betrifft sowohl den Ankauf aktueller Literatur als auch wertvoller Sammelobjekte.Es ist daher sehr erfreulich, daß das Pharma-Unternehmen Bayer Austria fünf wertvolle Manuskripte von Gerard Van Swie-ten für die Nationalbibliothek erwarb. Der berühmte Leibarzt Maria Theresias war auch Prä-fekt der ehemaligen Hofbibliothek. Ihm sind die Grundlagen für die Entwicklung der Wiener medizinischen Fakultät zu verdanken. Unter den neu erworbenen Manuskripten befindet sich auch das
Der Bildungstourismus benützt es gern, das wohlklingende Wort Genius loci. Ein kleiner Schatz an lateinischen Vokabeln erhebt einen Menschen in den geistigen Adelsstand der humanistisch Gebildeten — dieser bedenklichen Meinung kann man noch immer begegnen.Gibt es den Genius loci wirklich? Wenn wir andächtig Ruinenfelder durchwandern, uns zwisehen Tempeltrümmern, einst Göttern geweiht, deren Mythen wir kennen, bewegen, wenn angesichts einer lateinischen Inschrift Erinnerungen an ferne Schulstunden in uns auftauchen und wir mit Rührung ein wiedererstandenes Partizip in uns begrüßen,
Nicht nur des Müllers ist des Wanderns Lust, mit bequemem Fahr- oder Flugzeug ist die Lust ganz allgemein. Und so zieht man los, gen Süden zumeist.,.Nach ur-louben gan” bedeutet „der Einladung folgen”. (Lexer, Mittelhochdeutsches Wörterbuch.) Die Länder, ihre Strände und Kulturstätten sind servierbereit.Was erwartet der Reisende? Sonne, denn die verbrannte Haut ist die Trophäe erster Kategorie. Und ein wenig Sightseeing, denn die Trophäe zweiter Kategorie ist, dortgewesen zu sein.An den Stätten der Hochkulturen haben sich Methoden der Massentourismus-Bewältigung entwickelt, die
Samstag, eine Stunde nach Ladenschluß: Autos lösen sich aus ihren Parkplätzen. Die Lük-ken bleiben frei, vergrößern sich in kurzer Zeit. Die Straße atmet auf, dehnt sich von einer Häuserreihe zur andern, wird als Raum erfaßbar und nicht nur als Weg. Der Lärm verebbt, die Luft wird leichter. Bald wird man spüren, daß Wälder und Hügel nicht fern sind.Wer das Wochenende in der Stadt verbringt, kann seine Sinne spazierenführen. Es gibt mehr zu sehen, mehr zu hören und mehr zu riechen; und das eine bewirkt das andere. Wenn der Lärm wie ein Vorhang weicht, kommt die Geräuschkulisse
Die „publikumswirksame Villa Hahn", wie der Präsident des Bundesdenkmalamtes sich ausdrückte, ist durch eine Reihe von Auflagen nun doch gerettet. Das Denkmalamt bewilligte den Kaufvertrag unter der Bedingung eines festgelegten dreistufigen Zeitablaufs der Restaurierung. Im Inneren der Villa müssen die Repräsentationsräume nach den Ergebnissen einer Erarbeitung durch die Werkstätten des Bundesdenkmalamtes rekonstruiert werden. Die Nebengebäude, nicht von Otto Wagner stammend, aber in seine Ensembleplanung einbezogen, haben revitalisiert zu werden — der Käufer hatte die Absicht, sie
Es ist ein Geruch, an dem wir die Nähe des Frühlings zuerst wahrnehmen, noch lange vor seiner Ankunft. Dieser Geruch ist überall gegenwärtig, nicht nur in Wald und Feld, sondern auch in den grauen Straßen der Städte. Er ist stärker als der Gestank der Abgase, so stark, daß er unfehlbar zur Kermtnis genommen werden muß. Er setzt sich aus dem Aroma von feuchter Erde, auf der lange Schnee gelegen war und in der sich alle bittersüßen Verwesimgs-düfte des Herbstes ins Reine gewandelt haben, und dem Duft von frischer Luft zusammen, die in großer Fülle und Klarheit in die winterliche
Die Projektgruppe zur Rettung der von Otto Wagner erbauten Villa Hahn in Baden bei Wien erarbeitete eine Dokumentation und wandte sich in Form eines Buches, das gleichsam einen Abdruck der Villa darstellt, an folgende Personen und Institutionen, in deren Händen das Schicksal des Hauses liegt: das Wissenschaftsministerium, die Landesregierung, das Bundesdenkmalamt und das Landeskonservato- riat, die Stadtgemeinde Baden,die Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter als öffentlich rechtliche Körperschaft und Eigentümer. Die Projektgruppe forderte• sofortige bestandssichemde Maßnahmen•
Der Traum vom Leben auf dem Lande wird geträumt, seit Menschen in Städten wohnen. Er ist ein Thema, das von einer Generation zur nächsten variiert. In manchen Zeiten träumen ihn nur wenige, in anderen viele. Sein manifester Inhalt kommt aus den Unzulänglichkeiten der Stadt, den in ihr unerfüllbaren Wünschen. Der latente Inhalt entsteht aus den Sehnsüchten und Ängsten der Seele, die ja selber ein weites Land ist.Uberall und bis in die Antike zurück finden wir die architektonischen und literarischen Verwirklichungen der Träume vom ländlichen Leben.Wer hat sich nicht schon manchmal
Wenn wir Bedürfnis nach Musik haben, schälten wir das Radio ein oder legen eine Platte auf. Unsere musikalische Versorgung ist technisch von frühester Jugend an gesichert. Sobald sich ein Kind aufrichten kann, interessiert es sjch für die Betätigung von Knöpfen. Als Schulkind bekommt es, noch ehe es richtig lesen gelernt hat, seinen eigenen Kassettenrecorder. Etwas später klemmt es sich Kopfhörer an die Ohren—eine Möglichkeit, sein Alleinsein unter Menschen zu genießen, ohne denken zu müssen. Die Autos sind mit Musikanlagen ausgestattet, das individuelle Kassettensortiment
Der Lauf der Zeit geht nicht geradeaus. Er ist, so scheint es, ein Tanz in Wellen und Kreisen. Vergangenes schwingt über Generationen hinweg in die Gegenwart, kreuzt den Augenblick und tritt in das Scheinwerferlicht des Bewußtseins. Dann zerbrechen Klischees, und neue entstehen.Wert und Unwert, Achtung und Verachtung wechseln einander ab wie Wellenberg und Wellental. Eines Tages z. B. erfährt mandurch Rundfunk oder Fernsehen, daß die Neugotik ab jetzt als bedeutende Stilrichtung zu betrachten sei, und Restauratoren eilen, sie mit neuem Glanz zu versehen. Auferstehungen werden gefeiert,
Oswald Spenglers Ansicht von der Geschichtslosigkeit des Bauern und die bis in die Gegenwart reichende Vorstellung von der unveränderlichen und daher „heilen“ Welt des Dorfes fanden lange keinen Widerspruch, weil Forschungen zur bäuerlichen Sozialgeschichte kaum betrieben wurden. Der Göttinger Historiker Werner Rösener trägt mit seiner umfassenden Arbeit über Schicksal und Alltagsleben des Bauern im Mittelalter wesentlich zur Schließung einer Lücke bei.Er beschreibt die Entstehung des Bauernstandes im Sinne des „Ackermanns“ und die verschiedenen Formen seiner grund- und
Kinder lernen ununterbrochen, es ist für sie eine Selbstverständlichkeit. Mit dem Eintritt in die Schule wird ihr Lernen reglementiert und hört somit auf, eine Selbstverständlichkeit zu sein. Nun sagen sie nicht mehr so oft: Schau, was ich kann!, sondern öfter: Schau, was ich bekommen habe - einen Einser!Noten werden zur Entwicklung des Leistungsdenkens für nötig gehalten. In Wirklichkeit wird aber nur das Konkurrenzdenken entwickelt. Denn die Freude über die guten Noten geht Hand in Hand mit der Schadenfreude über die schlechten der anderen.Werte und Statussymbole sind im Begriff,
Ein Ferientag, ein Sommertag auch für die Seele — und welches Kleid paßt dazu? „Heiter, ohne Schwere” soll es sein, denn es besteht kein Zweifel darüber, daß man seine Kleidung nicht nur nach äußerlichem Anlaß, sondern auch nach innerer Verfassung auswählt. Man verkleidet sich gerne ein bißchen, das heißt, man sucht seiner Laune das passende Kostüm. Gute Laune macht eine gute Haltung, und beides gehört zu einem Dirndl. Das Rückgrat dehnt sich, wenn man die Schürzenbänder straff um die Taille bindet, und dadurch nimmt der Busen, vom Dirndl liebevoll betont, die ihm
Die Sechsjährigen beantworteten die Frage „Freust Du Dich schon auf die Schule?" erwartungsgemäß mit ja, ehe sie jetzt zu Schulbeginn auf das Fließband der Lernindustrie gesetzt werden. Die Eltern haben kein gutes Gefühl dabei, denn die Schule genießt wie auch alle anderen Institutionen weder ungeteiltes Ansehen noch Vertrauen.Sie ist ein Prozeß, der durchlaufen werden muß und der nach einer Anzahl von Jahren beendet ist. Zu diesem Zeitpunkt fragt man sich, wo die vielen begabten Kinder hingekommen sind. Das von den meisten Schülern herbeigesehnte Ende manifestiert sich in einem
Die Fähigkeit, überlegt und präzise auszusprechen, was wir denken und empfinden, verkümmert, unser Reden ist nicht Mitteilung, sondern Zeichen unserer Unruhe - wir verlernen die Sprache!