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Friedells Nachlaß

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Das Werk Friedells hat zwar in den letzten Jahren bei den Lesern verstärktes Interesse gefunden, doch die Wissenschaften haben sich mit dem vielseitigen Genie noch wenig beschäftigt. Das liegt zum einen daran, daß Friedellsichkeinem Fach eindeutig zuordnen läßt, weder der Geschichte, noch der Theaterwissenschaft, noch der Publizistik. Einzig die Germanisten arbeiten seit zwei Jahren an einem Friedell-Pro-jekt, das von Roland Innerhofer betreut wird. Zum anderen liegt es am Mangel an Material. Ein großer Teil des Friedeil Nachlasses ist von den Nationalsozialisten vernichtet worden. Das Originalmamiskript der „Kulturgeschichte der Neuzeit“ existiert nicht mehr. Das setzt der Forschung und der Erfassung des Gesamtwerkes große Schwierigkeiten entgegen.

Umso erfreulicher ist es daher, daß die Bundesländerversicherung einen Teilnachlaß Friedells für die Nationalbibliothek erwarb. Es handelt sich.um frühe, fast ausschließlich unveröffentlichte Arbeiten, philosophische Essays, aphoristische Skizzen und Briefe, unter anderem von Lina Loos, und Cecilie Brandstätters Brief über Peter Altenberg. Mit dieser Neuerwerbung für das Literaturarchiv ist die Frie-dell-Forschung nun auf solidere Füße gestellt. Da besonders das Frühwerk noch wenig erfaßt ist, erhofft man sich interessante Funde. Friedell griff nämlich stets auf seine früheren Arbeiten zurück, er verwendete sein eigenes Werk als Steinbruch, und einzelne Passagen tauchen in unterschiedlichen Zusammenhängen oft nach Jahren auf.

Die Nachlässe bedeutender Persönlichkeiten der österreichischen Literatur im Land behalten zu können, was immer wieder der Hilfe von Sponsoren bedarf, ist nicht nur ein Anliegen der Germanisten. Man

möchte seine Toten bei sich haben, man arbeitet dann intensiver, sagte Wendelin Schmidt-Dengler.

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