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Umweg nach Wien

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Die älteste Landkarte Niederösterreichs wurde durch einen Sponsor für die Nationalbibliothek erworben. Es handelt sich um einen Renaissance-Kupferstich aus den Jahren 1540 bis 1550 in der Größe von 31,5 mal 44 Zentimetern. Der Baustoffhersteller Ytong, ein in Loosdorf/Melk ansässiges Unternehmen, schenkte das kostbare kulturgeschichtliche Objekt der Nationalbibliothek.

Zu deren Aufgaben und Pflichten gehört es, ihre Sammlungen ständig zu erweitern. Nun teilt sie aber mit manch anderer Institution das Schicksal der Disproportionalität von Budgetmitteln und Aufgaben. Dieser Zustand führt nun auch bei uns auf den Weg des Sponsorentums, der in anderen Ländern bereits Tradition hat.

Immer wieder tauchen am internationalen Markt Objekte auf, die als Dokumente geistigen Schaffens der Sammlung eingefügt werden müßten. Wäre dann nicht tatkräftige Hilfe von privater Seite zur Stelle, wäre die Kostbarkeit wahrscheinlich unwiederbringlich für unser Land verloren.

Die neuerworbene Karte ist we- ■ sentlich älter als die „Lazius-Kar-te“, die bisher für die älteste karthographische Darstellung Niederösterreichs gehalten wurde. Der schöne Kupferstich weist auf seiner linken Hälfte eine nach Westen orientierte Karte von „Vorderösterreich“ auf, die rechte Seite zeigt Niederösterreich von der Thaya bis zum Semme-ring. Der Ortsnamenforschung und dem Studium der Geländeformen wird die Karte noch nicht abzuschätzende neue Erkenntnisse bringen.

Der Weg des historischen Dokumentes begann in Italien. Der Verleger, Buchhändler und Kartenmacher Lafreri hatte die Karte einem Atlas eingefügt. Uber verschiedene italienische Besitzer gelangte die Karte schließlich zu einem bekannten New Yorker Antiquar und über die Schweiz weiter zu einem Wiener Kunsthändler.

Nun konnte sie in einem feierlichen Akt im Prunksaal der Nationalbibliothek der Obhut der Kartensammlung anvertraut werden. Diese gehört mit mehr als 500.000 Objekten in quantitativer wie in qualitativer Hinsicht zu den fünf führenden Kollektionen ihrer Art in der Welt.

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