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Über die Liebe

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Wie Elias Canetti ist der Autor Chemiker, aber auch Schriftsteller, der den verborgenen, vordergrün-dig nicht merkbaren Facetten men-schlicher Seelenentwicklung nach-spürt. Dem bekannten Genre des Briefromans setzt Franz Richter nun die "Brief-Erzählung" entge-gen. Nach seinem vor drei Jahren erschienenen Roman "Spaltklang" ein zweites Werk tiefschürfender Erkundung möglicher zwischen-menschlicher Beziehungen.

Bereits in der Vergangenheit oft schon schicksalhaft miteinander verbundene Gestalten werden im neuen Buch durch das Medium des erdachten Briefes, der als solcher natürlich größte Exaktheit im Ausdruck fordert, auf selten ein-drucksvolle Weise charakterisiert; sie werden wieder lebendig und stehen vor uns als Exponenten eines zumindest potentiell immer möglichen edlen Menschentums, denn nie wird Liebe verfremdet, nie mißbraucht und im Unterord-nen egoistischen Zielen gegenüber geknechtet, bis sie in Haß um-schlägt. Seien es nun Briefwechsel zwischen Personen aus ferner Ver-gangenheit, wie zum Beispiel Au-gustinus oder Ninon de Nenclos, oder Figuren der Gegenwart, im-mer leuchtet die menschliche Fä-higkeit durch, das Wohlergehen des anderen vor jenes der eigenen Per-son zu stellen, also wahrhaft zu lieben. Mehr kann von dazu auch sprachlich schönen Geschichten eigentlich nicht erwartet werden.

GESTALTEN DER LIEBE. Brief-Erzählungen. Von Franz Richter. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten 1989. 320 Seiten, öS 248,-.

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