Weitermachen ist Unsinn, aufhören noch unsinniger. Immer wieder während ihres bewegten Lebens ist Ruth Pfau in die Lage gekommen, diesen Satz zur Grundlage ihres Handelns zu machen. Ihre Selbstbiographie fasziniert. Das Buch ist kaum aus der Hand zu legen.Erst Hitlerjugend-Mädchen im Katastropheneinsatz in bombardierten deutschen Städten. Danach in der Ostzone in der FDJ, wo sie alle alten Bekannten von zuvor trifft - und weggeht. Anschließend freizügig lebende Studentin. Zuletzt, vom Beispiel einiger Freunde überzeugt, die Taufe, Eintritt in die katholische Kirche, das Medizinstudium
Eine Lyrik-Reise von Friesland bis zum Neusiedlersee. Man reist gerne mit den Möven, die an Schnüren aus Wind hochsteigen, und die zwei Pfähle für das Schiff sind schon lang mit dem Mond in der Ferne zergangen. Und die Arabesken erzählen, daß begehrenswert ist, was der Nebel verbirgt. Im zuletzt erschienenen Ruch Eggerths findet man nicht wenige Gedichte, die einfach schön sind und Herz und Seele ansprechen. Ein Ruch, das man gerne in seiner Nähe weiß.Dazu ein Rand Prosa. Die Geschichte eines Dorfschullehrers. Einst Fallschirmjäger, dann Philosophiestudent und Dolmetsch. Sein Weg
Das Riesenspiel”, der neue Roman von Wolfgang Roesch, verdient nicht bloß wegen seiner literarischen Qualitäten besondere Beachtung. Gleichzeitig nämlich bildet der Text die historische Basis für den gegenwärtig notwendigen Kampf gegen jede nationalsozialistische Wiederbetätigung. Da gibt es im Buch im Jahr 1938 erst einmal Jakob Sörgel, den akademisch gebildeten Landmann mit Zivilcourage. Er scheint über den Dingen zu stehen. Trotzdem bringt es seine junge Freundin vorerst nicht über sich, ihm etwas zu gestehen, was ihr selbst vollkommen fremd ist: ihr Judentum. Ihre Herkunft wird
Ferdinand Starmühlner war viele Jahre Professor am Institut für Zoologie an der Universität Wien. Während dieser Zeit ist es ihm immer wieder gelungen, im Zug verschiedenster Feldforschungen interessante und eher unzugängliche Gebiete der Erde aufzusuchen und dort wissenschaftlich zu arbeiten. Schon früheren Publikationen, darunter Bücher wie „Salzseen und Steppen” oder „Urwaldinseln”, beschrieben interessante und wenig bekannte Ländereien.Mit seinem zuletzt erschienenen Werk hat sich der auch international bedeutende Zoologe einer Gegend zugewandt, von der wohl jeder gehört
Blickt ein Mensch um sich, der Zusammenhänge in der Welt des Geistes zu erfassen vermag, kann ihm die Gottesfinsternis unserer Tage wohl kaum verborgen bleiben. Trotzdem: Im Jahr 1953 erstmals erschienen gab es bis jetzt bloß einen Abdruck von Bubers „Gottesfinsternis” in Buchform, nämlich in seiner Werkausgabe. Nun sind diese Texte Bubers wohl anspruchsvoll, andererseits von so gewaltiger Aktualität, daß sie eine besserer Rezeption verdienen als sie bisher hatten„Es ist nicht nötig, etwas über Gott zu wissen, um wirklich Gott zu meinen” beginnt Ruber herausfordernd. Den Gott
Das Lmfeld Wiens ist gleich dem Rheinland durch die Jahrtausende immerzu eine \ ölkermühle gewesen. Germanen und Römer. Kelten und Avaren, später Magvaren und Rohmen und viele andere sind gekommen, sind oft weitergezogen, einige auch geblieben. W enn ..der Y\ iener” als Produkt obiger Entwicklung nun auf „Zuzügler” blickt, sieht er entgegen deutlicher, aber doch zumeist bloß augenblicklicher Abwehr doch sehr bald den \ erwandten. Beginnend mit Prinz Eugen von Savoven und über Hebbel und Laube, über Salieri und Billroth bis zu Calafatti beschreibt der geübte Autor Schicksale von
Es geschieht nicht oft, daß man einer Kurzfassung der Bibel begegnet, die umfassend informiert und noch dazu für Erwachsene und Kinder gleichzeitig geeignet ist.Am Beginn wird in einem Artikel über die Entstehung der Bibel gesprochen und festgestellt, daß es sich hier um heilige Texte handelt und daß bei der Flut an Geschehnissen, die uns Zeitungen, Kino und Fernsehen nahebringen, die Geschichten der Bibel heutzutage weniger bekannt sind als je zuvor. Alles beginnt dann wie üblich mit der Schöpfungsgeschichte und einer hübsch aquarellierten Umrißzeichnung, die das erste Menschenpaar
Wer noch nicht sieht, wie und was mit dem Auge des Herzens gesehen werden kann, für den wohnt, wenn er es trotzdem versucht, in jedem metaphysischen Sehen etwas von Magie. Denn auf geheimnisvolle Weise entstehen vor ihm übernatürliche Wirkungen.In den drei erschienenen Texten von Franz Richter (siehe auch Seite 19) gibt es als Protagonisten Personen, die nun keineswegs Anfänger sind im Schauen des Unsichtbaren. Sie stehen bereits an der Schwelle und beginnen, mehr zu sehen als Schulweisheit sich je träumen läßt. Jede der drei Geschichten stimmt nachdenklich und vordergründig ist die
200 Jahre Tourismus haben in dem ehemaligen Agrarland Salzburg deutliche Spuren hinterlassen. Doch erst ih den letzten Jahren begann ein Umdenken, das Landschafts- und Naturschutz mit dem Besucherstrom zu versöhnen sucht.
Was die Dichtung des einer alten polnischen Familie entstammenden und in Mailand lebenden Tirolers Karl Lubomirski auszeichnet, ist deren Kürze. Da ist kein Wort zuviel und keines zuwenig, sodaß ein Sprachkunstwerk vorliegt, das, rein und reif, melodisch, bisweilen auch behutsam gereimt, in knappen verpflichtenden Bildern so ziemlich alles erleben läßt, was Menschen bewegt, das ewig Widersprüchliche vor allem, gleichzeitig aber, beinahe geistlich, sich einsetzt für tätige Liebe, für Hoffnung, Versöhnung und Frieden. „Mächtiger als die Ströme des Leids“, heißt es bereits im
Anthony de Mello (1931-1987) ist einer der berühmten Jesuiten unserer Tage. Als Exerzitienmeister, Pastoralberater und nicht zuletzt als .Autor von Betrachtungs- und Meditationsbüchern mit den zentralen Themen Wachsein und Bewußtheit hat er sich einen guten Namen gemacht. Nun wurde ein Jahresbuch mit Zitaten aus seinen Werken zusammengestellt. Möglichst zeitig am Tage schlägt man es auf und fmdet Tagesthemen wie „Mutterliebe“, „Ehrlichkeit“, „Unglück“ oder „Umdenken“. Da auch die leiseste Beziehung zum Kirchenjahr fehlt, ist der Band vom Verlag klugerweise für jeden
Den neuen Verhältnissen entsprechend haben tschechische und österreichische Wissenschaftler einen ungewöhnlichen, auch ungewöhnlich ansprechenden Führer durch das Wald- und Weinviertel sowie durch Südmähren herausgegeben. Alles beginnt mit der Geschichte, auch der Kunst- und Wirtschaftsgeschichte der Region. Im folgenden „narrativen Teil“ geht es um Kultur in vielfachem Sinne: von der Weinkultur bis zur Kulturvemichtung, nämlich der Vertreibung der Juden durch die Okkupation durch Nazi-Deutschland und nachher die Aussiedlung der Sudentendeutschen nach 1945. Aber auch die
Dieser Einblick In das Weltbild der Anden-Indianer bietet dem Menschen der Industrieländer die Möglichkeit, eine andere Sichtweise der „Weltkultur“ kennenzuiernen.
Die fremde und für Europäer auch noch recht unbekannte Welt Jemens, das durch den Bürgerkrieg in die Schlagzeilen der Medien geraten ist, wird durch diesen großartigen Bildband erschlossen.
Erst spät, nämlich 1275 wird „ecclesia sancti Egidii in Sty-ria" erstmals urkundlich erwähnt. Was nachkommt, ist die übliche Folge von Brand, Neubau und der Veränderung der Ausstattung im jeweils gängigen Stil. Bald nach dem Beginn des gotischen Neubaues werden, entsprechend dem wirtschaftlichen Aufschwung Steyrs, die teuren Berühmtheiten der jeweiligen Zeit herangezogen.Erwähnt als einer von vielen der frühen Künstler sei Hanns Puchs-paum, dem Planung und Ausführung des Chores zugeschrieben wird. Nach Josef Lenzenweger und Rudolf Koch kommt eine Reihe anderer hervorragender
Der heuer 66 Jahre zählende japanische Autor Daisaku Ike-da ist mit 26 Ehrendoktorwürden und dem Friedenspreis der UNO ausgestattet. Wer jedoch unter den 60 veröffentlichten Werken des Autors zuerst mit diesem 1982 in Tokyo und nun deutsch erschienenen Buch Bekanntschaft macht, wird verwirrt zurückbleiben, weil es einige Zitate enthält, die nicht nur Christen zum Staunen bringen: „Es besteht keine Notwendigkeit, einen Gott für die Erschaffung des Menschen verantwortlich zu machen." Aber wenig später: „Körper sind eine Manifestation des Lebens, welchen Lebensenergie
Vor drei Jahren hat der Dalai Lama in Frankreich ein ein-wöchiges Seminar über grundlegende Lehren des tibetischen Buddhismus gehalten. Seine damaligen Ausführungen hegen nun gedruckt vor. Sie zeichnen sich durch Genauigkeit und souveräne Anschaulichkeit aus. Selbst oft unzulänglich erscheinendes buddhistisches Gedankengut wird lebendig. Grenzen zum Glauben des Christen werden sichtbar, aber gleichzeitig viel gemeinsames Land. So wird etwa der oft Verwirrung stiftende Begriff des Ich präzisiert: Der Weise beseitigt das Ich, um danach ein Weiser zu sein. Gleiches geschieht mit der Leere,
Ein österreichischer Biologe, beziehungsweise Anthropo-lloge, hat eine wunderbare Idee in ein begeisterndes Buch verwandelt. Es mag nun ein Gespräch sein zwischen dem Prag-maticus und dem Scepticus auf der Erde, oder eines im Himmel zwischen Zeus und Darwin über Verantwortung, zwischen Aristoteles und Galilei über die Grenzen unseres Wissenschaftsbetriebes, später zwischen Picasso und Michelangelo über die Kunst und die ihr tatsächlich adäquate Freiheit jenseits der Zwänge einer etablierten „Avantgarde' unserer Tage. Immer deckt der Autor Grenzen auf und durchleuchtet den Nebel, den
Nicht einzeln kann jedes Tier und jede Pflanze in einem Nationalpark geschützt werden, nur die Erhaltung der Lebensräume als solche garantiert das Überleben der vielen Arten, die nur in den Hohen Tauern vorkommen.
Die wichtigste Aussage geich voran: Natur an sich gibt es nicht. Fundamentalistischen Ökologen, Naturschützern und Grünen aller Spielarten wird die Erkenntnis gut tun, daß es höchste Zeit ist, das dualistische Bild von Natur und Kultur zu überwinden. Der immer wichtiger werdende Begriff ist Partnerschaft und nicht die von manchen gewünschte, menschenleere Natur jenseits jeglicher Beeinflussung. Ein Beispiel dafür ist die „Kulrursavanne”, also die Steineichengebiete in der Estremadura oder Edelkastanienhaine im Tessin. Nicht nur Naturschutz ist erstes Gebot der Zukunft, sondern das
Jeder keimt Gullivers Reisen, aber kaum jemand die anderen Werke Jonathan Swifts. Er nahm regen Anteil am pohti-schen und sozialen^Leben seiner Zeit und scheute sich auch nicht, die Seiten zu wechseln. Wo immer er Mißstände sah, schrieb er darüber, und wären es bloß heute eher skurril anmutende, negativ formuherte „Anweisungen für Dienstboten". Neben dieser oft zwerchfellerschütternden tour de force finden sich aber auch ergreifende Texte, die die von England anhaltend fortge-schriebene irische Armut behandeln und von großer Ak-tuahtät sind. Zeigen sie doch alte Wurzehi eines noch
Das Hinterland der Wachau hat sich aufgrund seiner Abgeschiedenheit so manches an Brauchtum erhalten, was anderswo vom Tourismus hinweggefegt worden Ist.
Nach der Besetzung Tibets durch China sind viele Weise des tibetischen Buddhismus in den Westen gekommen. Manche, wie auch der Autor, haben Zentren gegründet mit der Absicht, buddhistische Lehre, aber auch spirituelle Praxis jenseits eines Glaubensbekenntnisses zu verbreiten. Was letzteres betrifft, sind im Werk des Sogyal Rinpoche erstaunlich viele Parallelen zu christlichen Übungen zu finden. Die Verwandtschaft mancher Übungen, die die Entwicklung des Menschen zum „Gottesfreund“ zum Ziel haben, ist erstaunlich. Über weite Strecken könnte man meinen, in Büchern des Thomas von Kempen
Die „Steirische Toskana" ist ein keineswegs touristisch überlaufener Landstrich, der mit vielen einfachen Genüssen aufzuwarten weiß und in dem an Idyllen kein Mangel herrscht.
Der Griff nach dem Terminkalender, um im kommenden Sommer eine Wallfahrt nach Compostela einzuplanen, Ist ein Risiko, das der Leser der Texte, der Betrachter der Bilder In diesem schönen Buch wohl In Kauf nehmen muß.
Jede gute Biographie beschreibt zugleich die Geschichte der Zeit. Aibrecht Fölsings Biographie über Einstein ist das auf unüberbietbare Weise gelungen.
In den Schriften des Alten Testaments hören wir von David in den Büchern Samuel und im Buch Chronik. Die Persönlichkeit des späteren Königs ist, entsprechend seiner Bedeutung für Israel, gut dokumentiert. Nun gibt es eine Nacherzählung dieser Geschichten um David in modernem, wohlklingendem Deutsch. Weshalb, kann man sich fragen. Genügt hier nicht der Bibeltext? Nein, er genügt nicht, sagt man nach der Lektüre dieses lesenswerten Buches. Gott wirkt, Menschen handeln, und David legitimiert sich als königlicher Vorfahre des kommenden Erlösers. Der Sprachwissenschaftler hat mit dieser
Die Psychoanalyse gerät ins Hintertreffen. „Wer ist schon noch offen dafür, in den eigenen Tiefen nach Ursachen für Mißstände zu suchen, wenn technische Mittel schnelle Abhilfe versprechen“. Damit endet das neue Buch des berühmten deutschen Psychoso- matikers H. E. Richter. Zuvor begründet er den allen Anzeichen entgegenstehenden Optimismus. Richter setzt auf die Haltung der Kinder, der 12- oder 15jährigen, die sich die herrschende Mißwirtschaft innerhalb oft anonymer Machtzentren, den Ressourcen gegenüber, allen Anzeichen nach nicht mehr gefallen lassen werden. Die Verdrängung
Es mag sonderbar und widersprüchlich anmuten, daß jemand mit einem Bilderbuch über das Lesen für dieses eine Lanze bricht. Ein deutscher Verlag hat es gewagt. Der Versuch ist gelungen. In der sehr kurzen Einleitung wird gefragt, ob die Begeisterung unserer Voreltern, endlich lesen zu können, heutzutage zu Recht verebbt ist. Oder es wird Lesen definiert als beständiges Erzeugen farbiger Bilderfolgen aus schwarzen Zeichen. Danach folgen 30 Abbildungen, die allesamt mit Lesen zu tun haben, wobei das Wesentliche des Bildes jeweils durch eine passepartoutartig ausgeschnittene Vorsatzseite
Kein allzu- großer Teil des Weinbaues in Niederösterreich wird im Weinviertel betrieben. Und bloß in einem kleinen Teil des Weinviertels wird Wein erzeugt. Natürlich gelingt es dem Autor und dem Fotografen dieses Bildbandes nicht, hier im Gleichgewicht zu bleiben. Natürlich überwiegen Bilder, die mit Weinbau, mit den Weingegenden zu tun haben.Man beginnt wie üblich mit der Vorgeschichte des Landes und dem unvermeidlichen, einst von Krahu-]pt7 cpfiindpnpn Krnkndilsknnf aher weder Geologie, Bodenkunde, und nicht zuletzt auch Frühgeschichte, kommen zu kurz. Gibt es auch im Falkensteiner
Der Vater von drei Kindern war als Holländer in einem Konzentrationslager der deutschen Resatzungsmacht interniert. Zehn Jahre nach seiner Refreiung kommt der Vater noch immer oft und ausgiebig auf diese schreckliche Zeit zu sprechen, oder er schweigt während Phasen später Verzweiflung. Aber dann provozieren die Kinder den Vater. „Was war das Schlimmste im Lager” will ein Sohn wissen. Als der Vater diesmal abwehrt, kommt der Eklat: „Du magst uns nicht,” sagt der Sohn, „du magst bloß die SS-Leute.” Die Mutter schlichtet den Streit. Der Vater berichtet: Das Schlimmste war der
Der Autor ist Psychologe und Erziehungsforscher in den USA. Grundlage des vorliegenden Buches ist die Meinung des Autors, daß es im Intellekt des Kleinkindes zu umfassenden und altersangepaßten „Erklärungen" der Umwelt mit ihren vielfältigen Erscheinungen kommt.Das Kind schließt eben von Erfahrenem auf Hintergründe, die vielleicht objektiv falsch sind, aber auf jeden Fall gespeichert werden.Daraus ergeben sich Probleme nicht nur bei der Schulorganisation, sondern auch bei der Leistungsbeurteilung. Dieses Buch wird weniger bei interessierten Eltern als bei Pädagogen oder
Es ist schön, heute einem Text zu begegnen, der den persönlichen Weg zu einem Rlickpunkt finden hilft, von dem aus das „offenbare Geheimnis" der trinitarischen Existenz Gottes genauer gesehen werden kann.Reginnend mit den drei grundlegenden Formen der Spiritualität, nämlich jener der Tat (der Anbetung), der Liebe (des Personalismus) und des Erkennens (der Mystik), wird gezeigt, wie diese im Licht der Trinität in Einklang gebracht werden können. Die erste trinitarische Formel spricht von Gott, von Christus und dem Geist, erst später kommt die Formulierung Vater, Sohn und Geist.
Menschen, die zum Ende unseres Jahrhunderts die ent-. wickelten Länder bewohnen, reisen gerne und oft zum Vergnügen. Früher war das nicht so. Reisende waren entweder Pilger, Kaufleute und Soldaten, oder ganz einfach durch Hunger, Umstürze und ähnliches Vertriebene. Allein mit diesen Feststellungen ist schon das Interesse an der Psychologie sowie Kulturgeschichte des Reisens erklärt, mit der „Die Erfahrung der Ferne" von Eric Leeds rechnen kann. Am Beginn steht die Funktion der Mobilität in der Menschheitsgeschichte.Abreise, Passage und Ankunft werden getrennt behandelt und in
Die Ashaninca leben im Amazonas-Urwald Perus und sind noch heute, trotz Verfolgung und Ausbeutung, ein Volk, das überraschend „unverdorben" lebt. Ohne soziale Unterschiede, ohne „Gut" und Böse" als Beurteilungskriterien menschlichen Handelns hat sich dieses Volk ein Urwissen um die Schöpfung, um den Sinn des Lebens und um die geistige Bewältigung des Alltags bewahrt. In der vorliegenden, interessanten Sammlung von Geschichten und Gedichten dieses Volkes wird deutlich, wie stark noch das Erinnern eines einstigen Hellsehens im Sinn intuitiven Erkennens von
Hier ist ein Ökologie-Fachbuch, das eine Überraschung nach der anderen bietet. Die Quintessenz gleich vorangestellt: natürlich ist keineswegs, was der Mensch als natürlich ansieht. Vor allem der zivilisierte Mensch des Westens hat eine besondere, zumeist in-teressensbedingte Vorstellung vom Aussehen einer Landschaft, vom sogenannten Gleichgewicht der Arten und vielem mehr, die er verwirklichen will.Der Autor, Biologe, Chemiker und vor allem Ökologe führt an Hand einiger Fallbeispiele direkt zum Problem vermeintlich positiver menschlicher Einflußnahme auf die natürliche Umgebung. Wir
Er sagte, daß er knapp nach dem ersten großen Krieg geboren wurde. Er hielt inne, musterte sein Gegenüber, und schien zu überlegen, ob dieser junge Mensch ihn überhaupt verstehen könne. Er schwieg eine Weile, saß still auf der Parkbank aus Stein, und nur solche gab es noch, die anderen aus Holz waren schon lange zersägt und während des Winters verheizt. Aber es war Sommer. Die Morgensonne hatte die Steinplatte erwärmt, und man saß angenehm zwischen staubigen Föhren und den alten Platanen, deren Stämme gemustert waren wie die geflickten Röcke, die manche Menschen in jenem
Von Pulkau bis zur March, von der Wachau bis zum Marchfeld reicht das Gebiet, in dem Franz Hubmann, im nächsten Jahr übrigens 80, diesem Land, den Leuten und dem, das diese um des Weines willen dort geschaffen haben, nachspürt. Wie immer besticht der Altmeister österreichischer Gegenwartsfotografie einerseits durch Überraschungseffekte, andererseits durch viel Sinn für die jeweilige Stimmung, die zur Seele des Betrachters spricht. Klar und präzise bringt er Architektur, gedämpft und verhalten, halblaut und selbst im Tageslicht dämmrig stellt er die Landschaft vor. Ein weniger mattes
Der Herausgeber, dessen Fachkompetenz man vertrauen kann, ist Professor für Kirchengeschichte an derUniversität München. Es sei aber gleich vorweggenommen, daß er mit vorliegendem Lexikon „Mönchtum, Orden, Klöster” ein Werk in die Welt setzte, das nicht für einen kleinen Kreis von Fachwissenschaftlern verfaßt wurde, sondern sogar für „Außenstehende”. So findet man spezielles Fachwissen neben Selbstverständlichem, neben den „Kreuzherren” auch den „Kreuzgang”, neben den „Schottenklöstern” die „Sakristei”, aber auch „Kapitel” als Textabschnitt oder
Ein Germanist fotografiert, vier andere schreiben Essays: Entstanden ist ein bemerkenswertes Buch gegen jede Form von Fremdenhaß. Karl Stocker als Fotografierender durchreist vor allem Südostasien. Er schaut mit dem Herzen und sieht Mitmenschen.Es gibt eine neue Tendenz zu Haß und Gewalttätigkeit, schreibt Dietz Rüdiger Moser in seinem Essay, die immer bedrückendere Formen annimmt und von der man noch nicht weiß, in welches Chaos sie die ganze Menschheit stürzen wird.Ein möglicher Weg, dessen Begehen zur Bildung eines Bewußtseins führt, das dieses befürchtete globale Chaos
Zum Anfang von „Greenpeace” schien es, daß dieserOrganisation Tiere näher stünden als Menschen. Prototyp dieser Haltung war wohl der Kampf um den Schutz der Robben. Das Schicksal der, um ihren Lebensunterhalt gebrachten Inuit(-Eskimos) war den Veranstaltern damals gleichgültig. Der in letzter Zeit auftretende massive Spendenrückgang zwingt nun die streng durchorganisierte Umweltinstitution zu einem Umdenken.Es wird in Zukunft nicht mehr genügen, das Beenden umweltfeindlicher Verfahren, das Schließen von Betrieben zu fordern, die solche Verfahren anwenden, man wird sich Gedanken
Es ist an der Zeit, den Naturwissenschaften einen ihnen gebührenden Platz einzuräumen, und zwar jenen, der sich nicht vor, sondern neben, sogar hinter anderen Gegebenheiten befindet, welchen wir auch und vielleicht sogar vorzüglich gestatten sollen, unser Leben zu bestimmen.
Dem Europäer, verdorben durch eine nun schon Generationen anhaltende „Wildwestliteratur" - von den Machenschaften der Filmindustrie ganz zu schweigen -, ist die Seele des Indianers Nordamerikas weitgehend fremd geblieben. Hier abzuhelfen und zu einer ersten Begegnung zu kommen, ist die wichtigste Funktion der vorliegenden Sammlung autobiographischer Notizen von zwölf Ureinwohnern Nordamerikas.Von den in Pueblos wohnenden Acoma im Süden bis zu den Eskimos in Alaska gibt es ein Spektrum von Dokumenten, die meist zur Zeit der Jahrhundertwende notiert wurden. Nicht nur der Alltag
Manchmal können populär geschriebene Bücher aus den USA, die sich mit den Seelennöten des „westlichen Menschen" auseinandersetzen, durchaus positiv therapeutisch wirken. Auch hier gibt es Erfreuliches, allerdings muß man es mit der Lupe suchen.Der Autor litt einen Großteil seines bisherigen Lebens unter zu viel Hektik. Seine große Sehnsucht war das ununterbrochene „go-go", bis zur Erschöpfung. Im Zuge seiner „Midlife-crisis" entdeckte er die Langeweile, deren Wurzeln er nachzuspüren begann. Der erste Teil des Buches handelt davon, der zweite beginnt
Der Autor arbeitet als Verlagsredakteur, studierte allerdings Philosophie und veröffentlichte bisher vor allem über Ästhetik. Mit seinem jüngsten Buch wagt er sich auf das, sonst zumeist Fachwissenschaftlern, und in deren Gefolge Politikern vorbehaltene Gebiet der Ökologie. Innerhalb dieses Bereiches stellt er nun als Philosoph Behauptungen auf, die er zumeist unbegründet läßt, die aber in die These münden: Es ist zu spät!Vor diesem Hintergrund vertritt er gleich eingangs die Auffassung, daß die Erde schon in solch einem Maße überbevölkert wäre, daß das lebenszerstörend wirkt.
Religiosität ist „in" - aber meist abseits der Kirchen. Auf dem New-Age-Markt gibt es vielfältige Angebote und - erstaunlich genug - auch zahlungswillige Nachfrage.
Sehr viele Menschen unseres ausgehenden Jahrhunderts haben verlernt, Feste wahhaft zu feiern. Man kommt zu verschiedenen Anlässen zusammen und weiß nicht, was wo und wann, und vor allem weiß man nicht, weshalb etwas getan wird oder getan werden sollte. Das Verkommen des Weihnachtsfestes zum Beispiel zu einer material-stischen Geschenk-Orgie, die zunehmend einen schalen Nachgeschmack hinterläßt, steht pars pro toto für viele, vor allem christliche Feste.Dem Geist einer Festzeit zu begegnen, nach den Wurzeln von Bräuchen zu forschen, und von diesen her Verlorenes wiederzufinden und mit
Jahre mußten vergehen, bevor er zu ahnen begann. Und als er wußte, war es bloß noch ein Tag, den er zur Verfügung hatte. Zum Ende begann er, zurückzublicken. Seine Blindheit, sein Nicht-Erkennen über so lange Zeit, ließ ihn erschrecken.Vor zehn Jahren war es gewesen. Er erinnerte sich genau, wie es damals zum ersten Mal geschehen war. Er kam aus seinem Betrieb. Es war Winter und schon Nacht. Er lebte damals für seinen Betrieb, sein Geld und die Dinge, die er damit kaufen konnte. Frau und Kind im Haus des vornehmen Vorortes im Westen der Stadt waren ihm gleichgültig. Mit dem Abend war
Es ist erfreulich, einmal ein Buch in Händen zu halten, das sich gewährter Förderungen würdig erweist. Nach einem Geleitwort des Bischofs von Graz-Seckau, Johann Weber, und des steirischen Landeshauptmannes, Josef Krainer, gibt es im ersten Teil des Werkes eine Reihe guter Essays, die mit einer einzigen skurrilen Ausnahme von Rektor Josef Fink hervorragend auf das Thema einstimmen. Besonders die Artikel von Philipp Harnoncourt ragen durch präziseAnschaulichkeit heraus.Mit dem zweiten Teil beginnt eine einfühlsam bebilderte Vorstellung von 27 Kirchenneubauten sowie fünf Erweiterungen,
Die Liturgie ist unsere Theologie, unsere Ethik, unsere Ästhetik. So grenzt eine junge orthodoxe Christin Rußlands ihr Bekenntnis gegenüber anderen Kirchen ab. Es ist einer der Schlüsselsätze in einem Buch über die orthodoxe Kirche im heutigen Rußland nach dem Ende der Sowjets, welchen es innerhalb der 70 Jahre ihrer Herrschaft nicht gelang, die „eigentliche Seele Rußlands” zu zerstören.Immer hat sich die orthodoxe Kirche Rußlands als Staatskirche gesehen. Die Schwierigkeiten, ohne Staat auskommen zu müssen, werden eindrucksvoll dargestellt, ebenso die zwei grundlegenden
Maria als Mutter Jesu und damit des Gotteswortes, das als Mensch in die Welt kam, ist geehrt worden von Anfang an, und ebenso später Bildnisse, die sie allein oder ihre Person innerhalb der verschiedenen Ereignisse ihres Lebens darstellen. In den Schriften des Neuen Bundes wird Maria wenig, in den nichtkanonisierten heiligen Schriften umso häufiger erwähnt.Vorliegendes Werk enthält viele farbige Abbildungen von Mariendarstellungen aus der Zeit vor der Erfindung des Buchdruckes, angefangen von frühen Codices für den Gottesdienst bis zu spätmittelalterlichen Stundenbüchern für den
Daß der gegenwärtige Bischof von Würzburg ein tiefschürfendes Werk über eine Mystikerin unserer Tage schreibt, läßt aufhorchen. Schon der Titel des Buches, „Beste Beziehungen", führt in die Mitte der Gnaden, die Schwester Maria Julitta vom Orden der „Töchter des göttlichen Erlösers zur Verpflegung armer Kranker und Unterstützung anderer Armer" zumeist im Mutterhaus des Ordens in Würzburg erhalten hat. An den „Besten Beziehungen" teilzuhaben, ja in ihnen aufzugehen, war ihr Ziel, und es sei gleich vorweggenommen, daß diese „besten Beziehungen", an
Der Mann kam aus der belagerten Stadt und sagte, daß er dort der erste Priester der großen, dem Heiligen Nikolaus geweihten Kirche wäre. Man glaubte es ihm, denn er trug einen zwar geflickten und schmutzigen, aber noch deutlich schwarzen Priesterrock, aus dem das schmale und trotz der sommerlichen Hitze sehr blaße Gesicht mit einer spitzen Nase und unruhigen, immerzu wachsamen Augen herausragte. Niemand verstand, wie er mit seinem schmächtigen Leib, mit seinen offensichtlich geringen Kräften und in dieser, jede Flucht durch Wald und Feldgräben unendlich behindernden Kleidung durch die
Zwei junge Menschen lernen einander im bereits kommunistischen Nordvietnam kennen und obwohl unentschlossen, heiraten sie unter Aufsicht der staatlichen Jugendorganisation. Der Mann wird Offizier, sie arbeitet im Frauenverband. Beide merken, mit dieser voreiligen Eheschließung einen Fehler gemacht zu haben. Die beiden wollen sich scheiden lassen. Doch der Staat verbietet das und zugleich dem Ehemann jede andere Verbindung. Mit seiner Frau kann und will er aber nicht mehr leben.Seine inzwischen gefestigte, aber illegale Verbindung zu einer „Kulturbeamtin", einer Schauspielerin, wird von
Es ist erstaunlich, daß ein Fachbuch, das 1970 erstmals in spanischer Sprache erschien, 1989 in den USA und drei Jahre danach in Deutschland aufgelegt wird. Andererseits hat Raimon Panikkar, Sohn einer spanischen Mutter und eines indischen Vaters, als Professor für Religionswissenschaften in Kalifornien inzwischen gewissen internationalen Ruhm erlangt.Sozusagen von Geburt her ist er in zwei Welten daheim, mütterlicherseits in der christlichen und väterlicherseits in der buddhistischen, aber auch hinduistischen und so ist es von je her sein Anliegen, zwischen diesen Welten vermittelnd
Er sagte, daß er gelaufen sei und dabei zu Boden gefallen wäre. Er war ein Mensch, der an Einsprechungen glaubte. Er war ein Mann, der zum Unterschied von vielen anderen zumindest wußte, daß von oben her mit ihm gesprochen werden kann und wenn er meinte, daß das der Fall sei, war er aufmerksam. Als er gelaufen und hingefallen war, wußte er, daß das kein gewöhnlicher, alltäglicher und banaler Fall gewesen war, wie man eben ausrutscht, zufällig hinfällt i und wieder aufsteht, ohne nachher daran zu denken.Dieses Hinfallen im Laufen war für ihn ein Zeichen gewesen, von nun an jede Hast
„Autobigraphische Miniaturen" nennt Hubert Gaisbauer, zusammen mit Heinz Janisch Herausgeber vorliegender Quintessenz der von ihm gestalteten Hörfunk-Reihe (Öl) „Menschenbilder", die 20 gestrafften, nun als Buch erschienenen Gesprächstexte.Es sei gleich anfangs vorweggenommen: die Übertragung des lebendigen, ad hoc gesprochenen Wortes mit all seiner zum nackten Text zusätzlich durch Tonfall, Tonhöhe, Betonungen, Pausen, Sprechgeschwindigkeit und so weiter gegebenen Information ins karge Medium des Buches ist wohl gelungen. Und diese Überlegung führt sofort zum Kern der
Fast alles über Einsamkeit! So könnte man Gabriele von Arnims 14 gesammelte Erzählungen treffend beschreiben. Vieles handelt vom Alleinsein des Mannes, der sich stellvertretend für das ganze Geschlecht im Monster-Stempelkissen wälzt, aber die Abdrücke seines Lebens zeigen ihm bloß, daß er niemals gerettet werden kann, vielmehr ausgeliefert bleibt wie der Patient dem Arzt.Vieles handelt von Frauen, von der Welt ihrer Phantasien. Es sind verlassene, unverstandene Frauen, die nach dem Verschwinden des Mannes ihre plötzliche gewonnene Zeit zu nichts mehr verwenden können als Putzen, die
Heuer scheint dem Wachsen kein Ende zu sein. Die Blumen werden größer und größer, die Grashalme werden länger und länger, ja sogar die Dicke der Baumstämme scheint von Tag zu Tag zuzunehmen. Ich sehe das alles, bin mir aber dabei voll und ganz bewußt, daß das alles anders enden wird, als es begann. Nach einem heißen Sommer wird es einen samen-und früchteverstreuenden Herbst geben und dann kommt der Frost. Aber einstweilen wächst ja noch alles. Von der Taufe zur Firmung, von der Krankenölung zur Totenmesse. Aber bitte! Einstweilen wächst ja noch alles.Wieso haben manche der Bäume
Alles beginnt mit einer Fahrt zum Klassentreffen, das ausgerechnet der, nach dem Anschluß Österreichs in den NS-Staat als einziger damals aus rassischen Gründen von der Schule verbannte Schüler veranstaltet. Natürlich werden Erinnerungen lebendig, und es sei gleich vorweggenommen, daß diese Erinnerungen des Autors über rund 250 Seiten hinweg zu einem deutlichen, nichts beschönigenden, nichts verteufelnden Bild der Kriegsjahre aus der Sicht eines damals Zwölf-bis Achtzehnjährigen ergeben.Vor den Augen des Lesers entsteht nicht nur die tiefgreifende Manipulation, vor allem der Jugend,
Im Alter von dreißig Jahren wurde Leonid Borodin 1968 von den damaligen Machthabern in der Sowjetunion verhaftet und interniert. Erst nach seiner Haftentlassung begann er zu schreiben. Nun gibt es in guter Übersetzung fünf Erzählungen von ihm, die allesamt das Leben im Rußland vor Perestrojka, Glasnost und Zerfall beschreiben.Natürlich stehen bei einem Autor mit seiner Vergangenheit Widerstand und Vision einer besseren Zukunft voran. Was allerdings die Texte Borodins für den Leser aus dem Westen so ergreifend macht, ist der mitreißend beschriebene Alltag innerhalb vorstellbarer
Antonio Ferrua war Sekretär der päpstlichen Kommission fürchristliche Archäologie, die alle italienischen Katakomben verwaltet. Der Information eines Architekten folgend wurde 1955 unter der Via La-tina in Rom eine sensationelle Entdeckung gemacht, die bisher reichste, mit bedeutenden Malereien ausgestattete Katakombenanlage Roms war gefunden und nach spannend geschilderten Sanierungsmaßnahmen von Ferrua wissenschaftlich aufgearbeitet worden.Die notwendigen Schlüsse setzten die gesamte Fachwelt in Erstaunen. Erstens war die ganze Anlage offenbar der Begräbnisplatz einer einzigen, sehr
Ein durchschnittlicher Stadtbewohner unterhält heutzutage persönliche Beziehungen zu bloß etwa 35 Menschen. Das mag dem einen oder anderen genug erscheinen. Aberdiese Zahl allein sagt wenig aus, und schon das Leitmotiv des ersten Kapitels dieses Buches erklärt den Mangel, und damit eine der maßgeblichen Grundhaltungen des modernen Menschen im Westen: „Nicht mit dir und nicht ohne dich..." Und wenig später wird festgestellt, daß das Lösen traditioneller Bindungen erst zeigt, wie stark wir auf sie nach wie vor angewiesen sind, wobei bislang als typisch „weiblich" erachtete
O Gott! Schau und hilf deinen Dienern, denn viel heißer als es jetzt ist, kann es wohl auch in der Hölle nicht sein. Die Sonne brennt, dieser verdammte Kutscher schläft, die Pferde gehen langsamer als Esel, und trotzdem wirbelt der Staub, den ihre Hufe aufwerfen bis hierher in den Wagen, und bald werden wir ersticken im Staub wie heuer im Februar Bruno in Rom im Rauch des brennenden Holzstoßes erstickte, arm undak und verkannt und acht Jahre jünger als ich, was vielleicht das Einzige ist, was uns im Augenblick unterscheidet. Der jüngere der zwei Männer im Wagen lacht, aber es ist ein
Kaspar Hauser ist nicht in den Krieg gezogen. Tausende junger Männer sind zu den Grenzen des Landes marschiert und haben dort geschossen, bombardiert und Minen gelegt. Sie haben dem Feind das Eindringen verwehrt. Sie waren stark und haben gesiegt. Kaspar Hauser ist nie in den Krieg gezogen. Er ist in seinem Zimmer gesessen. Er ist durch die Gärten bis zur Kirche gegangen und wieder zurück. Er hat die Welt und das Leben bedacht, während die anderen draußen an den Grenzen gesiegt haben. Jetzt lebt er in der Zeit danach.Nun geht er durch die Straßen der Stadt, um bald einen Freund zu
Wozu eine Auswahl aus der Bibel, den Schriften des Alten Bundes, dem meistverbreiteten Buch der Welt? Es gibt einige Antworten. Erst einmal die vordergründigste: vielen Menschen ist das Christentum fremd geworden, Hand in Hand damit geht eine verständliche Ablehnung der Bibel wie sie in ihrer Gesamtheit ist. Gleich danach die wichtigste: es wurden Erzählungen ausgewählt, das Leitmotiv kommt also von der literarischen Gattung her, sei es aus dem Eck, in dem das Märchen angesiedelt ist, oder aus dem des überhöhten Tatsachenberichts. Ausgeklammert bleibt natürlich die gesamte
Die Idee vom Untermenschen wurde nicht im NS-Reich erfunden, sie geistert durch die Jahrtausende. Einen ihrer Höhepunkte erreichte sie in Amerika in den Jahren nach der Entdek-kung und während der beginnenden Ausbeutung. Wie die Soldaten der Conquista mit den Indios umgingen, war nur möglich, weil sie jenen Ärmsten das Menschsein absprachen.Steht ein Mann, nämlich Cortes, auf der Negativseite der Bilanz, so auch ein einzelner, nämlich Las Ca-sas, auf der positiven. Vorliegende Biographie des 1484 geborenen Las Casas liest sich stellenweise spannend wie ein Roman, was nicht verwundert,
„Die, die wissen, sprechen nicht; und die, die sprechen, wissen nicht", sagt der Tao-te king. Der wahrhaft weise gewordene Mensch, der das An-we-sen Gottes erfassen durfte, spricht nicht mehr. Und doch hat es über die Jahrtausende immer wieder solche gegeben, innerhalb seltsamer Umstände von fremdartigen nicht alltäglichen Kräften Getriebene, die es unternommen haben, über das Unaussprechliche, weil bloß jenseits des Denkens im Schauen Erfaßbare doch zu reden, auf die Gefahr hin, mißverstanden oder gar nicht verstanden zu werden, verspottet von den .Kindern der Welt",
Hermann Bauch ist bekannt durch seine Bilder, Naturstudien, Weinviert-ler Landschaften und durch seine sakrale Kunst. Er ist bekannt durch seine Jahrzehnte währenden erfolgreichen Bemühungen, Kulturgut des östlichen Weinviertels vor dem raschen Untergang zu bewahren. Ganze Kellergassen, nicht nur in seinem Heimatort Kronberg, hat er vor der Zersiedelung bewahrt. Sein Haus mit umliegenden Gebäuden ist im Lauf der Jahre zu einem musealen Kulturzentrum geworden.Knapp nach dem sechzigsten Geburtstag des Künstlers zeigt nun ein Bildband einen Querschnitt durch seine Malerei, seine Graphik,
Klaus Edlinger, bekannt als Fernsehmoderator des ORF, legt nun seinen zweiten Roman vor, auch diesmal, wie der Klappentext verheißt, „... wie er sich aktueller nicht denken läßt”. War das erste Buch den Medien gewidmet, so dieses den Flüchtlingen dieser Welt im allgemeinen, allerdings aufgezeigt am Problem der Zigeuner in unserem Land.Zwei Erzählebenen wechseln einander ab. Einerseits das Verhältnis einer südsteirischen Dorfgemeinde zu „ihren” quasi bereits seßhaften Zigeunern in einem Hüttenlager vor dem Dorf, mit all den möglichen Reibungspunkten, die Angst vor dem Fremden,
Stefanie Job war einst die allererste Miß Europa, war Filmdramaturgin, Lektorin, Aussteigerin. In sehr hohem Alter hat sie nun Selbsterlebtes in Romanform gefaßt, keineswegs -das sei vorweggenommen - die bewegten Jahre ihrer Jugend, sondern ihr Altwerden an der Seite ihres geliebten Freundes Lehner, vor allem aber dessen Gebrechlichwerden, dessen Aufenthalt im Pflegeheim, dessen Tod.Und genau hier wird das Buch zum Zeitbild eines Hieronymus Bosch, makaber, entsetzlich, aber leider wahr. Da ist einmal ihr schlechtes Gewissen, den Freund eingeliefert zu haben,die Auseinandersetzungen mit
Um das Jahr 209 vor Christus erhebt sich das Volk Chinas und aus den nachfolgenden Kriegen geht der Begründer der fast ein halbes Jahrtausend regierenden Han-Dynastie als Sieger hervor. Aber auch in China vor mehr als 2.000 Jahren ist es der einfache Mensch, der kleine Mann, der von wenigen mißbraucht wird, um oft genug in schrecklichem Gemetzel qualvoll um des Machtrausches einiger Oberer willen zu sterben.Jean Levi hat nicht nur einen guten historischen Roman geschrieben, sondern auch eine ergreifende Anklage gegen jegliche Unmenschlichkeit, die im Namen sogenannter hoher Prinzipien immer
Er wußte, daß er durch Räume ging, aber er wußte nicht, ob es ein Wohnraum war, in dem er sich im Moment aufhielt, oder ein Zeitraum, eben ein Stück Vergangenheit, fern wie das Reden mit den Freunden der Jugendzeit, oder nah wie das Gespräch, das er gestern noch mit ihr geführt hatte? Danach meinte er, den Duft ihrer Haut zu merken, blickte auf, die Schranktüre stand halb offen, daneben die Betten, der Tisch mit dem Spiegel darauf, all die Jahre, die er mit ihr verbracht hatte waren dann Gegenwart, die ersten Wanderungen durch das Hügelland im Osten der Stadt. Wie spät war es in
Was Pestalozzi um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert begonnen hatte, was Maria Montessori zum Beginn unseres Jahrhunderts fortsetzte, alle Reformen der Pädagogik, die diese zwei Großen eingeleitet haben, sind mit Janusz Korczak in Polen zu einem gewisssen Endpunkt gekommen: „Wie man ein Kind lieben soll" und „Das Recht des Kindes auf Achtung" sind Titel von zwei seiner Werke, die auch heute noch aufhorchen lassen.Und Korczak ging weit in seinen Forderungen. In einem seiner Waisenhäuser mußten die Praktikanten zum Beispiel tun, was damals von den Kindern als
Vor 450 Jahren wurde der Jesuitenorden gegründet. Walter Rupp von der Gesellschaft Jesu nimmt das zum Anlaß, den Orden und dessen Geschichte auf ungewöhnliche Weise darzustellen. Als gewiegter Rundfunkautor (zugleich Akademikerseelsorger in München) bedient er sich des Stilmittels der Collage. Es entsteht das, was im Funkjargon Feature genannt wird.In loser Abfolge von erklärenden Texten, Definitionen, Zitaten und Meinungen pro und contra das ganze noch durch Zeichnungen und Karikaturen aufgelockert - wird Ignatius und sein Orden vorgestellt, wobei zitierte Vorurteile verschiedener Gegner
Wie Elias Canetti ist der Autor Chemiker, aber auch Schriftsteller, der den verborgenen, vordergrün-dig nicht merkbaren Facetten men-schlicher Seelenentwicklung nach-spürt. Dem bekannten Genre des Briefromans setzt Franz Richter nun die "Brief-Erzählung" entge-gen. Nach seinem vor drei Jahren erschienenen Roman "Spaltklang" ein zweites Werk tiefschürfender Erkundung möglicher zwischen-menschlicher Beziehungen.Bereits in der Vergangenheit oft schon schicksalhaft miteinander verbundene Gestalten werden im neuen Buch durch das Medium des erdachten Briefes, der als solcher natürlich größte
Ich weiß nicht, meine liebe Mutter, ob du es gesehen hast, ich weiß nicht, ob du alles siehst wie Gott der Vater, und wahrscheinlich auch sein Sohn, mein Jesus der Christus, also will ich es dir erzählen, ein wenig lustig ist es auch, und du wirst vielleicht lächeln, am Tag deines Dieners Laurentius bin ich krank geworden, ein Mittwoch, heute ist Sonntag, der vierzehnte August, der Vorabend deines Festtages, und ich habe sehr stark geblutet, mein Krankenpfleger war verrückt vor Angst, war kalkweiß im Gesicht, konnte kaum atmen. Halt, hat er gerufen, und danach: zurückhalten! Das läuft
Hans Kitzmüller ist Übersetzer, Publizist und Verleger, studierte Germanistik in Venedig und schreibt in italienischer Sprache. Sein erstes und bereits übersetzt vorliegendes Buch ist eine ungewöhnliche, aber gelungene Mi-schung von Elementen des Romans, der üblichen Familienbiographie sowie des essayistischen Erzählens gegenwärtigen Geschehens als Grundlage eines literari-schen Textes.Kitzmüller beschreibt die groß-elterlichen Familienverhältnisse, und zwar angeregt durch alte Fotos, Briefe und Dokumente, zur Zeit der Jahrhundertwende in Istrien.Jener Teil des Textes allerdings, der
Auf den Spuren eines kulturellen und gleichzeitig geistlichen Erbes! So beschreibt der Verlag eine erst- malige Aufarbeitung der mehr als 80 steirischen Kalvarienberge, je- ner mehr oder weniger aufwendig beziehungsweise schwierig gestal- teten Hügelanlagen mit Stations- kapellen und der obligaten Kreuzi- gungsgruppe an höchster Stelle.Innerhalb der steirischen Land- schaften alphabetisch geordnet fin- det man eine genaue Beschreibung jeder Anlage einschließlich der Ka- pellen und Wegstöcke, Pläne mit geschichtlichen Details, alte An- dachtsbilder mit Darstellungen des jeweiligen Baues,
Mit drei Romanen seit 1985 ist Franz Rieger kein Unbekannter, man hat ihn schätzen gelernt als psycho- logisierenden Realisten, dazu als Anti-Wertewandel-Autor.In diesem Band bringt Rieger nun 25 Geschichten und beschreibt zu- meist Geschehnisse am Land; einfa- che Leute gibt es, die bedächtig be- obachten, langsam oder gar nicht reagieren, und oft bedarf es vieler Geduld, alles auszuhalten. Immer wieder ist es das Getriebenwerden, das hinter einem Geschehen als schicksalhaftes Agens einer zumeist furchtbaren höheren Gewalt, die zer- stören will, aufleuchtet. Schon in der ersten Erzählung
Vor allem der Stadtbewohner steht dem ländlichen Mundartge- dicht oft mit Skepsis gegenüber. Kunstwerke in Obersteirisch? Nein, sagt der Hochmut. Aber halt! Hier ist es bewiesen! Große Kunst in ländlicher Mundart. Hier gibt es sie, und zwar jenseits jeder Rätsel- rate-Sprachakrobatik, jenseits von Konstruktivismus und gekünstel- ten Krampfüberraschungen. Was der beste Josef Weinheber für Wien war, ist Martha Wölger für die Steiermark, mehr noch, für den ganzen deutschsprachigen Raum, denn mit Franz Karl Ginzkey kann hier gesagt werden: „Ein Buch, ... ich schlug es auf,... und
Dona Maria de Velasco reist wieder ab, und mit Beginn des Sommers 1517, als Don Juan kaum noch Geld in seinen Kassen hat, nimmt er eine höfliche Einla- dung des Kardinalregenten Cisne- ros nach Madrid an. Recht soll Recht bleiben in Kastilien, aber ohne Geld ist es eben nicht zu verteidigen. Zum ersten Mal in seinem Leben beginnt Ifligo die unteren Schich- ten der Gesellschaft zu verstehen, die Ungeduld, die Auflehnung der Bürger Azpeitias zum Beispiel, obwohl die um vieles besser dransind als Bauern in den Dörfern, die Recht nur mit rechts verbinden, was mit der Rechten getan ist, ist
Markus Jaroschka hat sich bisher vor allem als Lyriker einen Namen gemacht. Ein schmales Bändchen mit acht Erzählungen weist ihn nun auch als Prosaschriftsteller von Rang aus. Jeder seiner Sätze macht deutlich, daß seinem Schreiben lange und aufmerksam verbrachte Zeit des Beobachtens vorausgeht, des Beobachtens nicht nur der Umwelt, sondern vielmehr auch der Seelentiefen der handelnden Per- sonen.Jaroschkas Geschichten sind viel- schichtig und sehr genau aufgebaut. Meist ist es auch ein Schlüsselwort, das pars pro toto eine Erzählung charakterisiert, zum Beispiel das Wort
Es gibt Hinweise, welchen hie oder da sogar Beweiskraft zugeschrieben wird: Kinder bis zum etwa dritten Lebensjahr finden sich erstaunlichoft zurecht und leben zum Teil auch in einer für sie noch nicht vergessenen Geisteswelt. Lorenz Mack hat nun die ergreifende Geschichte eines Mädchens erzählt, das bis ins Schulalter und bis zu seineμi frühen Tod sich steigernd in jenem Reich daheim ist.Eingangs hält er fest, daß sich die Geschichte wie erzählt zugetragen habe, und trotzdem :- oder gerade deshalb? - ist es ein Märchen, das ganz tiefe Schichten der menschlichen Seele berührt. Die
Der Sammeltrieb ist dem Menschen wohl angeboren und große Sammler haben allzeit fasziniert, gleichgültig ob es sich da um Kunst, Briefmarken oder Schmetterlinge handelt. So .ist das Interesse zu verstehen, das man unwillkürlich einer Sammlung entgegenbringt, die in großer Zahl Geschichten Schweizer Autoren seit 1950 beinhaltet. Stattliche 89 Schriftsteller der deutschsprachfgen Eidgenossenschaft sind mit zwei dicken Bänden vertreten. Komplett? Welcher Sammlung kann dieses Attribut schon zugestand????n werden?Die in der Literaturszene oft genannten Namen stechen in dieAugen: Jürg Amann,
Scholem Alejchem, eigentlich Scholem Rabinowitsch, ist wohl der bekannteste aller jiddisch schreibenden Autoren. Geboren 1859 in der Ukraine, lebte er anfangs in Wohlstand, verarmte, bereiste die Welt, starb verkannt und doch ist sein „Tewje, der Milchmann" zu Weltruhm gelangt. Im Vorwort zu seinem ersten programmatischen Roman „Stempenju" schreibt er: „Meine Absicht war es. einen jüdischen Roman zu schaffen, wie ihr ' es mit Recht von jedem jüdischen Romanschreiber fordert!" „Stempenju" erschien erstmals 1888. Jenseits j eder Romantik ist der Text realitätsnah, der Alltag im
Das kleine Bergdorf Zillis im schweizerischen Graubünden be- sitzt in seiner Martinskirche die bemerkenswerteste der erhalten gebliebenen, gemalten Kirchendek- ken aus der Romanik. Umrahmt von einem, durch amphibische Fa- belwesen belebten „Ur-Meer" fin- den wir, gemalt auf Holztafeln der Kassettendecke, das Christusleben und besonders schön die Martins- legende, in ihrer ergreifenden Dy- namik eindrucksvoll dargestellt. Neue wissenschaftliche Methoden weisen die Mitte des 12. Jahrhun- derts als Entstehungsdatum aus.Macht nun bereits das Betrach- ten der wunderbar gedruckten Bild- tafeln