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Geschichte eines Touristenparadieses

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200 Jahre Tourismus haben in dem ehemaligen Agrarland Salzburg deutliche Spuren hinterlassen. Doch erst ih den letzten Jahren begann ein Umdenken, das Landschafts- und Naturschutz mit dem Besucherstrom zu versöhnen sucht.

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200 Jahre Tourismus haben in dem ehemaligen Agrarland Salzburg deutliche Spuren hinterlassen. Doch erst ih den letzten Jahren begann ein Umdenken, das Landschafts- und Naturschutz mit dem Besucherstrom zu versöhnen sucht.

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Wer dem Gedränge, wer dem Massentourismus in der Stadt Salzburg der Gegenwart in gemütlichere Winkel jenes gesegneten Bundeslandes zu entfliehen gedenkt, kann sich nun für seine stillen Stunden dort mit einem Buch ausstatten, das ihm tatsächlich 200 Jahre Tourismus in Salzburg nahebringt und ihm zuletzt noch das vorführt, dem er eben entflohen ist. 14 Experten haben sich zusammengesetzt und ein reich und schön bebildertes Buch geschaffen, dessen Betrachtungen nicht bloß verklären, sondern vielmehr als durchaus eigenständige wissenschaftliche Ab handlungen einen hohen Standard sozialgeschichtlicher Arbeit vorführen.

Alles beginnt mit der Entdeckung Salzburgs durch die Romantiker. Wilhelm von Humboldt und Bettina von Arnim, auf der Seite der Bildenden Kunst Carl Friedrich Schinkel und Ludwig Richter leiten eine Bewegung ein, die im Toben in der heutigen Getreidegasse ihren vorläufigen, wenn schon nicht angenehmen, so zumindest ertragreichen Höhepunkt gefunden hat. Das Aufkom-men der Eisenbahn erschließt neue Möglichkeiten. Massentourismus ist allerdings noch in weiter Ferne.

Mit der Eroberung des Berglandes beginnt zugleich das Zeitalter der Sommerfrische, heute fast zur Gänze eine Sache der Vergangenheit. Ein besonders interessantes Kapitel über den Salzburger Bädertourismus vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg bringt vor allem Bad Gastein nahe. Selbst die Kaiser Franz Josef und Wilhelm wußten dort Vergnügen mit Politik zu verbinden.

Abbildungen besonders schöner Jugendstilplakate und eine Abhandlung über die „Tourismusindustrie 1860-1938“ leiten in die Gegenwart des Salzburg-Fremdenverkehrs. Unvermeidlich folgt der Festspieltouris mus von den Gründertagen bis zum Zweiten Weltkrieg und später die Fortsetzung bis zur Gegenwart. Das Buch endet mit eher nachdenklich machenden Essays, die in gutem Kontrast zu den vorhergehenden Schilderungen eines fortgesetzten Aufstieges stehen. So werden zum Beispiel die Beziehungen zwischen Fremdenverkehr und Landwirtschaft dargestellt. Die Kulturlandschaft verändert sich, Ackerflächen verschwinden und gefällige Wiesen entstehen. Geld stinkt nicht, mag es von den Gästen oder den Rindern kommen.

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