Weitermachen ist Unsinn, aufhören noch unsinniger. Immer wieder während ihres bewegten Lebens ist Ruth Pfau in die Lage gekommen, diesen Satz zur Grundlage ihres Handelns zu machen. Ihre Selbstbiographie fasziniert. Das Buch ist kaum aus der Hand zu legen.
Erst Hitlerjugend-Mädchen im Katastropheneinsatz in bombardierten deutschen Städten. Danach in der Ostzone in der FDJ, wo sie alle alten Bekannten von zuvor trifft - und weggeht. Anschließend freizügig lebende Studentin. Zuletzt, vom Beispiel einiger Freunde überzeugt, die Taufe, Eintritt in die katholische Kirche, das Medizinstudium wird abgeschlossen.
Am Ende der Jugendzeit kommt der Eintritt in einen modernen Frauenorden ignatianischer Prägung. Der Beginn einer Missionstätigkeit in Pakistan soll ihr weiteres Leben grundlegend bestimmen. Leprastationen werden selbst in den entlegensten Winkeln des Landes aufgebaut. Der Betrieb wird Bürgern des Landes übergeben. Ein langer Kampf gegen Vorurteile dieser Krankheit gegenüber beginnt. Im Untergrund im benachbarten Afghanistan lebend, baut sie auch dort ein Netzwerk von Leprastationen auf. Weitermachen ist Unsinn, aufhören noch unsinniger, und zuletzt wird die katholische Ordensfrau im muslimischen Pakistan den Rang einer Staatssekretärin bekleiden. Hier ist ein Buch, das die Satten aus ihren Fernseh-Lehnsesseln heben kann.
VERRÜCKTER KANN MAN GAR NICHT LEBEN
Ihre Lebensgeschichte. I on Ruth P/au. Verlag Herder, Freiburg iBr. 1995, Hand 4436 der Serie Spektrum. 190Seiten, Tb., öS 125,-
