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Langeweile

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Manchmal können populär geschriebene Bücher aus den USA, die sich mit den Seelennöten des „westlichen Menschen" auseinandersetzen, durchaus positiv therapeutisch wirken. Auch hier gibt es Erfreuliches, allerdings muß man es mit der Lupe suchen.

Der Autor litt einen Großteil seines bisherigen Lebens unter zu viel Hektik. Seine große Sehnsucht war das ununterbrochene „go-go", bis zur Erschöpfung. Im Zuge seiner „Midlife-crisis" entdeckte er die Langeweile, deren Wurzeln er nachzuspüren begann. Der erste Teil des Buches handelt davon, der zweite beginnt vielversprechend mit einem Kapitel über „die fröhliche Kunst des Nichtstuns".

Ein tibetischer Mönch wird zitiert, der feststellt, daß Langeweile für jede Meditation von großer Bedeutung ist. Nichts geschieht, aber es könnte immerzu etwas geschehen. Man hört von einem Entdecken der „revolutionären Stille" als Quell köstlicher, ja schöpferischer Einsamkeit. Aber schon im nächsten Kapitel lesen wir, daß es einzig das Gewissen des Menschen ist, das ihn zum Feigling macht. Im Folgenden ist alles, das weiterführen könnte, wieder vergessen.

Am Ende steht nur noch das offenbar unvermeidliche US-Psychothema Nummer eins, nämlich Sex. Die Chance, die Nutzung der Langeweile zu einem Aufschwung in ein Reich hinter und über dieser Welt zu beschreiben, wurde gründlich vertan.

ES LOHNT SICH NUR DER WEG NACH INNEN. Über das kreative Potential der Langeweile. Von Sam Keen. Kabel Verlag, Hamburg 1993. 236 Seiten, öS 233,-.

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