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Die Gelassenheit der Indianer

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Dieser Einblick In das Weltbild der Anden-Indianer bietet dem Menschen der Industrieländer die Möglichkeit, eine andere Sichtweise der „Weltkultur“ kennenzuiernen.

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Dieser Einblick In das Weltbild der Anden-Indianer bietet dem Menschen der Industrieländer die Möglichkeit, eine andere Sichtweise der „Weltkultur“ kennenzuiernen.

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Während der rund 500 Jahre seit der spanischen Eroberungen haben die Hochlandindianer Südamerikas ihre früherej Kultur, ihr einstiges Weltbild weitgehend erhalten. Der anhaltende passive Widerstand der Andenbewohner westlichem Einfluß gegenüber bringt anfänglich zum Staunen. Folgt man aber den Ausführungen der 19 Fachleute, die im „Kosmos der Anden“ zu Wort kommen, wird wohl vieles, vor allem die seltsame Mischung von Naturreligion und Christentum der Bewohner jener Gegend verständlich. Der südamerikanische Indianer glaubt an eine zyklische Zeit innerhalb eines Kosmos, in dem alles aus sich gegenseitig ergänzenden Hälften besteht, Mann und Frau, Tag und Nacht, Gut und Böse und alles andere dazu. Dabei gibt es außer den Zeitzyklen Tag und Nacht, Aussaat und Erntezeit und außer den Jahreszeiten noch „pachacuti“, eine etwa alle 500 Jahre wiederkehrende Umkehr aller Verhältnisse, wobei im christlichen Denken der von Joachim von Fiori sicherlich unbelasteten lateinamerikanischen Indianer dem eben zuen- de gehenden Zeitalter des Sohnes jenes des Heiligen Geistes folgen wird.

Die Jahre der Unterdrückung durch den weißen Menschen werden dann ihr Ende finden. Wen wundert noch Passivität, wenn ohnehin alles so bald anders wird? Außer dem Weltbild der Andenbewohner findet der interessierte Leser hervorragende Aufsätze über Musik und Tanz, Riten und Krankenheilung, aber auch politische Perspektiven und sozialen Wandel der Bewohner jener Region, die bei vielen christlichen oder auch bloß an Esoterik interessierten Europäern zunehmende Aufmerksamkeit findet. Ein genaueres Hinsehen auf die Erfahrungen der Indianer könnte die Einseitigkeiten der westlichen Welt vermindern helfen.

H KOSMOS DK ANDEN Weltbild und Symbolik indianischer Tradition in Südamerika Hrsg, von Max Peter Baumann.

Diederichs Verlag, München 1994.

588 Seiten, Bibliographie, Glossar, Register sowie einigen Skizzen, ö S 455,-.

JOSEPHINE HIRSCH

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