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Bibliophile Verehrung der Gottesmutter

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Maria als Mutter Jesu und damit des Gotteswortes, das als Mensch in die Welt kam, ist geehrt worden von Anfang an, und ebenso später Bildnisse, die sie allein oder ihre Person innerhalb der verschiedenen Ereignisse ihres Lebens darstellen. In den Schriften des Neuen Bundes wird Maria wenig, in den nichtkanonisierten heiligen Schriften umso häufiger erwähnt.

Vorliegendes Werk enthält viele farbige Abbildungen von Mariendarstellungen aus der Zeit vor der Erfindung des Buchdruckes, angefangen von frühen Codices für den Gottesdienst bis zu spätmittelalterlichen Stundenbüchern für den Laienstand. Programmmatisch ist der Inhalt des Buches keine Entwicklungsgeschichte der mittelalterlichen Buchmalerei. Die Abbildungen sind vielmehr in Gruppen in jener Reihenfolge zusammengefaßt, in der sie in den Schriften, kanonisiert oder nicht, vorkommen.

Die Verfasserin, Kunsthistorikerin in München, hat zu den Bildern einen umfangreichen Begleittext verfaßt, der sich leider nicht nur auf Probleme ihres Faches, sondern auch auf solche der Theologie einläßt. Und dabei ist Abenteuerliches entstanden: Im Johannesevangelium etwa sieht sie entgegen allen modernen Forschungsergebnissen eine Kompilation heterogener Schriften. Die Marien Verehrung sieht sie einerseits als Folge der Beweisnot nach der „Dogmatisierung der Zwei-Naturen-Lehre", andererseits als eine Forderung frühchristlicher „Volksfrömmigkeit", weil die Leute damals ihre gewohnten heidnischen, vor allem mediterranen Muttergottheiten nicht wegen des neuen, jüdisch-patriarchischen Glaubens aufgeben wollten.

Fast alle Attribute Marias, angefangen von ihrer Kindheit über die jungfräuliche Empfängnis und Geburt bis zu ihrer Aufnahme in den Himmel werden relativiert, oder ihre Entstehung wird aus einem, im Buch immer wieder zu findenden „heidnischen Volksglauben" abgeleitet.

Um zu verhindern, von einem Schrecken in den anderen zu fallen, wird sich der Christ, der im Laufe seines Lebens einen Entwicklungsweg zu einer verehrenden und für alle ihre Taten dankbaren Liebe zu Maria gegangen ist, wohl nur auf die schönen Abbildungen (siehe auch die Seiten 22 und 23) konzentrieren müssen.

MARIA. Das Bild der Gottesmutter in der Buchmalerei. Von Gabriele Kopp-Schmidt. Verlagsgemeinschaft Herder/Akademische Druck- und Verlagsanstalt (ADEVA), Freiburg/Graz 1992. 95 Seiten, 32 Farbreproduktionen, 17 SW-Abbildungen, öS 388,40.

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