Willensfreiheit als naturwissenschaftliches Pro blem. Von Dr. med Peter B i a n c o, Tyrolia Innsbruck 1947. 20 Seiten.
In der schon bekannten Reihe wird ein Vor. trag geboten, den der Verfasser im Seminar fü Grenzfragen der Psychologie und medizinische Psychologie an der Nervenklinik in Innsbruck ge halten hat. Es handelt sich um eine der schwie rigsten und umstrittensten Fragen, die di< Geistesgeschichte immer beschäftigt hat. Dei Verfasser durchstreift im Blitztempo die histo-riche Entwicklung dieses Problems in der Philo, «ophie, deutet die naturwissenschaftliche Fragestellung an, aber auch die der Psychiatrie. Ei wendet sich auf Grund eigener sinnesphysio-klischer Arbeiten im Stile der Schule Weiz «ä'c&er und Auersperg vom kausalgesetzlich er klärenden Denken der Naturwissenschaft ab unc bleibt bei der Beschreibung. So ergibt sich eine saubere Trennung der Methoden und Standpunkte der verschiedenen wissenschaftlichen Rieh tungen. Durch den Begriff der Koinzidential-korrespondenz (Auersperg) können die von dei Naturwissenschaft sowie der Geisteswissenschaft verschieden gearteten Darstellungen der gleichen Frage miteinader verbunden werden. Der Autoi hofft, daß man auf diese Weise zu einer Syn. these geisteswissensdiaftlichen und naturwissenschaftlichen Denkens werde gelangen können.
Begegnung mit Christus. Aus der Heiliger Schrift dargestellt. Von J. E. Mayer. Styria, Graz 1947.
Begegnung ist Sendung — in jedem Bereich; einer hat ebenso wichtige Botschaft an den anderen wie umgekehrt. Dies gilt vor allem in der Begegnung mit Christus, die aber immer wieder neu gelernt werden muß, da sie sich immer wieder versteckt hinter Gewohnheit und verdeckt wird von Eigensucht. Die Begegnung mit Christus wieder zu Erfahrung zu bringen, sucht das Buch von Pfarrer Mayer. Die Betrachtungen sind der Heiligen Schrift entnommen und setzen sioh aus dem biblischen Begriff des Kommens zusammen. Es gibt in dieser Sicht ein dreifaches Kommen, das zur Christusbegegnung wird: „Das Kommen des Herrn zum Jünger“, das ist Kommen Gottes aus der Verborgenheit ins Arme dieser Welt; ist Kommen seiner Basileia in der immer wieder unerwarteten Weise des Dienens, als der ständigen Weise göttlidier Macht auf Erden in Christus. — „Das Kommen des Jüngers zum Herrn“ ist die begegnende Antwort auf Gottes Nahen; soll dies göttliche Kommen zur Begegnung mit dem Menschen werden, muß dieser seinerseits entgegenkommen. Gott nimmt aus Gnaden des Menschen Schwäche in seine L'ebe und macht die Schwäche zur Kraft. Diese Kratt heißt: Kind sein, „das Leben vor sich haben“, die sich beweisen und bewähren muß im Kreuztragen des Jüngers. Dadurch gelangt der Jünger ins Reich Christi: er wird von der Basileia des Christus aufgenommen und setzt nun seinerseits des Herrn Herrsdiaft und den Dienst an der Welt fort. (Hier schließt der Autor wertvolle Betrachtung über Askese und Ordensgelübde an.)
— „Das Wiederkommen des Hetrn“ handelt von der ständigen Begegnung mit Christus in dessen Erbarmen, Begnadung, in dessen Brüdern und Kirche, durch die der Christ sich einübt in die Weise, die aller Christusbegegnung zugrunde liegt: die Liebe als ständig zu erlernender und stets neuer, befreiender Lebensmacht.
— Die Betrachtungen tragen die Spur reicher Schriftkenntnis, langer Meditation und aus Ruhe und Reife stammender Erfahrung in dem, was der Verfasser schreibt. Der klare, bestimmte Stil hat Sätze, die leuchten.
D. H Goetz O. P.
Ignatius von Loyola und das geschichtliche Werden seiner Frömmigkeit. Von Hugo Rahner S. J. Verlag Pustet, Salzburg. 125 Seiten, broschiert S 13.50.
Brodricks Geschichte der Jesuiten geht in die Weite, Rahner stößt in die Tiefe. Ja, er beginnt dort, wo andere aufhören. So vermag er von drei Seiten her in die Herzmitte des Ignatius' vorzudringen. „Von unten her“, vom baskisohen Blut, vom adeligen „Dienst in Zucht“, der „grenzenlosen Liebe des magis eingegrenzt in die Diskretion des Gehorchens“. Dann „von den Seiten her“, vom nachweisbaren Einfluß der christlichen Oberlieferung auf die Bildung seiner religiösen Gestalt und des „Exerzitienbuches“. Unmittelbar sind die Exerzitien nur von Ludolf von Sachsen, Jakobus de Voragine und Thomas von Kempen beeinflußt. Das weist Rahner seht klar nach für die grundlegende Königsbetrachtung und die von den beiden Bannern. Geradezu meisterhaft wird die geistesgeschichtliche Betrachtungsweise, die Ignatius von Loyola in Verbindung setzt mit dam Vollkommenheitsideal der großen religiösen Geister, mit dem urchristlichen Ignatius, mit Basilius, Augustin, Benedikt, Katharina von Siena und Bernardin von Siena. Sie alle hatten „Witterung für das Göttliche“, in ihrer Seele ist ebenso wie in die des Ignatius, „des adeligen Soldaten Christi“, von oben her die mystische Begnadigung gefallen. Und eben diese Kraft „von oben her“ hat Ignatius mit unwiderleglicher innerer Sicherheit jene neue Bauform für seinen Orden geschenkt, der das Vollkommenheitsideal und alle Mittel, es zu erreichen, dienend einordnet unter die Vervollkommnung des Nächsten, der die Regeln zur Unterscheidung der Geister als tiefgreifendes Heilmittel gegen die Übel der Zeit auffaßt.
Man möchte fast jeden Theologen verpflichten, dieses kleine Buch Rahners zu studieren, das eine so große Liebe zur Kirche („die große Liebe zu der kleinen Kirche!“) aus innerer Ergriffenheit und sauberer wissenschaftlidier Erkenntnis sichtbar werden läßt. Hier ist noch Sprache, die nicht bloß adelige Zucht, sondern Ehrfurcht vor dem Logos zeigt.
Univ.-Prof. Dr. P. Virgil R e d 1 i c h O. S. B.
Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. 1. Band. Touristik-Verlag, Wien. 508 Seiten.
Die reiche Geschichte Wiens hat im Laufe der
Jahrhunderte in einer nicht mehr zu übersehenden Literatur ihren Niederschlag gefunden. Die Fülle dieses Schrifttums machte es denen, die es benützen wollten, immer schwerer, es beherrschen und überblicken zu können. Ein Führer zu den literarisdien Quellen und Überlieferungen der Stadt hat aber bisher gefehlt. In einem Zeitraum von länger als einem Menschenalter hat ein mit seinem Namen bescheiden im Hintergrunde bleibender Bearbeiter — er ist ein durchaus berufener Mann — durch unermüdlichen Fleiß und selbstlose Hingabe diesem Mangel abgeholfen und ein Sammel- und Nachschlagewerk über das gedruckte Schrifttum über Wien von seinen Anfängen bis zur Gegenwart vorgelegt. Rund 60.000 Zettel, Lesefrüchte langer Jahre, sind aufgearbeitet worden. Namentlich die Wiener Stadtbibliothek wurde mit dem wertvollen Werk erst richtig erschlossen; was bisher von Fo.'.schern, Sammlern oder sonstigen Wissensbegierigen erst nach tage- oder wochenlanger Suche oder überhaupt nicht gefunden werden konnte, wird nun auf einen Blick samt Signatur erschlossen. Neben dem Bearbeiter gebührt Dank dem Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien als Herausgeber und dem rührigen Verlag, der aus publizistischem Idealismus das Wagnis auf sich genommen und keine Kosten und Mühen gescheut hat. Nachdem den Subskribenten die Bibliographie schon seit zwei Jahren in zwangloser Folge druckbogenweise zugegangen war, liegt nun der erste Band geschlossen vor; den weiteren Bänden darf man mit Interesse entgegensehen. M. Aschinger
Die Mutter. Von Pearl B u c k. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien 1947. 290 Seiten.
Das Buch fordert zu einem Vergleich mit dem Werk von Condia Espina, „Die Sphinx von Maragata“, heraus. Hier wie dort wird das Leben der Frau im primitiven Daseinsraum, in harter und karger Natur geschildert. Aber im Buch der Spanierin ist diese Schilderung durchleuchtet von einer hohen Auffassung des Pflichtbegriffes; das Buch von Pearl Bude zeichnet die naive, unkritische Triebhaftigkeit des noch stark im Animalischen verhafteten Menschen niederer Kultur. Und doch ist es ein Frauenleben, das hier dargestellt wird, reich an Sorgen, Schuld und Sühne, lebensnah und nicht ohne Größe. Das Milieu, von dem sich die Hauptgestalt abhebt, ist erfüllt von der Dürftigkeit und Mühsal des kleinen chinesischen Bauern und Pächters, umwittert von den Vorstellungen des in der Not des Menschen versagenden Götterglaubens. Die Sprache ist einfach, schön, die Handlung spannungsreich aufgebaut. Das* neue Werk der Nobelpreisträgcrin ist ein wertvoller Beitrag zur Frauenlitera.tur. Dr. Alma Motzko
Haggi Baba. Ein morgenländischer Schelmenroman. Von James M o r i e r. Übersetzt und nacherzählt von Hans B u j a k. Wiener Verlag, Wien 1947.
James Morier, als Sohn eines englischen Diplomaten 1780 in Konstantinope! geboren, später selbst im britisdien diplomatisohen Dienst in Persien tätig, hatte sidi, wie viele seiner englischen Berufsgenossen, gründliche orientalische Kenntnisse angeeignet, die es ihm ermöglichten, die islamischen Kulturen des Nahen Ostens nicht nur zu verstehen, sondern auch zu deuten. Seine Kenntnis des damaligen Osmanischen Reiches und Persiens paarte sich mit einer großen literarischen Begabung, die er vor allem in diesem unsterblichen Werk der Weltliteratur, den „Abenteuern des Hadschi Baba aus lsfahan“, offenbarte. Mag mehr als ein Jahrhundert seit dem ersten Erscheinen des auch von Goethe geschätzten, witzigen, immer spannenden Romans vergangen sein, so vermittelt er immer noch mehr Kenntnisse über den Vorderen Orient und insbesondere über Wesen und Sinnesart der Perser als ein Haufen gelehrter Bücher. — Der Wiener Verlag hat sich ein großes Verdienst erworben, dieses Werk erneut dem Leser dargeboten zu haben, den in vorliegender Ausgabe allein der Umstand beträchtlich zu stören vermöchte, daß in der Wiedergabe persischer Ausdrücke und Namen unnötigerweise die englische Originalorthographie beibehalten worden ist, man aus einem Choush einen Tschausch.'aus einem Haggi einen Hadschi und dergleichen mehr deuten muß. In Stundenfrist wäre eine vom Verlag dem Orientalischen Institut der Universität Wien überreichte Liste der persischen Ausdrücke und Namen in eine dem österreichischen Leser vertraute und der Originalaussprache nahekommende Form umgegossen worden.- Dies als Rat für eine kommende Auflage des Werkes, das uns Hans B u-j a k in einer stilvollendeten, flüssigen Übersetzung neu geschenkt hat.
Univ.-Prof. Dr. Herbert D u d a
Die Zeit im Buch. Besprechungsblätter, Berichte und Kritik für Bücherfreunde und Büchereien. Herausgeber: österreichisches Borromäus-werk und Seelsorgeinstitut Wien. Preis des Einzelheftes S 2.25.
So viele neue Verlage in den letzten zwei Jahren aus dem Boden gesdiossen, so viele neue Bücher seither auch erschienen sind: die Buchproduktion liegt bei uns dennoch im argen, weil die reichen Möglichkeiten einer zeitbedingten Konjunktur Verleger und Autoren allzu starken Versuchungen aussetzten. So haben sich Pseudowissenschaftlichkeit, Schund und Schmutz schon ungebührlich breit gemacht. „Die Zeit im Buch“, von der bisher vier Folgen (zu je 24 bis 30 Seiten) erschienen sind, stellt sich die Aufgabe, je-weis einen solchen Uberblick nach sachgesetzlicher weltanschaulicher, ethischer, religiöser, künstlerischer und pastoraler Wertung zu bieten, unter Ausschluß aller Rücksichtnahme auf Verlags- und
Autoreninteressen. Da sich eine sehr große Zahl von Besprechern unter kundiger Führung zusammengefunden hat, um Arbeit am österreichischen Buch zu tun, ist keine Eintönigkeit zu befürchten, und die bisher erschienenen Hefte lassen deutlich erkennen, daß hier Ernst und Verant wortung am Werk sind. .
Dr. Paul Thun-Hohenstein
„Austria“. Zeitschrift für Kultur und Geistesleben. Styria, Steirische Verlagsanstalt, Graz.
Wird auch die nun schon seit zwei Jahren anhaltende Flut minderwertiger Presseerzeugnisse, die unsere Zeitungsstände überschwemmt, allgemein beklagt und — wie 'könnte es anders sein? — sogar zu wechselseitigen Vorwürfen zwischen Wien und den Bundesländern benützt, so ist eine Besserung doch nur vom Leser her möglich. Bei der schwierigen Aufgabe, sich zurechtzufinden, aber muß dem duri das Uberangebot verwirrten Leser eine verantwortungsvolle Presse behilflich sein, indem sie ihn auf die wenigen wertvollen Zeitschriften aufmerksam macht. Zu diesen Zeitschriften gehört wohl mit in erster Linie die in Graz erscheinende Monatsschrift „Austria“, die sowohl in der künstlerischen Ausstattung wie durch die Qualität ihrer Beiträge zeigt, daß sie sich der Verpflichtung bewußt ist, die der Name auferlegt, nämlich der, wirklich ein Spiegel der Kultur und des Geisteslebens Österreichs zu sein. Auch der nun zu Ende gehende zweite Jahrgang zeigte wieder ein wohlausgewogenes Verhältnis zwischen der Pflege lebendiger Überlieferung und der Verpflichtung gegenüber dem Schaffen und Wollen unserer Zeit. Die große Versuchung, der so viele auch wohlgemeinte Versuche dieser Art erliegen, die Gefahr der Ausmünzung ererbter Kulturschätze in billiges Kleingeld, ist fast durchwegs mit Erfolg vermieden. Auch der anderen Gefahr, die von dem Beispiel der Fremdenverkehrsbroschüre droht, ist die Zeitschrift nicht erlegen. Gerade deshalb aber, weil sie nicht das aufdringliche Gehaben eines Katalogs für den kulturellen Ausverkauf unseres Landes trägt, erscheint sie in ihrer vornehmen Zurückhaltung besonders geeignet, als repräsentative österreichische Kulturzeitschrift auch dem Freund unseres Landes in der Fremde zu zeigen, über welche reichen geistigen und künstlerischen Reserven unser Land trotz allem noch immer verfügt. Dr. A. W. »
Bei Herder & Co., Wien, ist „Die betende
Gemeinde“ — verfaßt vom geistlichen Rat Pfarrer Jakob Zeggl — als erstes Diözesan-Gebetbuch nach dem Kriege erschienen. Vorausgegangen ist diesem eine neue Ausgabe des Bommschen Meßbuches, das in Tirol verbreitet wird, aber bereits im Jahre 1940 im Verlage Benziger redigiert wurde, des Materialmangels wegen aber erst jetzt auf den Markt kommen konnte.