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Das Kreuz und das Leben

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Edith Stein. Schwester Teresia Benedicta a cruce. Philosophin und Karmelitin. Ein Lebensbild, gewonnen aus Erinnerungen und Briefen durch Schwester Teresia Renata de Spiritu Sancto. Verlag Glock und Lutz, Nürnberg. 315 Seiten.

Daß eine international bekannte wie geschätzte Phänomenologin Karmelitin wurde und in der Stille ihres Klosters nicht nur beachtenswerte wissenschaftliche Werke schuf, sondern zu seltener Reife gelangte, scheint die Welt so mächtig zu interessieren, daß die nunmehr 7. und erweiterte Auflage dieser Edith-Stein-Biographie erklärlich wird — allerdings jedoch nur zur Hälfte! Die andere und weitaus „bessere“ Hälfte ihrer Berühmtheit ist zweifellos in der religiösen Persönlichkeit Edith Steins gelegen, in der apostolischen Fruchtbarkeit ihres Opfertodes vor allem, den sie in den Auschwitzer Gaskammern erlitt. Denn eben gerade weil es sich hier um das Leben eines Menschen handelt, der mehr war als eine wissenschaftliche Größe oder ein Phänomen im humanistischen Sinn — darum scheint es am Schicksal der Heiligen teilzuhaben, deren eigentliche Berühmtheit erst nach dem Tode ihren Kulminationspunkt erreicht.

Mit dem literarischen Werk Edith Steins in seinen Grundzügen befassen sich die letzten zwanzig Seiten des Buches. Sie wollen zwar ein Konzentrat geben, erreichen jedoch nur eine erste Bekanntmachung. Vor allem fehlt jene gesunde, fruchtbare Kritik, wie sie so meisterhaft Hilda Graef in ihrem Werk über Edith Stein („Ein Leben unter dem Kreuz“, 1954, Verlag Joseph Knecht, Frankfurt am Main) bietet. — Schutzumschlag und Buchschleife befremden etwas. Hier riecht man „Geschäft“. Ist es wirklich nötig, s o um eine Edith Stein zu werben?

Edith Stein. Schwester Teresia Benedicta a enice. Kleines Lebensbild der großen Philosophin und Karmelitin, gezeichnet von ihrer ehemaligen Mitnovizin im Kölner Karmel Schwester Maria Bap-t i s t a a Spiritu Sancto O. C. D. Verlag Glock und Lutz, Nürnberg. 96 Seiten.

Der Reiz dieses kleinen Büchleins liegt in jenen unbedeutenden, aber doch so charakteristischen und liebwerten Episoden, die eine Mitschwester Edith Steins mit ihr erlebte, und in jenem tiefen Eindruck, den sie von ihrer Persönlichkeit empfing — bei den verschiedensten Gelegenheiten des Alltags, wo gewöhnliche Menschen alltäglich, große Menschen aber, wie Edith Stein, groß sind. Auch hier hätte der Inhalt des Buches ein anderes äußeres Gewand erfordert.

Heilige Stunde und Passionsandaeht. Von Karl Rahner SJ. Verlag Herder, Freiburg. 63 Seiten. Preis 18 S.

Die religiösen Schriften Karl Rahners haben alle etwas Eigenartiges: Hier spricht der „Mensch Job“ mit Gott — ein neutestamentlicher Job, dessen Leiden und Aengste nicht in irgendeine Gelöstheit ausklingen, sondern in die männliche Inbrunst gelebten Glaubens. Das gibt ihnen eine Eindringlichkeit, die aufhorchen läßt, und eine Glut, die unwillkürlich zündet, und wäre es auch mit schmerzenden Funken. Gerade der heutige Mensch, hinter dessen gebrochenem Lebensgefühl die Schatten der Angst lauern, der von Komplexen und Neurosen mehr weiß als ihm gut ist — er wird sich von Rahners Schriften ungemein angesprochen fühlen, weil sie sein Leben nicht verharmlosen, sondern ihn samt seinen qualvoll ungelösten Rätseln hinführen zur einzigen Rettun?: zum Leben des Erlösers.

Was dieses Büchlein besonders auszeichnet, ist der Versuch, das Oelbergleiden des Herrn in seiner Geeenwärtigkeit zu zeigen und — ebenso wie in der nachfolgenden Passionsandacht — dem Leser vor Augen zu führen, was Beten eigentlich ist: Gespräch mit der unendlichen Liebe!

Geheiligtes Jahr. Liturgisch-asketische Erklärung der Meßtexte aller Sonn- und Festtage des Kirchenjahres. Von Matthias Premm. Verlag Herder, Wien. 235 Seiten. Preis 43 S.

Nicht nur der Inhalt — wie der Untertitel ihn anzeigt —, sondern auch die Art der Darstellung kommt einem großen und allgemeinen Bedürfnis der heutigen Christen entgegen: dem Bedürfnis, die Meßtexte in ihrer Beziehung zum eigenen Leben zu verstehen. Auf höchstens vier Seiten werden hier in einer leicht faßlichen, lebendigen Art die jeweiligen Feste und Sonntage des Kirchenjahres liturgischasketisch unter einem einzigen Hauptgedanken — dem Grundgedanken des betreffenden Tges — erklärt. Der Verfasser, der in seinem Buch „Das heilige Opfer“ (Verlag Pustet, Salzburg. 1946) bereits die gleichbleibenden Meßtexte auf dieselbe Art erklärt hat und eiuen so enormen Erfolg erzielte, wird wahrscheinlich mit einem ähnlichen Erfolg auch für dieses Buch rechnen können. Denn religiöse Bücher, die weitesten Kreisen zugänglich, dabei aber nicht seicht, abgegriffen, langatmig und langweilig sind, gibt es in nicht zu großer Zahl.

Das Kreuz und mein Leben. Kreuzweg im Licht der sieben Sakramente. Von Marcel B o r i e s. Verlag Herder, Freiburg. 104 Seiten.

Ein modernes Gebetbuch, verfaßt von einem französischen Industriepfarrer, das man neben vielen anderen Vorzügen auch originell nennen könnte — wenn nicht schon Thomas v. Acquin den Tod Christi als die universale Ursache menschlichen Heiles bezeichnet hätte. Eine Kreuzwegandacht im Licht der sieben Sakramente ist daher nichts Weithergcholtes, wohl aber für uns erfrischend Neues. Denn dadurch wird der Kreuzweg des Herrn in unmittelbarer Beziehung zu unserem, eben gegenwärtigen Leben gezeigt — in jener Beziehung, wie sie durch die wörtliche Uebersetzung des französischen Buchtitels „Mein Leben durch das Kreuz“ am prägnantesten ausgedrückt ist.

Sittliche Grundhaltungen. Von Dietrich von Hildebrand. Verlag Mathias, Grünewald, Mainz. SS Seiten.

Fünf Tugenden: Ehrfurcht, Treue, Verantwortungsbewußtsein, Wahrhaftigkeit und Güte werden in der bekannten phänomenologischen Weise von dem uns schon durch seine früheren Publikationen; „Die Lebensgcstaltung in Christus“ u. a. bestbekannten Autor als sittliche Grundwerte in ihrer Bedeutung für das personale Leben und für die Kultur dargelegt. Eine wertvolle religiöse Lektüre. *

Meditation. Philosophische Klärung, Anweisung zum Vollzug. Von Johannes B. L o t z. Verlag Josef Knecht. Carolus-Druckerei, Frankfurt. 167 Seiten.

Schon vor Jahren hat der Autor in der Zeitschrift für Aszese und Mystik „Geist und Leben“ (1950/51) wertvolle Aufsätze über das Wesen der Betrachtung geschrieben. Diese legt er uns nun erweitert und vervollständigt in Buchform vor. Was über das betrachtende Gebet zu sagen ist, wird von ihm in eingehendster Form von der Philosophie und Theologie her durchleuchtet. Nach einer geschichtlichen Einführung über das Abgleiten der Betrachtung in den Rationalismus oder Irrationalismus untersucht der Verfasser die wesentlichen Bestandteile der Betrachtung nach der Methode der Exerzitien des heiligen Ignatius, das ist die Uebung der drei Seelenkräfte: Gedächtnis, Verstand, Wille, den Anteil der Phantasie, menschliche Anstrengung und göttliche Gnadenhilfe in ihrem Ineinander, die Gefahren der Betrachtung und schließlich die konkreten Anweisungen für die Betrachtung, wie sie uns Ignatius gibt.

Diese Untersuchung ist ein ganz moderner, überaus wichtiger Beitrag zur Gebetslehre.

Arzt — Philosoph — Priester: Ueber den Tod.Okinczyc, Troisfontaines, Define. Aus dem Französischen von Paul Alfred Schlüter. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn. 86 Seiten.

Das vorliegende bescheidene Bändchen fügt zur katholischen Literatur über den Tod eine sehr wertvolle Ergänzung hinzu. Es werden nicht bloß herkömmliche erbauliche Gedanken wiedergegeben, sondern auch originelle, aus christlichem Denken eines katholischen Arztes, eines katholischen Philosophen, eines katholischen Priesters sich ergebende Erwägungen. Wer immer sie liest, wird von ihrer Lebensnähe, Ueberzeugungskraft und Tiefe erfaßt. Es sind durchaus neuartige Aspekte, die hier geboten werden.

Das Alte Testament noch aktuell? Ein Handbuch für Katechese und Laienbildung. Von Walter Kornfeld. Tyrolia-Verlag, Innsbruck. 237 Seiten.

Man kann dieses Buch einen Prototyp der Literatur für Laienbildung nennen. Es bringt auf knappem Raum in gemeinverständlicher Form alle wichtigen Probleme des Alten Testamentes, ohne auf Gründlichkeit zu verzichten. Der Autor versteht es, jeden für Laien unnötigen kritischen Apparat wegzulassen.

Im ersten Teil behandelt Kornfeld die textkritischen und textgeschichtlichen Fragen allgemeiner Natur und die speziellen Fragen der einzelnen Bücher des Alten Testamentes. Im zweiten Teil werden systematisch die biblische Urgeschichte und die Geschichte Israels behandelt, wobei diesem Teil der größere Raum des Buches gewidmet wird, dem Wesen der Sache entsprechend.

Seelsorgern, Religionslehrern für Mittelschulen und Erwachsenen wird dieses Werk zum Zweck der Selbstbildung ausgezeichnete Dienste leisten. Keine der vielen heißumstrittenen Fragen des Alten Testamentes wird umgangen und mit einer großes Wissen und ebensoviel didaktisches Geschick verratenden Art behandelt. In der deutschen theologischen Literatur ist Kornfelds Einführung in das Alte Testament zweifellos das Beste, was bisher in gemeinverständlicher Form erschienen ist.

Zeugen des Wortes. Gott ist die Liebe. Predigten des heiligen Augustinus über den ersten Johannesbrief. Uebersetzt und eingeleitet von Dr. Fritz H o f-mann. 3. Auflage. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau. 147 Seiten.

In dem Bestreben, wertvolle theologische Literatur einem weiteren Kreis interessierter Leser zugänglich zu machen, bringt die Herder'sche Sammlung „Zeugen des Wortes“ etwas vom Schönsten der Schriftpredigten des heiligen Augustinus. Auch eine Form, den Laien tiefer in die Schätze der Heiligen Schrift einzuführen.

Das Geheimnis der Liebe im Weltplan Gottes. Von P. Dr. Ansgar Deussen SS. CC. Tyrolia-Verlag, Innsbruck. 407 Seiten. Preis 78 S.

Dieses Buch wird von der Kritik als das Buch des Marianischen Jahres bezeichnet; behandelt es doch in umfassender Weise die Frage nach der Art der Verbundenheit Christi und Mariens im Werke des Heiles. Der Verfasser ist Theologieprofessor in Rom und als Mitglied einer Genossenschaft, die dem heiligsten Herzen Jesu und Maria geweiht ist, in besonderer Weise zur theologischen Durchdringung und Vertiefung der zukunftweisenden Mariologie unserer Zeit geeignet.

Wisse die Wege Scivias. Von Hildegard von Bingen. Nach dem Originaltext des illuminierten Rupertsberger Kodex ins Deutsche übertragen und bearbeitet von Maura Böckeier, Chorfrau der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard zu Eibingen. Otto-Müller-Verlag, Salzburg. 414 Seiten. Preis 150 S.

Kaum ein Buch des 12. Jahrhunderts zeigt uns so klar und deutlich den noch nicht verbauten biblischen Geist und die symbolische Theologie der Frühscholastik wie dieses Hauptwerk der hl. Hildegard,in deren Visionen nicht der geringste Gegenstand und nicht der kleinste Umstand ohne sinnbildliche Deutung zugelassen wird. Auch die zeitgenössischen Miniaturen, auf die Dom. L. Baillet als erster hingewiesen hat, sind in dieser Beziehung aufschlußreich und verdienen eine genaue kunsthistorische und geistesgeschichtliche Untersuchung. Aber wenn es uns auch gelingen mag, das geistige Klima dieses Werkes aufzuzeigen, wir werden die einmalige Leistung dieser außergewöhnlichen Frau, die sich als einen „einfältigen Menschen“ bezeichnete, niemals ergründen oder begreifen können.

Das Werk wurde bereits 1928 von derselben Uebersetzerin in deutscher Sprache mit einem Geleitwort von Ildefons Herwegen herausgegeben. Die vorliegende Veröffentlichung stellt eine völlige Neubearbeitung dar; darüber hinaus enthält sie 35, zum ersten Male veröffentlichte, drucktechnisch ausgezeichnete Bildtafeln der Miniaturen in achtfarbigem. Offsetdruck. Der komprimierte Sinn der Visionen wird jeweils von der Bearbeiterin kurz skizziert, während gewisse Textunklarheiten in Fußnoten ihre notwendigen Erläuterungen finden. Den Schluß bilden eine Charakteristik der großen Seherin, vor allem ihrer Gedankenwelt im Rahmen ihrer Zeit, Erläuterungen über den Text, Anmerkungen, bibliographische Angaben und Indices. Bemerkenswert an dieser Verdeutschung ist wohl der Umstand, daß sie uns die Gedanken der hl. Hildegard klarer und unverfälschter vermittelt als alle lateinischen Ausgaben, von denen keine einwandfrei ist. Eine textkritische Ausgabe des lateinischen Originaltextes steht leider noch immer aus. Außer neun Kodices, die zur Hälfte noch dem 12. Jahrhundert angehören, benützte die Uebersetzerin vor allem den berühmten zeitgenössischen (wahrscheinlich zwischen 1151 bis 1179), illuminierten Rupertsberger Kodex, der so lange ein Prunkstück der Nassauischen Landesbibliothek in Wiesbaden war. Wenn die Chorfrauen der Abtei St. Hildegard zu Eibingen diesen Prachtkodex mit allen Miniaturen nicht in den Jahren 1927 bis 1933 naturgetreu auf Pergament kopiert hätten, wäre diese Ausgabe kaum möglich gewesen, denn die Originalhandschrift wurde während des letzten Krieges nach Dresden in Sicherheit gebracht und ist seit der Besetzung der Ostzone verschollen ... DDr. N. Greitemann

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