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Aus dem religiösen Schrifttum

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In den schweren Tagen der Vergangenheit sammelte Josef Casper in Wien einen Kreis von Mensdien um sich, mit denen er das Gebet des Herrn tief durchdachte. Als Frucht liegt nun sein Büchlein vor, „Gespräche mit Gott“ (Volksliturgischer Verlag, Wien). Der Inhalt ist heute gerade so aktuell, wie damals. Seine Worte bieten in gleicher Weise wie ehedem Trost und Kraft und weisen zum Leben im christlichen Geist. Ihre Bedeutung wird noch klarer, wenn sie der Auswahl von Bolzanos Schriften gegenübergestellt werden, die E. Winter in seinem Bolzano-Brevier (Verlag Friedrich, Wien) herausgegeben hat. An dieser Gestalt wird die innere Vertiefung klar, die sich weit über die allgemein moralischen Tendenzen jener Zeit vollzogen hat, als Bolzano seinen StoJz darein setzte, in einer Wissenschaftslehre ein oberstes moralisches Sittengesetz zu finden, „das unabhängigkühl über allem thront, nicht nur über dem Menschen, sondern selbst über Gott; denn das Subjekt des Sittengesetzes sind alle vernünftigen Wesen, Objekt aber ihre vom Willen zustande gebrachte Handlung.“ Solche Worte bleiben in der Sphäre jener Vereinseitigung stecken, die bedauerlicherweise auch das Leben des Philosophen erfaßte. Audi die Auswahl kommt darüber nicht hinaus, selbst wenn deir Herausgeber ihr eine Aktualität abzugewinnen sucht. — Beachtenswerter ist die Neuausgabe Bischof Sailers „Kreuzestod und Osterfreud“ (Verlag F. Baumgartner, Wien), ein Buch, das durch seine gemütstiefe Betrachtung, unterstützt durch Dürers Bilder, Freunde gewinnen wird. „Die kleine Passion“ von A. Dürer, die der gleiche Verlag aufgelegt hat, verfolgt dasselbe Ziel. Die Reproduktionen leiden durch das schlechte Papier. Ein ausgezeichnetes Hausbuch stellt das vielfach bewährte Religionsbuch „Der Weg zum Leben“ dar, das der Altmeister der österreichischen Katechetenschule Joh. Ev. Pichler vor Jahrzehnten geschrieben hat und nunmehr in der Missions- drudserei St. Gabriel-Mödling von Prof. T h a u - r e n neu herausgegeben wurde. Es wird seinen Platz in der Praxis wie ehedem einnehmen.

Dem Streben, zu def) Tiefen des gläubigen Lebens vorzUdringen, kommen zwei Ausgaben des Rex-Verlages (Luzern) entgegen. „M innedienst eines Mystiker s“. Aus dem Leben des Heinrich Seuse, ausgewählt und eingeleitet von Josef B ü 11 e r, und die Predigten Leo des Großen unter dem Titel „H eilige F e s t f e i e r", eingaleitet und übertragen von P. Fr. F a e ß 1 e r. Sie zeugen von dem wiedererwachten religiösen Verständnis der Gegenwart und bieten in einem schmucken Band eine praktische Handausgabe für den täglichen' Gebrauch. Daran reiht sich die Newmanauswahl „Christliches Reifen" von Otto Karrer im Verlag Benzinger, Einsiedeln, herausgegeben, würdig an. Die einheitliche und gleichbleibende religiöse Grundhaltung Newmans tritt besonders klar heraus und spiegelt das geistige Innenleben dieses zu seinen Lebzeiten oft mißverstandenen Mannes in seiner ganzen Erhabenheit wieder. Es muß auch hier wieder festgestellt werden, daß leider solche wertvolle Verlagserscheinungen in Österreich im allgemeinen nicht erreichbar sind. Hingegen sei auf das letzte Werk des Salzburger Theologen J. D illersberg er „Das neue Wort über Maria".

Die Stellung Marias in der Heilsordnung nach ,Mystici corporis’, Pius XII. (Verlag O. Müller, Salzburg) aufmerksam gemacht. Die Darlegungen der letzten Rundschreiben von der Stellung der Gottesmutter im Heilsgeschehen werden persönliche Unklarheiten und Mißverständnisse endgültig aufhellen und darüber hinaus über manches unberechtigte Zögern hinwegführen. Die von den Päpsten bis in unsere Tage herauf eindringlich empfohlene Marienverehrung hat eine tiefe dogmatische Bedeutung, die über allem gefühlsmäßigen Empfinden im Herzstück des Glauben , in der Offenbarung selbst begründet ist. Dies legt dieses Buch überzeugend dar; es Verdient deshalb besondere Beachtung. Zur ’ praktischen Lebensgestalrung vermag sicherlich auch das neue handliche Gebetbuch verhelfen, das durch seinen inneren Aufbau weit über den Rahmen der üblichen Literatur hinausreicht, „Licht und L e.b e n" mit dem Untertitel „Caritas, unser Leben, unser Beten, unser Tun“, herausgegeben vom Caritasverband Salzburg. In ihm sind wertvolle Gedanken straff zusammengefaßt, die den Geist „christlicher Liebe wecken, fördern, vertiefen, pflegen“ sollen, wie Fürsterzbischof Dr. Rohracher in seinem Begleitwort sagt. Hier wird das neue christliche Denken in geformten Gebeten offenbar und legt in dem innersten Bezirk des menschlichen Daseins ein erfreuliches Zeugnis von dem hohen Streben um den Geist Christi ab.

Wenn in diesem Bericht nach einem charakteristischen Wort oder einer solchen Persönlichkeit in der Kirche der Gegenwart Ausschau gehalten wird, dann geschieht dies wohl am besten mit dem Hinweis auf Pius XII. Mehr als große -and breite Abhandlungen besagen, enthüllt die flüssig geschriebene und in lebendige Bilder aufgelöste Biographie von Otto Walter „Pius XII. Leben und Persönlichkeit“ (Verlag Otto Walter, Olten, Schweiz). Sie führt herauf bis zur Gegenwart und stellt den Papst als den unermüdlichen Rufer für die wahre Menschenwürde und menschliche Freiheit dar, als den „pastor ange- licus einer leidenden Menschheit“. Eine Sammlung der wichtigsten Ansprachen zu weltpolitischen und religiösen Problemen des Jahres 1947 ist unter dem Titel „Freunde und Feinde des Völkerfriedens“ im Rex- Verlag (Luzern) erschienen. Seit Jahren nimmt Pius XII. zu allen Fragen der Menschheit Stellung und spricht ohne Scheu zu den wichtigen Vorgängen in der Welt aus dem sicheren Bewußtsein der inneren Kraft der Kirche. Da findet man auch jene herrlichen Worte, die hier angeführt seien: „Die unsterbliche Jugend der Kirche offenbart sich aber — wie wunderbar ist dies! — in besonderer Weise im Leid. Sie ist ja ,Blutbraut’ (Ex. 4, 25). Im Blute befinden sich ihre Kinder, ihre Diener, verleumdet, eingekerkert, ęrmordct, erwürgt. Wer hätte es je für möglich gehalten in diesem 20. Jahrhundert — nach so vielen Beteuerungen der Freiheit —, daß sojkhe Unterdrückungen, solche Verfolgungen, solche Gewalttätigkeiten kämen? Doch die Kirche hat keine Furdit. Sie will Blutbraut und Leidensbraut sein, um an sich selbst das Bild ihres göttlicheij Bräutigams zur Darstellung zu bringen, um zu leiden, zu kämpfen und zu siegen mit Ihm“.

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