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Zur Krise des österreichischen Films

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Mit seltener Einmütigkeit hat in der Vorwoche die Wiener Kunstkritik, unbeschadet unserer herzlichen Kulturfreundschaft mit Frankreich, einen kulturellen Mißgriff, den Pariser Film „Schuberts Liebestraum“, abgewehrt. Die Rede war: keine bona fides und kein Rentabilitätsinstinkt rechtfertigen die Sünde an dem fest umrissenen Begriff der schöpferisdien Persönlichkeit und seiner Umwelt, wie sie Vernovellettierungen dieser Art darstellen. Da nun ein Wiener Anselm-Feuerbach-Film, „D as unsterbliche A n 11 i t z“, in vielen Belangen gleich, in einigen noch schwerer fehlt, erfordert das Gebot der Billigkeit bei allem nachsichtigen Wohlwollen, das die Wiener Produktion von Publikum und Kritik seit Jahr und Tag laufend erfleht und in erstaunlichem Ausmaße auch erhält, gleiches Maß und gleiche Strenge.

Damit trifft der erste Vorwurf den Verfasser des Buches, der zugleich die routinierte, durchschnittliche, aber sehr unpersönliche Inszenierung des Films besorgte, also für das Gesamtwerk mehr noch als üblich die Verantwortung trägt.

Aus Feuerbachs lebens- und schaffensbestimmender „Nanna-Episode“ in Rom, die den Jünger Courbets und Coutures aus der damaligen französischen Schule eines hemmungslosen Farbendurchbruches zu der kühlen Formglätte eines edlen, romantischklassizistischen Pathos führte und in etwa 20 Nannabildern, darunter der großartigen Stuttgarter Iphigenie, ihren Niederschlag fand, macht der Film eine quälende, tränensatte Ehebruchs- und Verzichtsnovelle, die zum Uberfluß noch zu völlig sinnlosen Angriffen auf das „prüde“ Rom genützt wird. Gleichen Geistes Kind ist die billige „Kapuzinerpredigt“ eines#veinseligen Paters. Auch der unmotivierte Ressentimentsausbruch Feuerbachs, daß Kardinäle, Fürsten und Gelehrte erst dem toten Künstler Kränze flechten, findet in der biographischen Literatur unserer Großen, die reich ist an echtem, taktvollem kirchlichen und weltlichen Mäzenatentum, in dieser einseitigen Verallgemeinerung kaum eine Bestätigung. Nirgends eine Spur von der Weltweite des Genies, nirgends eine Ahnung von den Gipfeln und Abgründen schöpferischen Kampfes. Es ist Kintopp, der in den 50 Jahren manches Handwerklich, nichts an Wesentlichem, Geistigem zugelernt hat. Dieser Film ist ein sitzengebliebener Vorzugsschüler. Lichtpunkte sind lediglich der monumentale Auf-blick zu dem Deckengemälde der Wiener Akademie, dem „Titanensturz“, und die Gestalten der Mutter Henriette (historisch: Stiefmutter) des Künstlers und eines treuen Freundes, wozu such die schauspielerische Durchdringung dieser beiden Rollen durch zwei hervorragende Wiener Künstlerpersönlichkeiten mag beigetragen haben.

Und doch ist in diesem Zusammenhang ein ernster Anruf an die Wiener Künstler nicht zu unterdrücken. Der Mutter Feuer-bachs, dargestellt durch eine unserer vornehmsten, leidgeprüftesten Repräsentantinnen großer Wiener Künstlertradition, Frau Helene Thimig, ist an einer Stelle des Films, da Nanna aus dem Leben Feuerbachs in die Mätressensphäre eines Fürsten von sehr fraglichem Adel gleitet, das zynisch-frevlerische Wort in den Mund gelegt: „Den (Fürsten) hat ihr Gott gesdiiekt“ ... Dieser Film versammelt auch sonst eine Schar von ersten Wiener Darstellern aus unseren führenden Theaterhäusern. Es darf ein jeder Freund ihrer Künstlersdiaft mit Fug und Redtt erwarten, daß diese Darsteller solche und andere Entgleisungen, so beschämende Zumutungen mit Berufung auf ihre persönliche und künstlerische Würde nachdrücklich von sich weisen. Das ist in diesem

Falle nicht geschehen. Und das ist tief bedauerlich. Denn es ersdieint uns solche chronische Willfährigkeit der Wiener Schauspieler gegenüber dem gebieterischen Anspruch der Amüsierindustrie mit sdiuld-tragend zu sein an dem permanenten österreichischen Filmjammer, der sich wieder einmal in einer peinlichen Wiener Uraufführung schmerzlich überdeutlich vor aller Welt ausgedrückt hat. *

„Denn unsre Weine haben süße Trauben“ ... Und unsre schönsten Filme sind von Dichtern. Auch die Musik des Buches von G. V. Martins („For Our Vines have Tender Grapes“) ist in dem amerikanischen Kinderfilm „Frühling des Lebens“ noch hörbar wie ein ferner Geigenstrich mit der Sordine früher Chaplin-Coogan-Filme. Ein Jahr aus einem Kinderleben auf der Farm in seiner natürlichen Verwachsenheit mit Mensch und Tier und Ding, erfüllt von den tausend wichtigen, nichtigen Bagatellen und den holden, unwiederbringlichen Geheimnissen frühen Morgens; geraffter und gestraffter als Rouquiers preisgekrönter Film „Farrebique“, verzaubert von den kirsdien-schwarzen Märchenaugen der kleinen Margaret O'Brien und dem erstaunlich reifen, trockenen Bubenwitz des sechsjährigen Jackie Jenkins: ein Film von bukolischer Helle und Heiterkeit.

Mit kürzerem Lob und Vorbehalt dürfen sich begnügen: „D er letzte Trump f“, ein sauberer, exakter französischer Kriminalfilm, Kampf einer etwas burschikosen und verliebten Brigade gegen die Unterwelt. Und „Der Graf von Monte Christ o“, II. T e i 1, das Rachewerk des tiefgekränkten Edmond Dantes. Die wackeren Darsteller mimten eifrig Ernst und Würde. Ein animiertes Premierenpublikum ladite dazu. Es war zum Weinen.

Nach der Verfassung die Zulassung von Privatschulen allein im Belieben des Staates

Im Sommer 194.1 war die „Goerres-Gesellschaft zur Pflege der “Wissenschaft im katholischen Deutschland“ aufgelöst worden. Durch Bombenschäden gingen auch alle Mitgliederverzeichnisse verloren. Derzeit sind Bestrebungen zur Wiederaufrichtung und Neubeginn der Arbeiten im Gange. Die Neuherausgabe des „Historischen Jahrbuches“ und de -„Philosophischen Jahrbuches“ wird vorbereitet.

In Stuttgart ist die Gründung des „Evangelischen Verlagswerkes“ beschlossen worden, das die evangelische Zusammenarbeit unter bekannten Persönlichkeiten des deutschen Protestantismus auf dem Gebiet der christlichen Publizistik vorsieht.

Eine der Flugschriften, die im jugoslawischen Küstenland an der Adria in letzter Zeit in Massen verbreitet wurden, enthält folgende Kampfansage: „Der Vatikan ist mit seinen Priestern der Vorkämpfer der imperialistischen. Staaten im Kampf gegen die Weltdemokratie, gegen jegliche volksregierte Staaten, vor allem aber gegen Jugoslawien. So ist es unbedingt notwendig, den Kampf gegen die katholischen Priester zu führen. In den verschiedenen ausgegebenen Parolen, wird nach einer Meldung der „Kipa“ von der „V e r-nichtung“ der Priester gesprochen, da diese bei der Zwangsarbeit und in den Kerkern nur „reaktionär“ wirken, und so die Sträflinge im Verkehr mit den gefangenen Priestern sich nicht im Sinne des Regimes bessern, sondern nur noch standhafter in ihren reaktionären Ideen verharren.

Ein Mitarbeiter der „Neuen Zürcher Nachrichten“ schildert die Situation des katholischen Vereinswesens in Ungarn: Die katholischen Vereine und Vereinszentralen sind alle oder zum größten Teil aufgelöst, ihre Lokale versiegelt oder anderen nichtkatholischen Vereinen übergeben worden. Das amtliche Organ „Magyar Közföny“ veröffentlichte letztes Jahr Tag für Tag die Namen der aufgelösten katholischen Vereine. Seinerzeit wurde das amtliche Versprechen gegeben, daß diese Vereine „auf demokratischer Grundlage“ sich neu organisieren dürften und das Vermögen der aufgelösten Vereine den letzteren überlassen werden sollte. Daraus ist nichts geworden. Kein einziger neuer oder neugebildcter katholischer Verein oder Verband erhielt eine Bewilligung. Die christlichsozialen Organisationen und andere katholische Arbeiterverbände wurden ohne Ausnahme aufgelöst, unter diesen auch die Jungarbeiterorganisationen. Alle katholischen Universitäts- und Hoch schülervereine sind liquidiert worden, neue wurden nicht bewilligt. ¥

Ober verschiedene beunruhigende Vorkommnisse im polnisdien Volksleben drücken die polnischen Bischöfe ihre Besorgnisse in einer gemeinsamen Kundgebung aus. Sie erheben Protest gegen die wachsende Aufdringlichkeit atheistischer Elemente und gegen die Prosely-tenmacherei vieler Sekten, die mit Geld und Lebensmittelspenden Anhänger zu gewinnen suchen. Eine ganz besondere Sorge bildet aber die Schulfrage. In den Schulen und besonders in den Handelsschulen werde der Religionsunterricht eingeschränkt. Die Kruzifixe sind aus vielen Kinderheimen und Waisenhäusern ebenso verbannt worden. Mit Nachdruck wenden sich die Bischöfe gegen die um sich greifende Methode, an Sonn- und Festtagen das Volk zu besonderen Arbeitsleistungen zu zwingen. Energisch wenden sich die Bischöfe gegen die unbegründeten E i n-schränkungen der bürgerlichen Freiheitsrechte.. Zu den ungerechtfertigtsten und demütigendsten Maßnahmen zählen die Bischöfe die P r e s s e z e n s u r. Sie behindere die Kirche sogar in der Ausübung ihres Lehramtes und untersage selbst die Veröffentlichung päpstlicher Enzykliken und bischöflicher Hirtenbriefe. Rein wissenschaftliche katholisdi-theo-logische Publikationen sind ihr ebenso unterstellt wie die Religionslehrbücher für das Volk. Die noch bestehende katholische Presse sei ebenfalls in der Erfüllung ihrer publi-zistisdien Pflicht sehr behindert.

Paul Claudel, der sich seit 20 Jahren mit ein im Werk über die „Geheime Offenbarung de hl. Johannes“ befaßt, hat die

Vorarbeiten dazu nunmehr abgeschlossen und der Öffentlichkeit übergeben. Der erste Band ist im Verlag Librairie universelle de France, Paris, unter dem Titel „Introduction ä l'Apocalypse“ (Einfüh rung in die Geheime Offenbarung) vor kurzem erschienen.

Bei einer Sitzung der interparlamentarischen Union im Haag wurden nach einer Meldung von C. I. C. die Mitgliederzahlen der holländischen Jugendorganisationen bekanntgegeben. Die katholischen Jugendverbände zählen 367.000 Mitglieder, die evangelischen 237.000 und 17.000 die der anderen politischen und religiösen Richtungen. „

Der Präsident des litauischen Hilfsfonds von Amerika, Rv. Dr. J. B. Koncius, beabsichtigt nach dem „Christlichen Nachrichtendienst“ in den USA für eine Million Dollar eine Musterstadt, die während des Krieges viertausend Rüstungsarbeiter beherbergte, zu erwerben, um darin die Baltische

U n i v e r s i t ä t, die sich derzeit in Deutschland befindet, unterzubringen. Sie wurde 1945 in Pinneberg bei Hamburg für die Flüchtlinge aus den baltischen Republiken errichtet und zählt zweitausend Studenten sowie einen Lehrkörper von 150 Professoren der früheren baltischen Universitäten Königsberg und Riga.

Die amerikanische Vereinigung der „Christusträger“, die Angehörige aller christlichen Bekenntnisse umfaßt und christliche Grundsätze in die Politik, Erziehung, in die Welt der Arbeit und in Presse, Funk und Film bringen will, veranstaltet ein Preisausschreiben für das beste Buchmanuskript, für das sie drei Preise von 15.000, 10.000 und 5000 Dollar ausgesetzt hat. Die einzige Bedingung für den Wettbewerb ist, daß das eingereichte Werk „in Einklang mit den christlichen Grundsätzen steht und nicht gegen sie geschrieben ist“.

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