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Der Nobelpreis für François Mauriac läßt aufhorchen. Hier zollt eine Welf, die christlichem Denken im allgemeinen, dem Katholizismus dm besonderen zumeist wenig hellhörig gegenübersteht, ihre Anerkennung der jungen katholischen Renaissance, die kl der Literatur mit dem Renouveau Catholique begann. Und wenn es keiner der akademischen Preisrichter wissen sollte: Mauriac hat den Preis bekommen für die vier Toten Helios, Bloy, Péguy und Bernanos und für die vielen Lebenden, die darum ringen, der Freiheit eine Gasse zu brechen. Der Freiheit Gottes in der massiv geschlossenen Welt der „Ungläubigen“, der Freiheit des ganzen Menschen in der oft nicht weniger massiv geschlossenen Welt der „Gläubigen . Dafür steht eben Mauriac als Zeuge: für die neue, tiefe Begegnung zwischen Kirche und moderner Welt, individualem Geist und hierarchischem Kosmos. — Er erhält den Nobelpreis in einem denkwürdigen Moment: in dem die Welt eben erst in den Vollgeiruß der Werte und Wirklichkeiten zu treten beginnt, die dieses christliche Schrifttum eröffnet hat, in dem in der Christenheit hier und dort der Kreis bereits wieder enger wird, Aug und Ohr, Herz und spiritualer Sinn sich zu verschließen beginnen infolge der- Angstkomplexe und Engpässe der Weltsituat-ion. Mauriacs Nobelpreis könnte ein Mahnzeichen sein für beide Welten: die Spanne geöffneter Tore, die Chance echter Begegnung -zu nutzen, ehe es für beide zu spät ist.

Die Internationale Bruckner-Gesellschaft besteht seit 25 Jahren. Eine Gedenkstunde in der österreichischen Natio- nalbdibliothek und eine Ehrung vor der Gedenktafel im Arkadenhof der Universität waren äußere Zeichen für jene unablässig bewiesene Gesinnung gegenüber Anton Bruckner, der di-e Internationalen Bruckner- Feste und die Gesamtausgabe zu danken sind. Das XI. Internationale Bruck-

n e r - F e s t wird Anfang Dezember in Basel stattfinden, und die Herausgabe der Werke ist mit der soeben vorgelegten VI. Symphonie — die V. und IX. Symphonie sind vor Jahresfrist erschienen -g weiter fortgeschritten. Die neuen Studienpartituren sind sorgfältig revidierte zweite Auflagen dieser Symphonien; in der Gesamtausgabe noch nicht erschienene Werke werden folgen. Der wissenschaftliche Leiter dieses gemeinsamen Unternehmens von Internationaler Bruckner- Gesellschaft und Österreichischer National- brbliothek ist Umversitätsprofessor Dr. Leopold Nowak. Im Unterschied zu früheren Gesamtausgaben ist hier eine „Volksausgabe“ im Werden, die allen Bruckner-Freunden erschwinglich ist: sie erscheint im Musikwissenschaftlichen Verlag, Wien.

„Christ unterwegs“ heißt eine deutsche katholische Monatsschrift, die von Dr. Richa-rd Maii herausgegeben wird und sich seit Jahren vor allem der Sache der Heima ..vertriebenen ann-immt. Der Einbau dieser Vertriebenen als Volksgruppen in die westdeutsche Bundesrepublik — uod die Untersuchung der dadurch bedingten volkskundlichen Wandlungen — sind der Zeitschrift ebenso Anliegen wie die Vermittlung und Bewahrung eines ünyerzerr- ten Bildes der verlorenen Heimat im Osten. HieT wird in aller Stille und frei von „völki sehen Aspekten ein Beitrag nicht nur zur Überwindung des Flüchtlingsproblems, sondern auch zur Erhaltung der überlieferten heimatbedingten Kulturgüter geleistet.

Einfache Schweizer Bauern- kne„hte lesen heute begeistert Adalbert Stifter: das ist das Verdienst der von Katholiken geleiteten „Schweizer Volksbuchgemeinde , die in diesem Jahr auf eine erfolgreiche zehnjährige Arbeit zurückblicken kann, Einige Zahler beweisen dies: 1942: 500, 1944: 2000, 1946: 15.0000, 1951: 32.000 Mit glieder. Eine gleiche Entwicklung zeigen die nüchternen Ziifern de6 Jahresumsatzes. Da die Volksbuchgemeinde eine gemeinnützige Institution ist und deshalb ihre Preise ßehr niedrig kalkuliert, werden allerdings keine materiellen Gewinne erzielt. Dafür aber sind die geistigen Gewinne um so größer: die Rückeroberung vieler Leser für das gute, in jeder Beziehung einwandfreie, auch literarisch wertvolle. Buch. Alle bedeutenden Literaturgattungen werden gepflegt: Romane, Novellen, Gedichte, antikes und mittelalterliches Erbe, Abenteuer, Reisen, Völkerkunde, Jugendliteratur, Naturwissenschaft und selbstverständlich auch die religiöse Literatur. Die Leitung ist bestrebt, Universalität zu erreichen. So finden wir unter den jedes Semester erscheinenden fünf Büchern stets Autoren aus verschiedenen Ländern: Franzosen, Deutsche, Skandinavier, Angelsachsen, Italiener. Österreich ist durch Franz Werfel vertreten,

Uber eine neue Verleumdungkampagne gegen den Vatikan berichtet „Osservatore Romano": „Eise gewisse Presse gefällt, sich darin, von Zeit zu Zeit Berichte und Artikel über die — wie sie sagen — vatikanischen Finanzen zu bringen. So hat die illustrierte Wochenschrift ,Oggi’ in ihrer Nummer 42 vom 16. Oktober mit .äußerster Leichtfertigkeit und Oberflächlichkeit einen solchen Bericht veröffentlicht, in dem unter anderen zweifelhaften Behauptungen gewagt wird, zu erklären, daß der Schatz des Vatikans unter den Staatsschätzen der ganzen Welt an zweiter Stelle steht. Allein die Goldreserve des Vatikans mache 7000 Milliarden Lire (11,5 Milliarden Dollar) aus, sei also dreimal so groß wie der englische Staatsschatz. Diese Behauptungen werden von der krypto-kom- munistischen Abendzeitung ,Paese Sera’ aufgenommen und zu phantastischen Kombinationen benützt. Es wäre wahrhaftig nicht nötig, sich mit solchen lächerlichen, verleumderischen Anwürfen zu beschäftigen, wüßte man nicht, auf welchen letzten Zweck sie hinzielen: Man will unter der öffentlichen Meinung Mißtrauen und Feindseligkeit säen, gegen den Heiligen Stuhl und gegenüber seinen vielfältigen Initiativen zur Linderung des Elends und zur Verkündigung des Lichtes des Glaubens.“ — Das Dementi des „Osservatore“ zeigt (wie das Schweizer „Vaterland“ dazu schreibt), eindeutig, daß die Behauptungen der Gegner gewaltige Übertreibungen sind. In vatikanischen Kreisen ist man der Ansicht, daß der „Oggi"-Artikel ein bezahltes Manöver bestimmter Kreise sei. Wäre die sogenannte vatikanische „Goldreserve", wie groß sie auch sei, in Italien angelegt, hätte die italienische Presse bestimmt keine „Enthüllungen" serviert. Die Ironie des Schicksals ist aber, daß auch der Goldschatz Italiens (450 Millionen Lire) an Amerika ist. Die Linkszeitungen schlagen nun mächtig politisches Kapital daraus. Und dies unmittelbar vor den kommenden politischen Wahlen in Italien, übrigens soll, wie verlautet, am kommenden 7. November noch einmal die Schlußphase des berühmten Cippio-Prozesses stattfinden. Alles das sind Dinge, die man vor Augen haben muß, wenn man den Zeitpunkt und die Zwecksetzung solcher Meldungen verstehen wall.

Na fi Meldung der Sdiweizer Kipa haben bulgarische Flüchtlinge die Nachricht überbracht, daß Bischof Bossilkoff, der zusammen mit drei anderen Priestern am 3. Oktober von einem Gericht in Sofia zum Tode verurteilt worden ist, nicht mehr unter den Lebenden weilt. Das Urteil wurde, ohne daß die Öffentlichkeit davon erfuhr, bereits am 5. Oktober um 12.30 Uhr vollzogen.

Das Organ der Katholischen Aktion Italiens, „II Quotidiano“, berichtet, die jugoslawischen Behörden hätten die Warnung ausgesprochen, Erzbischof Aloisius Stepinac 6ei nur bedingt au6 dem Gefängnis entlassen worden und könne daher ohne weiteres wieder verhaftet werden, um den restlichen Teil der Strafe abzubüßen. Die Warnung wurde während einer Haussuchung in der erzbischöflichen Residenz in Agram dem Generalvikar und Vertreter des verbannten Erzbischofs, Weihbischof Franziskus Sali6-Seewis, gegenüber geäußert. — Der Bischof von Triest und Capodistria, Msgr. Antonio S a n t i n, wies in seiner Allerheiligenpredigt in der Trie6ter Kathedrale auf da6 erneute Anwachsen der Religionsverfolgung in der Zone B des Freistaates von Triest hin. — Nach einer Kölner Meldung, ist die kommunistische Regierung Rumäniens dazu übergegangen, exkommunizierte katholische Priester mit der Verwaltung der durch die Inhaftierung der rechtmäßigen Oberhirten verwaisten Bischofssitze zu beauftragen. Ein gewisser Pater Horn- Despina wurde zum Administrator des Erzbistums Bukarest bestellt. Von unterrichteter Seite wurde erklärt, die Bukarester Regierung beabsichtige eine sogenannte „Selbständige Kirche“ zu errichten.

In Mykenä, wo einst Schliemann eine unbekannte Hochkultur entdeckte, wird jetzt von Griechen und Briten wieder gegraben. Die griechischen Forscher, die bereits zu Anfang des Jahres ein neues Grab aufdeckten, sind jetzt dabei, deren weitere auszugraben. Während 6ich die von Schliemann entdeckten Gräber, die der antike Rei6e6 hriftsteller Pau- 6anias als die Gräber des Agamemnon und seiner Gefährten erwähnt hatte, innerhalb der Burg befanden, liegen die jetzt untersuchten außerhalb der Umwallung, wo nach der Überlieferung die Königsmörder bestattet sein sollen. Diese Gräber sind älter als die von Schliemann gefundenen; 6ie gehören der mittleren Bronzezeit an. Auch sie sind reich an Beigaben. Das eine enthielt ein zwei Meter großes männliches Skelett, da6 ein Goldarmband und einen verzierten Gürtel trug und einen Dolch in der Rechten hielt. Goldmasken wie die von Schliemann ausgegrabenen wurden’ hier ebenfalls gefunden. Die Grabsteine tragen Reliefdarstellungen. Die britische Expedition, die an anderer Stelle arbeitet, fand dort außer Schmuck, Elfenbemgegenständen und großen Terrakottagefäßen eine Reihe beschrifteter Tafeln, wie sie in Mykenä noch nicht an6 Licht gekommen waren, anscheinend Inventarien und Warenlislen eines Geschäftsmannes, Re6te von Fresken einer sonst nicht gebräuchlichen Art sowie ein Lager von Bronzegeräten verschiedenster Bestimmung. Die jetzt gemachten und die noch zu erwartenden Funde dürften neue Aufschlüsse über die historischen Grundlagen der homerischen Dichtung liefern.

Einige westeuropäische Zeitungen veröffentlichen graphische Darstellungen der sozialeii Schichtung des russischen Volkes bis 1914 und in der Gegenwart. Nachstehend seien die Zahlen festgehalten: B i s 1 9 1 4: Adel und hohe Militärs 3 Prozent der Gesamtbevölkerung, Mittelstand 4 Prozent, Intellektuelle und Klerus 3 Prozent, Arbeiter 13 Prozent, Bauern 77 Prozent: im Jahre 195 2: herrschende Kommunistenschicht 0,03 Prozent der Gesamtbevölkerung, Beamte und Intellektuelle 14 Prozent, Arbeiter 22 Prozent, Bauern und Kolchosenbauern 53 Prozent, Zwangsarbeiter 11 Prozent.

In einem vielbeachteten Artikel im Londoner „Catholic Herold“ befaßt 6ich Lord Pakenham, der Katholik ist und im abgetretenen Labourkabinett das Marineministerium innehatte, mit der gegenwärtigen politischen Situation Großbritanniens vom Standpunkt der englischen Katholiken aus. Die Arbeiterpartei befinde sich jetzt an einem Scheidewege. Das radikale Programm einer allgemeinen Sozialisierung aller Produktionsmittel 6ei praktisch aufgegeben worden, ohne daß die Gegnerschaft gegen den Kapitalismus eine Milderung erfahren hätte. Die Arbeiterpartei suche heute nach neuen Wegen und neuen Ideen. Für die englischen Katholiken, die sich für eine der beiden großen Parteien entscheiden müßten, ergebe sich daraus eine große Gelegenheit. Sie hätten in den sozialen und wirtschaftlichen Fragen ihre klaren und festen Grundsätze, wie sie in den großen päpstlichen Enzykliken niedergelegt 6eien. Wenn die Katholiken geschlossen für die praktische Verwirklichung dieser Grundsätze einträten, könnten sie die englische Arbeiterpartei für diese Grundsätze gewinnen. Lord Pakenham ruft daher die englischen Katholiken zur Einigung auf und schließt mit den Worten: „Die Situation in der Labourpartei iet gegenwärtig in Fluß, dieser Zu6tand wird aber nicht lange währen."

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