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Notizen

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Die österreichische Buchproduktion erreichte im Jahre 1 9 5 2 gegenüber 1951 eine Steigerung von 170 Titel und bleibt damit nur mehr um rund 100 Titel gegenüber dem Konjunkturjahr 1949 zurück. Hauptsächlich beteiligt an dieser Steigerung sind die Werke über Handel und Verkehr, Medizin und Geschichte. Die Belletristik brachte 456 statt 445 Bücher. Die Ueber-setzungen aus dem Englischen sind von 132 auf 112 (Belletristik 80 auf 58) und damit auf den Stand von 1950 zurückgegangen. Uebersetzungen aus dem Französischen und Russischen sind gleichgeblieben.

Daß der Zuzug zahlreicher „Volksdeutscher“ nach Oesterreich nicht nur Vermehrung unserer materiellen Sorgen, sondern auch geistigen Gewinn und Befruchtung des wissenschaftlichen Lebens bedeuten kann, erweist — unter vielen anderen — die Berufung des Siebenbürgers Karl Kurt Klein auf den Lehrstuhl für ältere deutsche Sprache und Literatur an der Universität Innsbruck. Der nicht nur im Südosten angesehene Ordinarius für deutsche Philologie an der Franz-Josephs-Universität in Klausenburg, Herausgeber der „Siebenbürgischen Vierteljahrsschrift“ und Autor der einzigen umfassenden (und wohl auch letzten!) „Literaturgeschichte des Deutschtums im Ausland“, bekleidete diesen Posten an der Universität Innsbruck bereits seit 1946 „aushilfsweise“.

Die zwei Kanonikate im Wiener Domkapitel, die durch das Ableben von Bischof Dr. Ernst Seydl und Kanonikus Alois Illek vakant geworden waren, sind nunmehr vom Heiligen Vater neu besetzt worden. Zu neuen Domherren wurden Dompfarrer Dr. Karl Raphael Dorr und Msgr. Franz Steiner, der Rektor des Katholischen Jugendwerkes in Oesterreich, ernannt.

Gleichzeitig hat der Heilige Vater den geistlichen Sekretär der Katholischen Aktion Wien, Kons.-Rat Otto Mauer, zum Päpstlichen Ehrenkämmerer ernannt.

Das Direktorium der Katholischen Rundfunk-arbeit in Deutschland fordert die Katholiken auf, in den Diözesen und Pfarreien „S c h a u-Gemeinschaften“ zu bilden, um sich gemeinsam die ersten deutschen Fernsehprogramme anzusehen. Auf diese Weise sollten sie die notwendigen Erfahrungen sammeln, die es ihnen erlauben, an der volksbildenden Aufgabe des Fernsehens durch Anregungen, Vorschläge und kritische Hinweise mitzuarbeiten. Die katholischen Volksteile trügen daher die Mitverantwortung dafür, daß die positive Entwicklung des Fernsehens gefördert und die schädlichen Auswirkungen nach Möglichkeit verhindert würden.

Als die „Uebertreibung eines berechtigten Anliegens“ bezeichnete der Progtammdirektor des Süddeutschen Rundfunks den durch eine große Anzahl von Leserzuschriften unterstützten Feldzug einer Stuttgarter Zeitung gegen den mangelnden schwäbischen Einschlag in der Ausdrucksweise der Sprecher beim Süddeutschen Rundfunk. Die Mehrzahl der Sprecher und Ansager stammten tatsächlich nicht aus dem südwestdeutschen Raum. Als das erste Personal des Süddeutschen Rundfunks angestellt worden sei, hätten sich nicht genügend Sprecher aus Schwaben beworben. Jetzt könne man jedoch nicht einfach bewährte Kräfte hinauswerfen mit der Begründung, sie hätten keine „schwäbische Aussprache“. In den Zuschriften des Hörerpublikums wurde u. a. beanstandet, daß die Ansager sowie die Conferenciers bei bunten Sendungen ein „abstraktes Deutsch“ in „übertriebener Artikulation“ sprächen. Der Ton der Nachrichtendurchgaben erinnere an die Stimmen der Wehrmachtsberichte. Ein „Bund zum Schutze schwäbi-»cher Ausdrucksweise“ wurde gefordert, damit „Schiachsahne, Flaumenkerne, der Tischler Und der Fleischer“ endlich wieder verschwänden. „Aber“ müßte wieder zu „aba“ werden. „Unsere Gefühlslage wird von dem Süddeutschen Rundfunk nicht erfaßt.“ Die ganze Wellenlänge sei, so schreibt ein empörter Hörer, „süd-preußisch“.

Der Islam will durch eine verstärkte Werbetätigkeit die Lehren des Korans auch in West- und Nordeuropa verbreiten. Wie der Leiter der mohammedanischen Ahmediya-Mission, der Holländer Hans Peter Schulz, der an der berühmten Al-Azhar-Universität in Kairo studiert hat, mitteilt, soll der pakistanische Außenminister Sir Zafrullah Khan diese Pläne wohlwollend unterstützen. Die mohammedanische Mission begann im Zuge der neuen Werbeaktion in Hamburg mit einer Vortragsreise durch die Bundesrepublik. Nachdem in Westeuropa bereits Moscheen in Paris, Den Haag und London bestehen, soll in Kürze auch für die 30köpfige mohammedanische Gemeinde in Hamburg eine Moschee errichtet werden. Der Bau wird „aus Spenden des pakistanischen Volkes“ finanziert.

In Ostdeutschland schlägt die Vorsitzende des kommunistischen Frauenbundes dessen Mitgliedern vor, ihre Geburtstagsfeiern auf den jeweiligen Samstag zu verlegen, denn „Menschen, die sich an ausgedehnten Geburtstagsfeiern beteiligen, können am nächsten Tag im Betrieb nur einen Bruchteil ihrer Arbeitskraft einsetzen und wirken deshalb produktionshemmend“ — meint die leutselige Dame.

Der schweizerischen Akademikerzeitschrift „Civitas“ zufolge betragen (in Schweizer Franken!) die durchschnittlichen Studiengebühren pro Jahr und Student in USA 1200 Fr., Schweiz und England 500 Fr., Frankreich 60 Fr., Oesterreich 36 Fr., Dänemark 25 Fr.

Die Namen der ungarischen Kinos wurden den Erfordernissen der neuen Zeit entsprechend abgeändert. Schon ihr bloßer Klang erzieht die Besucher zum Kommunismus. Sie heißen etwa: „Freiheitskino“, „Roter Stern“, „Neue Welt“, „Verfassungskino“ (ehemals „Corso“), „Vorwärts“, „Befreiungskino“, „Triumph“, „Karl-Marx-Lichtspiele“, „Partisanenkino“, „Arbeitswettbewerb“, „Arbeitsplanung“, „Brigadekino“, „Hon-ved“ (früher „Roxy“), „Erster Mai“, „Arbeiterkino“ und „Spitzenarbeiter-Lichtspiele“. Was die Filme betrifft, die dort aufgeführt werden? Laut „Esti Budapest“ würden am- 1(5. Juni 1951 in Budapest 15 sowjetische, drei ostdeutsche, drei tschechische und nur ein einziger ungarischer Film gezeigt. Am 16. Juni 1952 hingegen konnte man schon acht ungarische Filme sehen. Dafür war aber auch die Zahl der russischen Filme auf 28 und die der ostdeutschen auf 13 angestiegen. Nebenbei gab es auch je einen tschechischen, nordkoreanischen und chinesischen Film zu sehen. Als die Kriegsgreuel in einem der letzten chinesischen Filme so überhandnahmen, daß das Publikum zu murren begann, fällte der Filmkritiker von Radio Budapest in seiner wöchentlichen Sendung (7. Jänner 1953) das Urteil: „Wir sehen gerade aus diesem Film, daß die Filmkunst im neuen China das allerhöchste Niveau erreicht hat, denn der künstlerische Wert eines Kunstwerkes ist darnach zu beurteilen, in welchem Maße es für den Freiheitskampf eintritt und ihn wachzuhalten vermag und wie sehr es die Menschheit für künftige Kämpfe vorbereitet.“ — Der Fräser Emmerich Muszka war jahrelang ein durchschnittlicher Arbeiter gewesen und hatte sich in keiner Weise ausgezeichnet. Er erfüllte sein Soll schlecht und recht und sein Name wäre nie bekanntgeworden, wenn er nicht eines Tages in ein volksungarisches Lichtspieltheater gegangen wäre und dort einen Film gesehen hätte, in dem die Arbeit eines sowjetischen Stachanowfräsers gezeigt wurde. Von Stund an war — wie „Szabad Ifjusäg“ am 28. Dezember 1952 berichtete — der Fräser Emmerich Muszka wie verwandelt. Er studierte die sowjetischen Arbeitsmethoden gründlich, er arbeitete selbst noch gründlicher, wurde Stachanbwist und Träger des „Ordens der Arbeit“ —■ und wenn er noch nicht gesäubert worden ist, so lebt er noch heute glücklich und zufrieden.

Ueber die Stufen des „biologischen Zeitablaufes“ hat der Schweizer Naturwissenschaftler P. Schultheß interessante Einzelheiten veröffentlicht. Darnach erhöht sich der Gesamtbestand eines Menschen an Erfahrungen um einen bestimmten Zuwachs nicht in gleichmäßigen Zeitabschnitten, sondern jeweils bei einer Verdoppelung des Lebensalters. Der Anstieg unserer Erfahrungskurve wird nach diesem Zeitablauf immer flacher, denn der Zuwachs an Erfahrungen ist vom 5. bis zum

10. Lebensjahr derselbe wie der vom 10. zum 20., vom 20. zum 40. oder vom 40. zum 80. Lebensjahr. Mit jeder Verdoppelung des Lebensalters halbiere sich der Zeitinhalt. Für einen Fünfjährigen ist ein Jahr ein gewaltiger Zeitraum — an einem einzigen Tag erlebt er weit mehr an Neuem und Interessantem als ein Achtzigjähriger in einem halben Monat. Für den Kleinen ist die Zeit sechzehnmal gefüllter und daher gedehnter; sie läuft darum auch sechzehnmal langsamer ab als die des Greises. Je älter wir werden, um so rascher vergeht uns auch die Zeit. Es ist ein Irrtum, die Mitte eines 80 Jahre währenden Menschenlebens mit 40 Jahren festzulegen. Die Zeit zwischen Geburt und Schulbeginn ist beinahe eine „Ewigkeit“; zwischen dem 5. und 80. Lebensjahr liegt daher die Mitte bei etwa 20 Jahren, denn die 15 Jahre vom 5. bis 20. Jahr sind genau so „lang“ wie die 60 Jahre vom 20. bis zum 80. Lebensjahr — der Zwanzigjährige hat ebensoviel schon hinter sich, wie er noch vor sich hat.

Die französische Postverwaltung hat die Herausgabe einer neuen Markenreihe beschlossen, die der französischen Theatertradition gewidmet sein wird. Die erste Marke dieser Serie wird eine Szene aus Victor Hugos „Hernani“, gestochen von Cheffer, zeigen.

Der Kritiker Andre Parinaud war in der Lage, in „Carrefour“ zu enthüllen, daß Constantin Virgil Gheorghiu, der Autor des vielbesprochenen und unbestreitbar eindrucksvollen Zeitromans „25 Uhr“, im Jahre 1941 als rumänischer Kriegsberichterstatter bei der deutschen Wehrmacht ein Buch veröffentlicht hat, das den Titel „Es brennen die Ufer des Dnjesters“ trug und dessen Existenz er aus zwingenden Gründen verschwiegen hatte. In diesem Buch wurde nämlich ein Loblied auf das nationalsozialistische Deutschland gesungen, auch sparte der Verfasser nicht mit starken antisemitischen Ausfällen. So stellte er einige der Personen, die er in „25 Uhr“ als Märtyrer schildert, als gerecht bestrafte Verbrecher hin. Noch vor der Veröffentlichung dieser Enthüllungen informiert, hat Gabriel Marcel, der als erster „25 Uhr“ herausgegeben und durch ein Vorwort lanciert hatte, mit Gheorghiu öffentlich gebrochen.

Der in England lebende österreichische Musikforscher Hans Ferdinand Redlich, der zur Kenntnis und Verbreitung des Werkes von Claudio Monte-verdi wesentlich beigetragen hat, konnte seine im Otto-Walter-Verlag, Ölten (Schweiz) erschienene Monographie nun auch in englischer Uebersetzung erscheinen lassen. Das um mehrere Kapitel erweiterte, besonders sorgfältig ausgestattete Monte-verdi-Buch ist soeben in der Oxford University Press erschienen.

Der bekannte englische Schriftsteller Hilaire B e 11 o c hat, wie „Manchester Guardian“ meldet, innerhalb der 46 Jahre von 1896 bis 1942 durchschnittlich drei Bücher im Jahr veröffentlicht — in seiner fruchtbarsten Zeit, den beiden Jahren 1911 und 1912, zusammen siebzehn. Es ist anzunehmen, daß das weitgespannte Werk dieses bedeutenden katholischen Schriftstellers eine R e-naissance erleben wird.

Der schwedische König, Gustaf Adolf VI., hat 5 Millionen Kronen, die ihm zu seinem 70. Geburtstag als Ergebnis einer Sammlung in ganz Schweden überreicht wurden, jungen Künstlern, Schriftstellern, Forschem und -Studenten als Reisestipendien zur Verfügung gestellt. Durch eine Rundfrage in allen Landesstellen wurden dafür die würdigsten Anwärter ausgesucht.

Die diesjährige Studientagung des OCIC, die vom 19. bis 22. April in Malta stattfindet, wird da» Thema „Film und Missionen“ behandeln. Außer den Berichten und Diskussionen werden die Teilnehmer Gelegenheit zur Besichtigung der besten für die Eingeborenen der Missionsländer gedrehten Filme haben. Den Vorsitz der Studientage wird Se. Em. Kardinal de Gouveia, Erzbischof von Lourenco Marques (Mozambique) führen, der da» einleitende Referat halten wird. Die hauptsächlichsten Missionsorden haben ihre Mitarbeit zugesagt und werden durch namhafte Spezialisten vertreten sein.

Wenn Hindus einen Tempel betreten, schlagen sie jedesmal, um ihre Götter zu ehren, am Eingang des Tempels eine Glocke an. Wenn sie den Tempel in Sasswad Foona betreten, schlagen sie, wie „Michael“ meldet, eine Glocke an, deren Inschrift kaum ein Inder zu entziffern wissen wird. Sie lautet: AVE MARIA GRATIA PLENA DOMINUS TECUM.... Marathen haben die Glocke vor Jahrhunderten aus einem christlichen Gotteshaus gestohlen. Auf nicht mehr erforsch« barem Weg ist sie in diesen Hindutempel gelangt.

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