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Von neuen Buchern

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„Das Bild der Schweiz in der deutschen Romantik.“ Von Dr. Alfred Liebi. Verlag Paul Haupt, Bern, Römerstraße 15. — 1946. — 191 Seiten.

Kaum eine geistesgeschichtliche Richtung der abendländischen Literatur hat einen klareren Blick für die kulturelle Berufung fremder Bereiche als die Romantik — die Sicherheit der Schau, auch in der kritischen Stellungnahme, erwächst aus einer starken Aufgeschlossenheit, die zum getreuen Bild des zu behandelnden Gegenstandes führt. Deshalb war es eine glückliche Wahl, die dem Berner Alfred Liebi das Thema bestimmte: „Das Bild der Schweiz in der deutschen Romantik.“ (Heft 71 der Sammlung „Sprache und Dichtung“, Forschungen zur Sprach- und Literaturwissenschaft, hg. von Maine, Singer und Strich). — Mit der Gründlichkeit des wissenschaftlichen Forschers behandelt das Buch das Für und Wider im Ureil der großen (und kleinen) Romantiker von Hölderlin bis Uhland, von den Brüdern Schlegl bis zu den Brüdern Grimm. In drei großen Kapiteln „Literatur“, „Volk“ und „Land“ werden die zahlreichen geistig-kulturellen, aber auch persönlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und den Romantikern nachgewiesen, wir begegnen da dem Kreise Pestalozzis ebenso wie dem der Frau von Stael, wir begegnen vor allem Johannes von Müller und Karl Ludwig von Haller. — Im 2. Kapitel ist der Abschnitt „Die Schweiz im politischen Urteil der Romantiker“ nicht weniger bemerkenswert als die Untersuchung über ihren Einfluß auf die romantische Volkskunde und Germanistik, erwähnt sei dabei nur die Bernerin Dorothea Wild, die spätere Gattin Pil-helm und Mutter Hermann Grimms, der Gatte und Schwager und damit wir alle zahlreiche Hausmärchen verdanken. — Dazu endlich die Zeugnisse über das in seiner heroischen Schönheit und Herbheit so unfaßbare Land, das die Romantik ganz anders zu deuten, zu erleben verstand als der im allgemeinen doch ziemlich naturfremde Klassizismus — teils aus eigener Anschauung, teils in großartigen Visionen.

So schenkt sich uns das Buch als eine wohlfundierte, feinsinnige Arbeit, die über ihre wissenschaftliche Bedeutung noch einen gewissen aktuellen Wert besitzt. Denn in dem weltoffenen Urteil der romantischen Wahlösterreicher Frau Adam Müller und Frau Zacharias Werner spiegelt sich das nahe Verhältnis zwischen Österreich und der Schweiz, das heute wie nach den Wunden und Wirren des 1. Weltkrieges nach neuen Beziehungen sucht und in dem unser kleines Land nicht nur der nehmende Teil sein will. Darum darf wohl das Schlußwort des Buches von Gonzague de Reynold über den europäischen Charakter, der Schweiz in gewissem Maße auch für das sidi erneuernde Österreich gelten: „Das Beispiel einer Einigung zu geben, die im Universum ihr Vorbild hat, das mag genügen, um aus einem kleinen Volk eine Station von allergrößter Bedeutung zu machen.“

„Dichter und Dame.“ Miniaturgeschichten von Josef Aug. Lux. Herausgegeben vom Freundeskreis für Geschichte, Kunst und Dichtung. Im Salzburger Verlag für Wirtschaft und Kultur 1946. 134 Seiten.

Das Buch ist zum 75. Geburtstag des bekannten österreichischen Schriftstellers erschienen dessen Werke auf 5 Seiten aufgezählt sind. Man staunt über die Fruchtbarkeit und Vielseitigkeit, die wie vieles andere an R. Kralik erinnert. Im ersten Teil der Schrift sind kleine Skizzen, Geschichten und Legenden enthalten, in denen mit viel Humor in einer ansprechenden Art geistreiche Dinge vorgebracht werden; der zweite kleinere Teil bringt Beiträge von Freunden zu Ehren des Meisters. Einige biographische Tatsachen werden darin zu oft wiederholt. Im ganzen ein Büchlein, das man gerne liest.

„Das Amulett und andere Novellen.“ Von Conrad Ferdinand Meyer. Büchergilde Gutenberg Wien 1946.

Nebst den zwei Gediditen Hugenottenlied und Römischer Brunnen enthält diese auch buchtechnisch und illustrationsmäßig gefällige Auswahl aus den Novellen des großen Schweizers: Cäsar Borgias .Ohnmacht“; Angela Borgia: „Über einem Grabe“ und „Das Leiden eines Knaben.“

C. F. Meyer gehört trotz mancher Schwächen, die seinem Werk anhaften, die zum Teil durch seine Lebensschicksale und seine eigene oft etwas gequälte geistige Entwicklung sich erklären, zu den edelsten Repräsentanten schweizerischer Geistigkeit. Immer wieder bemüht er sich, auf einem großen historischen Hintergrund — nicht zufällig bevorzugt er dabei so gerne die Reformation und Renaissance — das ganze Leben und Ringen der Menschheit an einem kleinen Lebensschicksal aufzuzeigen.

„Ruanda-Urundi.“ Zwei Königreiche auf dem Weg zur Kirche. Von P. Josef L o i d 1 S. V. D. Verlag Missionsdruckerei St. Gabriel, Mödling, 1946.

Ein Büchlein von 82 Seiten und doch ist darin eine ganze Welt enthalten. Die Welt der Kirche, der rassen- und völkerverbindenden und umformenden Kirche. Das Bild der Kirche, so blutvoll und lebendig, wie sie uns aus den Tagen des Urchristentums bekannt ist — und das im Afrika von heute! Ruanda-Urundi ist einer der dichtest bevölkerten Landstriche Afrikas im Herzen des afrikanischen Seenhochlandes zwischen Viktoria und Tanganjikasee gelegen. Das Bild, das der Verfasser von dem Werden der Kirche in diesem Lande entwirft ist so packend und anschaulich, daß es wie ein spannender Film auf uns wirkt Was da an Tiefe und Echtheit bekenntnisfreudigen Christentums heranwächst, darf ruhig mit den hochstehenden christlichen Gebieten der weißen Völker verglichen werden, ja übertrifft sie in vielem. Wer durch die apokalyptischen Zeiten, die wir durchlebten und durchleben, an der Kraft der Kirche und damit des Christentums, Menschen zu Christen und damit zu wirklichen Menschen formen zu können, zweifelt, der greife zu diesem Buch. Er wird wieder Optimist werden. Dr. F. C h u d o b a

„Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus“ im Lichte der vier: heiligen Evangelien und der neutestamentlichen Zeitgeschichte. Von En-bischof Dr. Gröber, Verlag Herder, Freiburg i. Br., 1946. 237 S,

Der bischöliche Verfasser, der immer wieder und gern zur Feder greift, lädt in diesem Buch die Leser zu einem besinnlichen Gang auf die' Via dolorosa ein, angefangen vom letzten Abendmahl bis zum Tod des Herrn am Kreuze. In der Not der Zeit braucht wohl die Betrachtung dieser zeitlos aktuellen Not des Gottessohnes keine besondere Rechtfertigung, im Gegenteil, nichts sollte uns heute selbstverständlicher sein als gerade sie. Wenn wir etwas rühmen dürfen an diesem schmalen Bändchen, dann vor allem dies, daß es hier gelungen ist, ein Stück von der Schlichtheit der Evangelien in seine Betrachtungen herüberzuretten. Mag sein, daß andere Zeiten meinten, wenn irgendwo, dann dürfe hier das Pathos sich zu Worte melden. Uns haben dagegen die Tage mißtrauisch gemacht: Auch das Pathos und der Brustton der Überzeugung, der Hingerissenheit oder Empörung können erborgt sein von Lüge und trügerischer Maske. So werden gerade hier immer wieder die Geschichte, die Berichte der Zeugen für sich am besten sprechen. Unter der sorgsamen Hand des Verfassers bietet auch die Bibelwissenschaft ihre Dienste nicht aufdringlich an und w\\\ nicht den Eindruck erwecken, als gäbe es für sie in der 'Passionsgeschichte, auch in Randfragen, keine Dunkelheit und Möglichkeit für versditedene Auffassungen. Dafür wird aber ein Drittes um so deutlicher siditbar: Die Fügung der göttlichen Vorsehung, die es zuließ, daß auch damals, an der Peripetie der Menschheitsgeschichte, am die erhabene und einzigartige Gestalt des Herrn herum, zwar die Szenerie und Kulisse eine andere war, aber dieselben menschlichen Figuren wie heute: die schläfrigen und unentschlossenen und feigen Getreuen, die zielbewußt energischen und-bedenkenlosen Feinde„ das schwankende, und mißbrauchte Volk, Maßgebende ohne Charakter, die Minderheit der Ungebeugten, mehr Frauen als Männer, und unter ienen besonders die Mütter mit ihren tapferen Herzen — uns zur prüfenden Erforschung, zur Mahnung und Drohung, aber auch zum Trost. Hier gibt der Erzbischof von Freiburg sein Eigentliches, wenn er immer wieder mühelos und ungekünstelt, mit innerer Anteilnahme, die hie und da auch ein grimmiges Wort verrät, die Brücke herüber in unsere Gegenwart schlägt. Der Standpunkt des katholischen Bischofs ist ja hoch genug — die Leiden und Enttäuschungen der vergangenen Jahre haben sein Auge nur noch geschärft —, um so einen Überblick über diese Generation zu gestatten, und auch wieder volksnahe genug. Um einen jeden von uns zu treffen, inmitten der eigenen und allgemeinen Bedrängnis.

„Werkstatt in Grinzing.“ Roman von Heddy F a 1 k. Verlag Erwin Metten Nachf.. Wien, IX. 263 Seiten S 6 SC.

„Der Außenhandel Österreichs in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.“ Bea beirrt vom Osterreichischen Statistischen • Zentrakmt-Ueberreuterscher Verlag M. Salzer, Wien, LX„ Aiser Straße 24 94 Seiten.

„Vom Wesen der Affekte.“ Eine psychologische Untersuchung des höheren Gefühlslebens. Von Robert Heller Verlag: Wilhelm Braumüller, Wien, IX., Servitengasse 5 64 Seiten. S 4.50. Wiederaufbau auf christlicher Grundlage.“ Von der Arbeitsgemeinschaft der Akademiker der Katholischen Aktion. Klagenfurt Verlag Herder, Wien, L, Wollzeile 33. 60 Selten S 1.50.

„Stiefmutter Erde.“ Ein Epos über das friesische Bauernleben. Von Theun de V r i e s. Verlag: Büchergilde Gutenberg, Wien, VI., Theobaldgasse 19 461 Seiten.

„Bundesrat Carl Schenk 1823 - 1895.“ Ein Lebensbild des Menschen und des Politikers in seiner Zeit Von Hermann Böschenstein. Verlag Albert Züst Bern-Bümpliz 188 Seiten Fr. 9.80

Zwischen 28. August und 8. September 1946 finden in Alpbach bei Brixlegg in Tirol die zweiten internationalen Hochschulwochen statt. Die Alpbacher internationalen Hochschulwochen, in deren Ehrenschutzkomitee neben Bundesminister Dr. Hurdes und Landeshauptmann von Tirol Dr. Weißgatterer, der Rektor und die Dekane der Innsbrucker Universität aufscheinen, werden fast 2 0 0 Professoren und Studenten aus 1 2 e u-ropäischen Ländern zu gemeinschaftlicher, wissenschaftlicher Arbeit vereinigen In einer Reihe von Arbeitskreisen, die den einzelnen Wissensgebieten entsprechen, werden Professor n w:: ?Tu-l?nten die Möglichkeiten geboten, Erfahrungen und Anschauungen auszutauschen, während in einer Anzahl von allgemeinen Vorträgen hervorragende Vertreter des österreichischen und europäischen Geisteslebens zu Worte kommen werden.

Fern von jeder Politik, wird hier auf rein geistig-wissenschaftlicher Grundlage der vielversprechende Versuch unternommen tüchtige, junge Elemente universeller abendländischer Geistigkeit der europäischen Universitäten durch gemeinsame Arbeit und Diskussion einander näherzubringen.

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