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Seit Alexander dem GroBen

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Die Erforschung Persiens. Von Alfons Gabriel. Verlag Adolf Holzhausen Nfg., Wien. 359 Seiten mit '30 Abbildungen und 7 Karten

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Die Erforschung Persiens. Von Alfons Gabriel. Verlag Adolf Holzhausen Nfg., Wien. 359 Seiten mit '30 Abbildungen und 7 Karten

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Trotz der intensiven kulturellen und politischen Wechselwirkungen, die seit dem frühen Altertum zwischen dem Mittelmeerraum und Persien bestanden, hat es mehr als zwei Jahrtausende gedauert, bis die erdkundliche Kenntnis des iranischen Raumes ihre volle wissenschaftliche Spannweite gewonnen hat. In nebelhafter Ferne lag die rauhe Hochfläche für den ersten abendländischen Geographen Anaximander von Milet am Rande der kreisrund gedachten Erdinsel. Herodot kann wohl als der erste europäische Asienreisende angesprochen werden: er hat Ekbatana aus eigener Anschauung geschildert. Der größte Erforscher Persiens im Altertum war Alexander der Große, der im Osten und Norden über die Grenzen des Achämenidenreiches vordrang. Mehr als zweitausend Jahre nach seinem Tode tragen noch Wüsten, Berge und Dörfer Persiens seinen Namen. Dann haben die arabischen Geographen, lange zuwenig gewürdigt, umfassende Arbeit geleistet. Ihren Spuren folgten Handelsreisende und Mönche, Gesandte und Abenteurer, erst aus dem handelsbeflissenen Italien, dann aus dem übrigen Europa: der Venezianer Marco Polo, der Mönch Odorich von Pordenone, der Spanier Ruy Gomez de Clavijo, der Bayer Hans Sehiltberger, Pietro della Valle. Die moderne erdkundliche Forschung in Persien setzte erst mit Beginn des vorigen Jahrhunderts ein. Sie hatte zunächst nur die Gewinnung eines möglichst sorgfältigen Kartenbildes zum Ziele. Früh schlössen sich diesen, meist im Dienste der Politik stehenden Reisenden die Botaniker an. Urgeschichtsforscher und Archäologen brachten wertvolle Erkenntnisse heim, denn ihre Arbeit stand in enger Verbindung mit der Geographie. Rasche und weitreichende Fortschritte brachten die der Erdölgewinnung zugewandten modernen Geologen. Verhältnismäßig wenig Forscher trachteten, die Landschaft als Ganzes, als Ergebnis der Wechselwirkung der Naturfaktoren zu erfassen, also geographisch darzustellen. Unter ihnen finden sich — wiewohl die britischen Forscher an erster Stelle stehen — namhafte österreichische Gelehrte, die das Land auf langen und gefahrvollen Reisen durchzogen. Zu ihnen zählen in neuester Zeit der Verfasser des vorliegenden Buches und Dr. G. Stratil-Sauer, die das Ergebnis ihrer Forschungsfahrten in einer Reihe von Werken und Schriften niedergelegt haben, aus deren Arbeiten aber noch manches Wertvolle der Veröffentlichung harrt. Man muß es bedauern, daß die gegebenen Verhältnisse die Kürzung des vorliegenden Buchtextes wie des beigegebenen Kartenmaterials erzwangen. Was geboten werden konnte, ist indessen reich genug. Es vermittelt ein übersichtliches Bild der im Interesse der Erdkunde geleisteten mühe- und entbehrungsreichen Arbeit und feste Umrisse der dabei gewonnenen Erkenntnisse, . .

Catacumbas und andere Flurnamen in der Umgebung Roms. Von Rudolf E g g e r. Anzeiger der phil.-hist. Klasse der Oesterreichischen Akademie der Wissenschaften, Nr. 10.

„Katakomben“ — ein allgemein bekanntes Wort, das nicht nur dem Rompilger wohlvertraut ist, sondern auch anderwärts und überdies im übertragenen Sinne nicht selten verwendet wird, so zum Beispiel wenn vom „Katakombendasein“ mancher Christengemeinden unserer Tage die Rede ist. Die wenigsten aber werden wohl wissen, daß die Bedeutung dieses so gebräuchlichen Vokabels reichlich dunkel und umstritten ist. Deshalb sei auf eine neue Arbeit des auch um die christliche Altertumswissenschaft hochverdienten Wiener Historikers R. Egger verwiesen. Sie beschäftigt sich mit den Namen, die die Christen Roms ihren Friedhöfen gegeben haben. Da die Untersuchung auf breiter Basis geführt wird, entgehen die vorgetragenen Deutungen der Gefahr, Einzelfälle zu unstatthaften Verallgemeinerungen auszuwerten, vielmehr stützen sie einander und tragen den Beweis ihrer Richtigkeit in sich. So gelingt Egger der einleuchtende Nachweis, daß die ältesten christlichen Friedhöfe, die, wie unsere, aus praktischen Gründen an den Straßen lagen, ihren Namen mehrfach von einem neben dem Friedhof gelegenen Gasthaus nahmen. Aus diesem Blickwinkel heraus ergibt sich auch die Erklärung für die aus dem Griechischen (kata kymbas) stammende Flurbezeichnung „ad catacumbas“: das heißt nichts anderes als „Zu den Humpen“ und paßt vorzüglich als Aufschrift auf einem Wirtshausschild. Nach diesem an der Via Appia gelegenen Gasthof benannten also die Christen ihren nahebei befindlichen Friedhof, dessen Name von dem Augenblick an in aller Munde war, als im Jahre 258 dort vorübergehend die beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus beigesetzt wurden. Und so wurde — eigentlich ganz zufällig — aus einem kleinen Friedhof ein vielbesuchter Wallfahrtsort und aus der zufälligen Bezeichnung dieser nun berühmt gewordenen Begräbnisstätte ein Flurname und schließlich ein Gattungsname für die altchristlichen Grabanlagen schlechthin. Dies ist ein Ergebnis der an förderlichen Gedanken auch sonst reichen Studie R. Eggers.

Was ist Religion? Ein Querschnitt durch die wesentlichen Phänomene der großen Religionslehren. Von Nathanael M i c k 1 e m. Aus dem Englischen übertragen von J. W. Hauer und Oskar Rühle. Serie: Lebendiges Wissen, Nr. 4. Europa-Verlag, Zürich-Wien, ohne Jahr.

Das Erscheinen dieses und ähnlicher Bücher (z. B. „Du und die Religion“ von W. Buisman, und B. Weltes „Vom Wesen und Unwesen der Religion“) ist ein erfreulicher Beweis dafür, daß weitere Kreise sich wieder für dieses Thema interessieren. Den meisten dieser Einleitungen liegt das ernsthafte Bemühen zugrunde, sich in das Wesen und die Phänomene der Religion bzw. Religionen zu vertiefen und die modernen Leser darüber aufzuklären..

Der Haupttitel dieser kurzgefaßten Einleitung ist ein wenig irreführend, weil das Buch keine Antwort gibt auf die Frage: Was ist Religion?, sondern: Wie sehen die wesentlichen Phänomene der großen Religionslehren aus? Aber Micklem bemüht sich keineswegs, uns etwas Näheres über das Wesen der Religion an sich zu sagen, sondern er begnügt sich mit der Definition: Das Heilige ist etwas, das einen unendlichen Wert darstellt oder eine unbedingte Verpflichtung in sich schließt. Daß diese „Einführung“ sehr dürftig ist, zeigt sich auch in den Darstellungen selbst, in denen die Bedeutung des Glaubens als Grund der Religion nicht zum Ausdruck kommt. Ferner wird zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem in den Phänomenen und Beschreibungen flicht unterschieden und kommen hier gewisse philosophische Lehren und Auffassungen zur Sprache, die den Namen „Religion“ nicht oder kaum verdienen.

Das Buch zeigt etwas Neues in der Einteilung, die gewiß originell, aber ein wenig willkürlich und nicht einheitlich ist, so daß mehrere Religionen in verschiedenen Kapiteln wiederkehren. Die Charakterisierung der Religionen ist begreiflicherweise etwas einseitig, z. B. wenn der Thomismus unter die Willensreligionen eingereiht wird. Anderseits muß man zugeben, daß gerade die Analyse eines schwierigen Unterteils des Thomismus sehr gut gelungen ist und daß der Verfasser die Einmaligkeit und Erhabenheit der alttestament-lichen und christlichen Religion mehrmals ausdrücklich betont. Trotzdem bleibt die Tatsache bestehen, daß ein gewisser Relativismus das ganze Buch durchzieht.

Der Ernst, mit der Micklem sich seiner Aufgabe unterzog, verdient unsere Anerkennung, aber sein Buch kann nur mit Vorbehalt empfohlen werden. Die Uebersetzer haben gute Arbeit geleistet.

Pflanzenschicksale. Von Rudolf Scharfetter. Franz Deuticke, Wien, 1952. 79 Seiten, 17 Textabbildungen.

..Ein Botanikbuch für besinnliche Leute“ nennt der durch seine pflanzengeographischen Arbeiten wohlbekannte Autor sein neues Werk. Er zeigt uns, wie man die Zeichen deuten kann, die jede Pflanze an sich trägt und die uns etwas über ihre Geschichte (ihr Schicksal) verraten. Viele unserer mitteleuropäischen Pflanzen sind unter ganz anderen Verhältnissen entstanden als den heute herrschenden, und Wuchsform, Standottsverhältnisse und geographische Verbreitung helfen uns ihren Werdegang zu verfolgen, sie also vom Standpunkt ihrer Geschichte aus zu verstehen. Die interessanten Versuche von Diels, Pflanzen unter ihnen fremden Klimabedingungen zu kultivieren, werden zur Unterbauung der auf anderem Wege gewonnenen Schlüsse verwendet und es entsteht vor uns ein eindringliches Bild des wechselvollen Schicksals der Pflanzen, das in gleicher Weise den Liebhaber wie den Fachmann interessieren muß.

Der Urahne. Roman aus der Steinzeit. Von Emmy Feiks-Waldhäusl. St.-Gabriel-Verlag, Mödling bei Wien.

Mit ihrem 1949 bei Herder, Wien, erschienenen frühgeschichtlichen Roman aus Niederösterreich „Leben am Strom“ hatte sich Emmy Feiks als Erzählerin von Rang und Eigenart vorgestellt. „Der Urahne“ nun führt den Leser in die vorgeschichtliche Zeit Niederösterreichs. Es ist ein bemerkenswertes und im wesentlichen sehr gelungenes Experiment, mit dem Emmy Feiks auf guter weltanschaulicher und wissenschaftlicher Grundlage einen Roman des Urmenschen gibt. Die Höhlenbewohner, die vor rund viertausend Jahren das Donautal besiedelt haben, glauben an den einen Gott und erst ihre Gegner, die über den Strom kommen, bringen Sonnenanbetung und Dämonenkult. Die dem Buche beigegebenen Strichzeichnungen zeigen teils Wiedergaben prähistorischer Höhlenmalerei, teils Blumenskizzen und sollen .in dieser Gegenüberstellung die fernste Vergangenheit mit dem Heimatlichen verbinden.

Eine Handvoll Brombeeren. Roman. Von Ignazio S i 1 o n e. Europa-Verlag, Zürich. 229 Seiten. Preis sfr. 10.90.

Der berühmte italienische Romancier, seiner L:eberzeugung nach Sozialist, der aus der faschistisch gewordenen Heimat emigrierte, zeichnet in diesem neuesten Roman die Zeit des Umsturzes in seiner süditalienischen Heimat während des letzten Krieges. Das eigenartige Kolorit dieser neapolitanischen Landschaft, das Silone in seinem Roman „Fontamara“ so überzeugend darstellen konnte, und das nur noch in Carlo Levis Roman „Christus kam nur bis Eboli“ in ähnlicher Meisterschaft zur Geltung kommt, blickt auch aus den Zeilen dieses Buches dem Leser wieder entgegen. Was dieses Werk besonders auszeichnet, ist der starke Zug der Menschlichkeit, der die handelnden Personen dieses Romanes beherrscht und über alle totalen Systeme den Sieg davonträgt.

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