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Ein religionsphilosophisches Werk Othmar Spanns

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In Kürze wird im Gallus-Verlag, Wien, ein Werk von Professor Othmar Spann erscheinen: „Religionsphilosophie auf geschichtlicher Grundlag e”.

Vom Wesen des Menschen, den innersten Notwendigkeiten des religiösen Lebens ausgehend, will der viel gefeierte und viel umkämpfte Sozialphilosoph „untersuchen und zeigen, wie im Laufe der Zeit und bei den verschiedensten Völkern die religiöse Frage gestellt war und wie man ihr begegnete”. Nicht weniger gehe es — sagt der Prospekt — um die Aneignung der höchsten religiösen Begriffe durch den neuzeitlichen Menschen, um seinen Weg zu Gott. „Das religionsgeschichtliche Material ist nach strengen Normen beherrscht, überall die engste Fühlung mit der neuzeitlichen Bildung gewahrt und das Bemühen waltend, den Zugang zur Religion durch Rückgang auf ihre ewigen Quellen freizulegen. Es ergibt sich ein so zuverlässiges wie lebensvolles Bild des menschlichen Ringens um die höchsten und letzten Fragen. Offen wird jedes Für und Wider erörtert und die ganze Fülle der weltgeschichtlichen Religionen vor dem Leser ausgebreitet, wobei insbesondere die Upanishaden, Zarathustra und Meister Eckehart zu Worte kommen.” In seiner Vorrede zu dem 400 Seiten starken Werk sagt Spann:

„Auf seiner verzweifelten Suche nach einer letzten Zuflucht, nach etwas, was bleibt und nicht vergeht, nach einem Sein im Nichts, wird sich der heutige Mensch erst ganz seiner inneren Armut inne. Über die ersten Schritte zur Erkenntnis des eigenen Wesens ahnt und findet der Mensch wieder einen Schimmer der Ewigkeit in sich selbst. Je mehr er jenem inneren Zuge folgt, der ihn über sein äußeres Scheinleben erhebt, um so mehr werden die oberen Seelenkräfte befreit und für ein höheres Licht geöffnet. Von diesen Mysterien des Daseins wollen die folgenden Blätter handeln: von der Notwendigkeit des inneren Lebens, von den Wegen des Menschen zu Gott. Sie wollen zeigen, wie er diese Wege gehen müsse und wie er sie nach dem Zeugnisse der Geschichte zu allen Zeiten in Wirklichkeit ging…”

Das in zehn Teile aufgegliederte Werk befaßt sich eingehend mit Mystik und Magie, der Offenbarung und der Urreligion und gipfelt in einem letzten Kapitel „Philosophie des Christentums”, das in eine Erläuterung zum Johannesevangelium ausklingt.

Wir behalten uns eine eingehende Besprechung des Werkes nach seinem Erscheinen vor. Was man bisher vernimmt, kündigt ein großes Vorhaben an.

Das philosophische Menschenbild der Gegenwart. Von Professor Dr. U. Schöndorfe r. Verlag Kathol. Schriftenmission, Linz.

Die klare und ansprechende Darstellung gewährt eine ausgezeichnete Übersicht über Genese und Grundlagen des philosophischen Menschenbildes der Gegenwart. Ausgehend von der Verneinung der mittelalterlich gültigen Gott- bezogenheit, gerät, wie der Verfasser nachweist, das moderne säkularisierte Menschenbild in den dialektischen Prozeß seiner unaufhaltsamen Auflösung. Der absolut und autonom begriffene Mensch spricht sich hierin entweder als reines Geistwesen (Rationalismus und Idealismus) oder in der Antithese als reines Naturwesen (Materialismus und Naturalismus) aus_ bis Hegel mit dem Staat als präsentem Gott und Nietzsche mit dem Übermenschen „An Gottes Statt” die Entwicklung in radikaler Verneinung des Menschen vollenden. So erhebt das radikal Inhumane in einer Endphase der abendländischen Philosophie sein drohendes Haupt, jenes Unmenschentum, das in leibhaften Gestalten und letzten Folgen zu erfahren die Bestimmung unserer Tage wurde. Doch hat sich schon die geistige Wende ereignet, die in die Zukunft weist. Es geschieht seit der Jahrhundertwende ein Umdenken von noch nicht ermessener Tragweite: durch die Erarbeitung eines neuen Weltbildes in den Naturwissenschaften und durch den neuen metaphysischen Aufbruch in der Philosophie, der die Wiederherstellung der leib-seelisch -geistigen Einheit und Ganzheit in einem integralen Menschenbilde begründet. Diese Vollreife des Menschseins ist aber wie der Verfasser richtig betont, schöpferisch nur aus dem Ethos eines wahrhaft christlichen Lebens zu verwirklichen. Mit diesem Aspekt ernster Verantwortung des Christen in unserer Zeit schließt die kenntnisreiche und anregende Studie, die man nur von der durch den knappen Raum gebotenen Gedrängtheit befreit wissen möchte.

Das Wappen des Landes Oberösterreich als Sinnbild seiner staatsrechtlichen Entwicklungsgeschichte. Von Dr. Alfred Hoffmann. Verlag H. Muck, Linz 1947. 88 Seiten und 24 Tafeln.

Die Landeswappen Steiermarks und Niederösterreichs fanden schon vor Jahren ausgezeichnete Bearbeitung, nun bringt die vorliegende Veröffentlichung eine willkommene Ergänzung für das Bundesland Oberösterreich. Die Studie ist ebenso gründlich und auf umfassender Materialkenntnis aufgebaut wie klar und elegant in Stil und Aufmachung. Sie gibt weit mehr, als ihr Titel andeutet: über das rein Heraldische hinaus schenkt sie ebenso neuartige wie überzeugende Einblicke in die oberösterreichische Geschichte und den komplizierten Vorgang der Ausbildung dieses Territoriums. Ausgezeichnet der nun erschöpfend geführte Nachweis über den Wappenursprung. Das Wappen der Hochfreien von Machland wird auf dem Umweg über die Siegel der von ihnen gestifteten Klöster Baumgartenberg und Waldhausen unter Rudolf dem Stifter zum Landeswappen. Dieser Vorgang steht in engstem Zusammenhang mit jener Ideenwelt, die im Privilegium Majus ihren Niederschlag fand. Hier hat die Arbeit jedem mittelalterlichen Historiker wesentlich Neues zu sagen: doch auch jedem Liebhaber der heimischen Geschichte gibt sie vielfache Anregung. In glücklicher Verbindung sind Kunst- und Rechtsgeschichte, Numismatik, Heraldik, Genealogie und Sphragistik mit der politischen Geschichte vereint, ein fesselndes Gesamtbild dieser vielfach unübersichtlichen Entwicklung zu geben. Dieses Bemühen wird wesentlich unterstützt durch die über 60 ausgezeichneten Abbildungen, die — aus ganz Europa zusammengetragen — dem Sammeleifer des Verfassers ein glänzendes Zeugnis ausstellen und in ihrer überraschenden Fülle dem Leser und Betrachter ein besonderes Vergnügen bereiten.

Grundlagen für das Studium der Baugeschichte. Von Dr. Anton M a c k ü. Verlag Rudolf M. Rohrer, Wien 1947.

Dr. Anton Mackų, der sich durch seine Vorträge und seine ausgezeichneten Führungen durch die Kunstdenkmäler Wiens eine große Gemeinde geschaffen hat, tritt erstmalig mit einem größeren Werk vor die Öffentlichkeit Das hauptsächlichste Anliegen des Buches ist — analog den mündlichen Darlegungen des Verfassers bei den kunsthistorischen Spaziergängen durch Wien —, den am architektonischen Werk Interessierten auf das Absolute der Baukunst hinzuweisen und, auf den für die Architektur jeder Epoche ewig gleichbleibenden Grundgesetzen aufbauend, das Besondere ihrer Ausdrucksform — resultierend aus der geistigen Struktur eines Volkes, dem Material, der durch dasselbe bedingten Konstruktion und schließlich dem Kunstwollen (Kunstmüssen) der einzelnen Künstlerpersönlichkeit — aufzuzeigen. In diesem Sinne unterscheidet sich das Buch vorteilhaft von den zahlreichen „Einführungen in die Kunstgeschichte”, die vom Begriff des Stils ausgehen und eine Analyse der Denkmale auf historischer Grundlage geben, die vielfach am Wesentlichen vorbeisieht, das für den Anfänger von grundsätzlicher Bedeutung ist. Zweifellos bietet die Systematik, auf der Mackus Buch in feiner Weise aufgebaut ist, auch die Gefahr, von unsystematischen Betrachtungen dürchbrochen zu werden, besonders dort, wo von Konstruktion und Material die Rede ist. In der Aufzeigung der Grundelemente der Baukunst folgt der Verfasser im allgemeinen den vitruvianischen Kategorien der Architektur und erweitert sie in den folgenden Kapiteln, um schließlich die „Bauformen , die in vielen Architekturwerken nach äußeren Merkmalen differenziert werden, auf ihr ma- terialtedinisdies, architektursymbolisches und dekoratives Prinzip zurückzuführen. Besonders hervorzuheben ist der breite Raum, den der Verfasser der Bedeutung des Lichtes und der „Lichtführung” in der Architektur widmet, ausgehend von der richtigen Definition, daß Architektur jene Kunst sei, die lichterfüllte Räume gestaltet. Auch darin unterscheidet sich das Buch von anderen, die diesem entscheidenden Problem meist eine viel zu untergeordnete Rolle zugemessen haben. Ein äußerst feinsinnig ausgewähltes Bildmaterial, das durch seine Gegenüberstellung von Bauten und Räumen, teilweise auch unter Zuhilfenahme von Beispielen aus dem Gebiete der Malerei, die einzelnen Kapitel illustriert, bildet einen knappen, aber sehr eindringlichen Anschauungsunterricht.

Roland Zalüs. Der Roman eines Lebens. Von Hans S p e r L Verlag P. Kaltschmid, Wien 1947. 445 Seiten.

Der Rechtswissenschaftler Univ.-Prof. Dr. H. Sperl, der durch seine „Waldgeschichten, Märchen und Fabeln” als Autor bekanntgeworden ist, schildert hier den Lebenslauf eines Schweizers, der in jungen Jahren, von Forschungsdrang und Sehnsucht nach der Ferne getrieben, Schiffsarzt wird und auf weiten, erlebnisreichen Reisen fast die ganze Welt kennenlernt. In hohem Alter stirbt er als berühmter Gelehrter in einem kleinen österreichischen Landort. Die mit breiter Ausführlichkeit erzählte Handlung, die zeitlich einen beträchtlichen Teil des 19. Jahrhunderts umspannt, wird durch eindrucksvolle Kultur- und Landschaftsbilder aus fernen Ländern belebt und spiegelt auch die großen geistigen und politischen Ereignisse dieser Zeit wider. Anziehend wirkt der Roman vor allem durch die sympathische Gestalt des Arztes, der in allen Wechselfällen seines Lebens unbeirrbar seiner Pflicht folgt und den leidenden Mitmenschen Hilfe bringt. Damit ist auch der sittliche Wert des Buches gegeben. Dr. Theo T rummer

Agnes. Eine gotische Geschichte von einer Domkirche und einem Elendhaus, von einem Mesner, einem Goldschmied und zwo güldenen Jungfrauen. Von M. V. Rubatscher. Verlag Albrecht Dürer, Wien, VIII. 70 Seiten.

Ein kleines weltlich-geistliches Trostbüchlein, gereicht von Frau Poesie — das ist die Legende, die M. V. Rubatscher um ein kostbar-köstliches Kunstwerk im sonnig-süßen Etschland mit silbernen Fäden spinnt. Für Freunde der Romantik? Für Liebhaber altdeutscher Butzenscheibenpoesie? Doch wohl mehr: Ein echtes kleines Werk der Kunst — entstanden in wohlgestimmter harmonischer Zusammenarbeit zwischen der Dichterin, der Graphikerin, welche für den Buchschmuck zeichnet (Heli Haselberger), und dem Verlag, der es sich angelegen sein ließ, in Ausstattung, Schriftsatz und buchtechnischer Gestaltung den rechten Ton zu treffen. — Das Ergebnis: eine hübsche Gabe — ein Geschenkbändchen, Freunden und Gefährten zur frohen Labe gereicht in einer grauen und harten Zeit.

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