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Digital In Arbeit

VON NEUEN BUCHERN

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Rasse, Konstitution, Seelenleben. Von Dr.

Hans Moritz. Verlag Deuticke, Wien.

In dieser Arbeit wurde zunächst der Versuch gemacht, eine saubere Begriffsbildung von Rasse und Konstitution zu geben. Was nicht gediegener wissenschaftlicher Prüfung standhalten konnte, wurde ausgeschieden. Dabei wurde auf die Definition der Rasse nach Eickstedt zurückgegriffen: „Rassen sind Körperformgruppen“. Lediglich in diesem Sinne erhält der Rassebegriff Berechtigung und Bedeutung. Unter Konstitution will der Verfasser nach Lubarsch die spezifische Beschaffenheit de Körpers verstanden wissen, von der seine Reaktionsweise und -art abhängt. Rasse ist ein anatomisch-anthropologischer, Konstitution hin-gegen ein klinisch-biologischer Begriff. Daher kommen bei der Konstitutionsforschung mehr „individuell-variierende Merkmale“ in Frage, während bei der Rassenforschung die Betonung auf der Gruppenbezeichnung liegt. Weiter wird auf Mängel der bisher so stark herangezogenen Typenforschung hingewiesen und weitgehende Unabhängigkeit einer bestimmten seelischen Reaktionsweise von einer bestimmten Körperbauform festgestellt. Zwischen Rasse und Konstitution lassen sich keine festen Beziehungen aufweisen. Bestimmte Konstitution, bestimmte psychische Struktur und bestimmter seelischer Habitus gehören innerlich nicht notwendig wesenhaft zusammen. Aus alledem ergibt sich, daß das Typenproblem nicht ausreicht, die Frage nach dem Grundwesen des Menschen zu klären. Wertvoll sind die Hinweise auf Rassenentstehung sowie die auf die Bedeutung von Erblichkeit und Umwelteinflüssen und von sozialpsychisdien Faktoren. Großer Wert wurde auf eine Darstellung des Unabhängigkeitsgesetzes im Bereiche des Seelisdien gelegt. Der Verfasser kommt zu dem Schluß, daß die Persönlichkeit des Menschen ihre letzte und eigentliche Prägung vom Geiste her erhält und daß eine ernstzunehmende Anthropologie unter Heranziehung aller naturwissenschaftlichen Fakten doch den Primat, des Geistes anerkennen , müsse. Mit dieser knappen Darlegung wurde eine erste Bresche in die Fülle verwirrender Auffassung dieser allzuoft und allzu billig erörterten Fragen gesdilagen und es steht zu hoffen, daß bald weitere Arbeiten folgen werden, die dazu beitragen mögen, eine gültige Anthropologie zu begründen.

Moderne Physik in der Medizin. Von Doktor Max Ratzenhofe r, Wien. Manzsche Verlagsbuchhandlung.

Die moderne Physik, beziehungsweise ihr spezieller Zweig, die Mikrophysik, eröffnet durch die Erschließung der Atomwelt tiefe, in ihren Konsequenzen noch gar nicht abzuschätzende Einsichten in die Bauweise der Natur. Ein neuer Zweig der Biologie, die Mikrobiologie, versucht in praktischer Anwendung der mikrophysikalischen Forschungsresultate die Grundelemente des Lebens selbst klarzulegen. Eine große Anzahl bedeutsamer Entdeckungen ist auf diese Weise tatsädilich geglückt, wenn auch das Lebensgeheimnis selbst l.ach wie vor Geheimnis blieb. Die Mikrobiologie befruchtet vor allem die Forschungen der Erb- und Fort-jflanzungslehre, der Erbkrankheiten und der “'assenbiologie. Die vorliegende Schrift führt in die umfangreiche Problematik dieses neuen Forschungsgebietes ein, ohne heim Leser die Beherrschung der schwierigen physikalischen Grundlagen (Quantenphysik, Relativitätstheorie usw.) vorauszusetzen. Sie bietet eine aufschlußreiche Zwischenbilanz, welche vor allem dem Mediziner eine Übersicht über bereits gesicherte Resultate gibt und die Zielrichtung der laufenden Forschungen andeutet. Bemerkenswert in dieser Hinsicht ist vor allem auch das Licht, .das die Mikrobiologie auf das Krebsstudium wirft. Eine Anzahl anderer ungelöster Fragen der Physiologie und Pathologie mag durch die Mikrobiologie ebenfalls ihre Aufklärung finden. Allzu weit gesteckte Erwartungen, die der Autor bezüglich von Aufschlüssen über da Leben selbst und die psychophysischen Zusammenhänge der menschlichen Natur hegt, erscheinen aus den bisherigem Ergebnissen nicht gerechtfertigt. j)r pr. Ritsehl

Geistliche Briefe. Von Abt Dom John

C h a p m a n Benziger-Verlag, Einsiedeln.

Von den geistigen Kostbarkeiten, die uns ius der Insel des Friedens herübergereicht werden, ist eine der wertvollsten die Sammlung geistlicher Texte „Licht vom Licht“, als deren dritter Band eine Auswahl der geistlichen Briefe des 1933 verstorbenen Benediktinerabtes Chap-man erschien. Die besondere Note dieser geistlichen Briefe ist das innerliche Gebetsleben. Diese Innerlichkeit, für die Chapman schon im anglikanischen Priesterseminar die entscheidende Anregung empfing, vertiefte sich in seinem Ringen um die katholische Wahrheit und entfaltete sich in seinem Wirken als priesterlicher Seelenführer. Beim Lesen der Briefe verstärkt sich von Seite zu Seite das beruhigende Empfinden, daß sich hier ein Seelenkenner ausspricht, der jede Zeile mit seinem eigenen Erleben deckt und mit einer gewinnenden Herzensgüte jeder fremden Not begegnet. Sein „System“ ist wie alles Echte von einer grandiosen Einfachheit und Klarheit, frei von aller einseitigen Überspitzung und erfrischend normal. Zu der eigenen geistlichen Erfahrung kommt bei Chapman die Gabe des Einfühlens ' in das vielgestaltige Leben, so daß er imstande ist, in allen seelischen Konflikten Mut zu machen und aufbauend zu wirken. Das Ziel seiner Seelenführung besteht immer darin, zu einer Selbständigkeit zu erziehen. In einer klassischen Einführung gibt P. Maximilian Roesle O.S.B, die nötigen biographischen und geistesgeschichtlichen Vorbemerknugen.

Der Humanismus der Renaissancezeit. Von

Dr. H. K r a m e r. Verlag Rauch. Schriften der österreichischen humanistischen Gesellschaft in Innsbruck. Heft 12.

Der Verfasser stellt italienischen und deutschen Humanismus gegenüber und arbeitet vor allem den Unterschied beider in ihrer Stellung zur Kirche heraus. Gemeinsam haben beide, daß sie nie eine schroffe Trennung von der Kirche vollzogen, der sie sich durch den Hang zur Wiedergeburt der Antike innerlich entfremdeten-Aber der italienische Humanismus hatte das Glück, gerade in der. Renaissancepäpsten ausgesprochene Humanistenfreunde als Protektoren zu haben, während der deutsche Humanismus durch die Kirchenspaltung in seiner ersten Blüte geknickt und in seiner weiteren Entfaltung schwer beeinträchtigt wurde. Kramer weiß gerade die Unerfülltbeit des deutschen Humanismus, seine Stellung im Zwielicht zwischen Reformation und humanistischen Idealen lebendig zu schildern. Mit wenigen Strichen gelingt es ihm zum Beispiel, Melanchthons innerliche Zerrissenheit zwischen den beiden Parteiungen zu entwerfen. Folgerichtig gipfelt der Vortrag in dem einst auch von Stefan Zweig so fesselnd geschilderten Kampf zwischen dem kühlen und milden Erasmus und der fanatischen Glut Luthers. Wiederholt deutet der Verfasser die Linie an, die von Erasmus zu Voltaire führt, und rührt damit wieder einmal an das große fragwürdige Problem der Ursprünge der modernen Skepsis. Die kleine, flüssig geschriebene Studie schließt mit der Mahnung, den Erasmischen Geist des Maßes und der Milde neu zu beleben.

Zur Methodik der Wirtschaftsplanung. Von Dr. Rolf G r ü n w a 1 d. österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Wien, Heft 2.

Das Heftchen bringt eine Reihe von Gedanken zur statistischen Vorarbeit für eine Wirtschaftsplanung, die zwar mit vielem Fleiß zusammengetragen sind, jedoch teils Selbstverständlichkeiten darstellen, teils wirklichkeitsfremd sind. Es ist wohl überhaupt ein verfehlter Versuch, auf 17 Seiten ein so umfassendes und schwieriges Thema behandeln zu wollen. Grünwald definiert „Gemeinwirtschaft“ als „jene Form der Wirtschaft, in der einer auf den anderen angewiesen ist, weil seine Leistungen (Produktion) bereits so weit spezialisiert sind, daß er seine Bedürfnisse (Konsumation) aus ihnen nicht mehr direkt ... befriedigen kann.“ Diese Definition trifft zier-lich genau das, was im wisenschaftlidhen Sprachgebrauch unter „arbeitsteilige Wirtschaft“ verstanden wird, iedoch nicht den Begriff der „Gemeinwirtschaft“. Der Irrtum der hier dem Verfasser unterlaufen ist, ist um so schwerwiegender, als das Wort „Gemeinwirtschaft“ im allgemeinen einen politischen Beiklang hat. Es wäre zu wünschen, daß Veröffentlichungen unter dem Signum eines Institutes mit einem so hohen wissenschaftlichen Prestige, wie des ÖIW, höheren Anforderungen Besser entsprächen als die vorliegende Arbeit.

.österreichische Musikzeitschrift. Herausgegeben von Dr. Peter L a f i t e. 1. Jahrgang, Heft 1 bis 12, Verlag Adolf Holzhausens Nachf., Wien.

Gefällig und gepflegt wie ihr Äußeres ist auch der Inhalt dieser. neuen österreichischen Musikzeitschrift. Sie wendet sich in erster Linie an den musikgebildeten und interessierten Laien, bringt aber auch in jedem Heft einen oder mehrere Beiträge, die dem Fachmann Neues bieten und tiefer in die behandelten Probleme eindringen. Die Gliederung des ersten Teiles ist ziemlich frei und wechselnd. Die österreichische Musik in Vergangenheit und Gegenwart nimmt den breitesten Raum ein. In Fragen der neuen Musik, des Musiklebens und der Musikerziehung verfolgt die Zeitschrift eine mittlere Linie zwischen ultramodern und konservativ. Die Namen der wissenschaftlichen Mitarbeiter bürgen für die Qualität der musikhistorischen und verwandter Beiträge (K. Kobalt, M. Auer, B. Paumgartner, A. Ließ). Aus der Praxis des Musiklebens und der Musikerziehung sprechen J. Lechthaler, A. Sittner u. a. Schaffende Künstler des In-und Auslandes behandeln insbesondere Fragen der neuen Muik (E. Wellesz, A. Spitzmüller, J Krenek, J. Marx und F. Wildgans). Musikberichte aus Wien, den Bundeshauptstädten und dem Ausland, die besonders interessante Abteilung „Neue Musik“ und die Kritik des Mo--nats beschließen jeweils das Heft. Die „Musikerporträts“ “wünscht man sich etwas ausführlicher, systematischer und instruktiver. Auch wäre es sehr verdienstvoll, für die zweiseitige • Musikbeilage, die jedem Heft beigegeben ist, ungedruckte Proben aus dem Schaffen der jungen österreichischen Komponisten auszuwählen.

Dr. H A. Fiech tn er Josef Danhauser. Von Arthur R ö ß 1 e r. Wiener Volksbuchhandlung. 84 Text- und 64 Bildseiten.

Der Verlag macht mit dieser Künstlerbiographie ein wertvolles Buch aus der Produktion der Büchergilde Gutenberg dem allgemeinen Buchhandel zugänglich. Ein reiches Quellenmaterial wurde von dem Verfasser bearbeitet. Seine Interpretation des Menschen und Künstlers aus dem Geiste seiner Zeit heraus sagt zweifellos einem sehr großen Leserpublikum mehr als eine bloß kunstgeschichtliche Analyse eines Oeuvre und seines Schöpfers. Trotzdem wäre es besser, wenn der begabte Autor seine zu hohem Schwünge befähigte Darstellung an manchen Stellen nicht zu einem Gefälle absteigen ließe, das durch das Streben nach volkstümlicher Darstellung nicht erforderlich wird. Das soll nicht die Anerkennung dafür mindern, daß das Lebensbild des Künstlers Danhauser durch diese Arbeit, die viele vergessene Quellen erschloß, sehr bereichert worden ist. Den Literarhistoriker wird in dem Buche die Schilderung der Beziehungen des Dichters Ladislaus Pyrker zu dem Junten Künstr ler interessieren, psychologisch anziehend schon deshalb, weil in dem geistlichen Mäzen der Dichter der romantischen Historie der dem nahen Leben und seinen Problemen zustrebende Künstler gegenüberstand. •

Der Inn. Ursprung — Vereinigung — Hohe Zeit. Von Franz Gschnitzer. österreichische Verlagsanstalt. Innsbruck 1947.

Ein Buch, das zuredit kommt an der Schwelle des Sommers. Es lädt zum Wandern ein und zu frohem Verweilen. Man muß dieses Inntal selbst durchwandert haben, stromaufwärts über Nau-ders und Zernetz ins lichtschimmernde Eng'din, nach Pontresina, Samaden und zum Malojapaß, stromabwärts die glänzenden Städte entlang, von Innsbruck über Hall und Schwaz bis Passau, um den Reichtum und die vielfarbige Pracht der Landschaften am Inn kosten und würdigen zu können. Für den Kenner und Liebhaber dieser Orte und Straßen, Wälder und Seen, Berge und Täler ist Gschnitzers Buch eine willkommene Gabe der Erinnerung, für den noch Fremden ist es Aufforderung, recht bald diese Landschaft zu befahren. „Der Inn“ könnte Vorbild werden für eine neue Form des Heimatbuches, wie es gerade die gegenwärtige Stunde in Österreich fordert und als ein Ruf, die großen und die kleinen Schätze unseres Landes persönlich kennenzulernen und dergestalt neu und tief Wurzel zu fassen im Boden unserer so unbekannten Heimat.

Atome und Strahlen. Von Gustav O r t n e r, Springer-Verlag, Wien.

In außerordentlich klarer Weise schildert das Buch die Ergebnisse der modernen Atom- und Strahlungsphysik. Es wendet sich an den physikalisch interessierten Leser, ohne bei ihm besondere Kenntnisse vorauszusetzen, aber auch ohne deshalb unwissenschaftlich zu werden. In einführenden Kapiteln werden die Tatsachen dargelegt, die zum Bohrschen Atommodell geführt haben. Nach einem historischen Uberblick über das Problem der Stoffumwandlung wird die künstliche Atomumwandlung sowie die für die Technik so wichtige Erzeugung schneller Korpuskularstrahlen behandelt. Das Schlußkapitel ist der kosmischen Strahlung gewidmet. Hier wird der Leser über die Umwandlung von Strahlung in Materie und umgekehrt aufgeklärt. Trotz des Verzichtes auf jede höhere Mathematik ist auch die theoretische Behandlung der modernen Atomphysik in verständlicher Weise angedeutet. Das Buch wird besonders auch beim Unterricht wertvolle Dienste leisten.

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