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Die Feuerwolke. Von Karl Stern. Uebersetzt von Elisabeth Mayer. Otto-Müller-Verlag, Salzburg. 319 Seiten.

Der Verfasser, ein angesehener amerikanischer Psychiater, stammt aus Oesterreich, aus Kreisen des orthodoxen Judentums. Er schildert in eindrucksvoller Weise, wie gerade seine Herkunft aus der tiefreligiösen strengen jüdischen Orthodoxie es war, die ihn zum Katholizismus hingeführt hat, was das Alte Testament als Offenbarung der Verheißung umfaßt; wie er Christus als den wahren Messias erkennt und dann folgerichtig allen Schwierigkeiten zum Trotz seinen Weg bis zur ganzen und abstrichlosen Konsequenz geht.

Sehr bemerkenswert sind seine Ausführungen Über die Irrtümer der selektionistischen Genetik: über die Einseitigkeiten des Erbdeterminismus wie auch der marxistischen Milieutheorie (S. 120ff.); und besonders seine Feststellungen über Psychoanalyse und deren Wert und Grenzen im Hinblick auf das christliche Bild vom Menschen.

Willcnsschule. Von Johannes Lindworsky SJ. Herausgegeben von Hubert Thum SJ. Verlag F. Schöningh, Paderborn. 196 Seiten.

Nach dem Titel könnte man vermuten, daß es ich um ein Werk jener voluntaristischen Richtung der Psychologie und Pädagogik handelt, das in der Erziehung zum festen Willen das Wesen der Pädagogik erblickt. Der Verfasser zeigt aber, daß dies ein Irrtum ist. Es ist nach ihm unmöglich, den Willen auf andere Weise als durch Motivbildung zu beeinflussen. Nicht die „Uebung“ des Willens allein und die Ausbildung eines „Habitus acquisitus“ ist genügend, wenn nicht ausreichend starke Motive für eine entsprechende Willensrichtung gepflegt werden.

Die Darstellung ist sehr besonnen abwägend und wirkt durchaus vernünftig und sympathisch. Bei aller Bedeutung der Motivation wird die grundsätzliche Anerkennung der Entscheidungsfreiheit des Willens nie aus den Augen verloren.

Festschrift. Prof. Dr. J. Anselm Weißenhofer zu seinem 70. Geburtstage, gewidmet von seinen Freunden und Verehrern. Verlag Gerold & Co., Wien. 163 Seiten.

In einer Kurzbiographie feiert Universitätsprofessor Dr. Franz Loidl den bekannten und verdienstvollen Kunsthistoriker als Forscher, Lehrer, nicht zuletzt als Priester und Mensch. Neben Abbildungen von Kirchenbauten (M. Reitstätter-Bolldorf, G. Lippert, J. Bauerhansl), insbesondere eines Porträts Weißen-hofers von Prof. G. Baszel illustrieren weitere gehaltvolle Aufsätze von namhaften Kunsthistorikern, so u. a.: „Zu den Bauten in Salzburg-Stadtmitte“ (R. K. Donin), „Giotto zwischen zwei Epochen“ (Wladimir Sass-Zalosiecky), „Unbekanntes am bekannten Ort: San Marco, Venedig“ (von f Franz Kieslinger), „Entwicklung der europäischen Malerei des 14. Jahrhunderts“ (Franz Walisser), „Der Anteil der österreichischen Stände an den kaiserlichen Bauten des 16. bis 18. Jahrhunderts“ (K. Lechner), „Siena und Ruvo“ (R. Rieger), „Das Tier in der Malerei“ (L. Hoffmann), „Das Reich der Ananke“ (H. Gollob), u. a. m. Eine reiche Auslese und Ausbeute gediegenen Kunstforschens!

Ein altes deutsches Josephspiel von den zwölf Söhnen Jakobs, des Patriarchen. Herausgegeben von Artur Kutscher und Matthias I n s a m, nach der Axamer Handschrift von 1678 ergänzt von Anton Dörrer, in: „Die Schaubühne. Quellen und Forschungen zur Theatergeschichte.* Schriftenreihe, herausgegeben von Prof. Dr. C. Niessen. Verlag H. u. J. Lechte, Emsdetten (Westfalen). 154 Seiten.

Das theaterwissenschaftliche Vorwort zu einem der ältestdatierten dramatischen Denkmäler der bayrisch-österreichischen Mundart schreibt A. Kutscher, die spi achgeschichtliche Einführung dazu M. Insam, während A. Dörrer eingehend die handschriftliche Ueberlieferung des Axamer Josephspiels und ihre Schicksale würdigt. Das in den Jahren 1677/78 von den zwei jungen Axamern Josef und Hans Dollinger aufgezeichnete Volksschauspiel dürften aller Wahrscheinlichkeit nach die Chorfrauen des Benediktinerinnenklosters Chiemsee, das Axam zu seinem Juwel in der Besitzgeschichte zählen durfte, angeregt haben. Erfreulich ist, daß der jetzige Spielanführer Alois Zorn den Spieltext 1947/48 im Frühjahr 1954 im erweiterten Spielhause neben dem Gasthof „Dollinger“ in Axams bei Innsbruck zur Vorführung brachte. Man kann die Wiedergeburt dieses alten Volksschauspiels im volksmäßigen und zeitgerechten Geiste nur begrüßen.

Die Matrikel der Universität Innsbruck. Erster Fand: Matricula philosophica. Zweiter Teil: 1701 bis 1735. Im Auftrage des akademischen Senats herausgegeben von Franz H u 11 e r und Anton H a i d-a e h e r, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck. 4, 255 Seiten. Preis kart. 225 S.

Von der geplanten Matrikeledition der Innsbruckef Universität, die auf zwölf Teile (Lieferungen) veranschlagt ist, liegt nun nach einer Pause von zwei Jahren die zweite Folge, doppelt so stark wie die erste: Matricula philosophica 1671 bis 1700, vor. Die sorgfältig gearbeitete Einleitung, insbesondere die sieben Tabellen umfassende Studentenstatistik, gewährt einen guten Einblick in die Organisation und den Studienbetrieb sowie Hörerzahlen (1700/01 mit 338, 1734/35 bereits 303 Hörer!), die standesmäßige und örtliche Herkunft, deren Identifizierung im Na-nienweiser aufscheint. Die Edition, an der außer den obgenannten Herausgebern noch Dr. Brunhilde Neunlirger und Dr. Max Miller, Direktor des Württembergischen Staatsarchivs in Stuttgart, behilflich waren, entspricht allen Anforderungen. Die Arbeiten für die nächste Folge, 1736 bis 1754, wurden bereits begonnen.

Friedrich Gottlieb Klopstock. Ausgewählte Werke. Verlag Carl Hanser, München. Herausgegeben von Carl August Schleiden. Mit einem Nachwort yon Friedrich Georg Jünger. 468 Seiten. Preis 12 DM.

Klopstock, von dem schon Lessing behauptet hat, daß man ihn zwar lobe, aber nicht lese, verdient auch heute noch ohne Zweifel mehr Aufmerksamkeit als man ihm gewöhnlich widmet. Ganz abgesehen von seiner überragenden historischen Stellung ist er ein auch unserem Jahrhundert mühelos lesbarer Lyriker, wenn auch der Epiker des „Messias“ unserer Zeit kein besonderes Interesse mehr abzulocken vermag. Die vorliegende klug angeordnete Auswahl entrollt ein gutes Bild des Lyrikers (ihm sind 122 Seiten eingeräumt), bringt eine Probe des „Messias“ auf kürzerem Raum und stellt uns den besonders bedeutsamen Dramatiker mit seinem besten Stück „Der Tod Adams“ vor, einem biblischen Drama, auf dem ein Jahrhundert deutsche Dramentradition von Gerstenbergs Ugolino bis zu Hebbels Moloch weiterbaut. Aber auch der Prosaiker mit seinen sprachwissenschaftlichen und ästhetischen Schriften findet sich hier mit Recht vertreten, der mit Briefen und anschließenden Erläuterungen samt bedeutsamem Nachwort aus der Feder Friedrich Georg Jüngers den Band beschließt. Die Erläuterungen bieten einen vorzüglichen KIopstock-Kommentar, wie er der heutigen Forschungslage nach besonders willkommen sein muß. Die Würdigung des Sprachkünstlers Klopstock durch Jünger bereichert den Band um eine Originalarbeit erlesener Sprachkunstdeutung.

Hermann Hesse / Romain Rolland: Briefe. Verlag Fretz & Wasmuth, Zürich. 118 Seiten.

Diese Briefe, Zeugnisse schönen Händereichens über die Grenzen, sind keine große „Literatur“. Aber sie sind stille, freundliche, mit herabgebrannten Kerzen erglühende Seelenlichter. Auf jeder Seite steht Hölderlins Frage „Wozu Dichter in dürftiger Zeit?“ hinter dem Text. Die Mühe, am Rande des zweiten Weltkriegs am Werke festzuhalten, ist offen sichtbar. Zum Buchtechnischen soll bemerkt werden, daß der Maler der idyllischen Aquarelle, Hesse, im Buche selbst nicht als solcher genannt wurde. Auch wäre es schön gewesen, dieses mehr intime als der großen literarischen Oeffentlichkeit dienstbare Buch in kleinem und bibliophilem Buchstil herausgebracht zu sehen.

Galiläisches Tagebuch. Von Shir S h a 1 o m. Aus dem Hebräischen übersetzt von Anna Nußbaum. Drei-Brücken-Verlag, Heidelberg. Preis 8.80 DM.

Der Verfasser, 1904 geboren, stammt aus Polen. Er wuchs in Wien auf und kam als Siebzehnjähriger nach Jerusalem. Er schrieb Gedichte, Erzählungen, Essays und Dramen. Auch in dieser Uebersetzung klingt noch immer die Sprache des Alten Testaments, vor allem der Psalmen, durch. In kurzen Skizzen wird hier von der Aufbauarbeit im neuen Israel erzählt, von der Schule, dem Gemeinschaftsleben, von Liebe, Angst und besonders von der Verteidigung gegen die Araber. An einer Stelle erlaubt sich der Verfasser eine so krasse Entgleisung, und zwar gegen Christus und seine heutigen Jünger, daß der Verlag (oder die Uebersetzerin) sich genötigt sah, diesen schlechten Eindruck durch eine erklärende Anmerkung abzuschwächen. Sonst hinterläßt dieses Tagebuch keinen starken Eindruck.

Das Recht des schöpferischen Geistes. Eine philosophisch-juristische Betrachtung zur Urheberrechtsreform. Von Privatdozent Dr. Heinrich Hubmann. Verlag Walter de Gruyter, Berlin. 189 Seiten.

Hubmann untersucht die Grundlagen, auf denen das Urheberrecht ruht, und bemüht sich, das Wesen des Geistes und seines Schaffens zu analysieren. Von . dieser Warte aus erstattet er schließlich Vorschläge für eine rechtliche Neuordnung. Wer sich mit urheberrechtlichen Problemen näher beschäftigt, wird das Buch mit Interesse und reichem Gewinn lesen. *

Das Oesterreichische Urheberrecht. Von Dr. Wilhelm Peter. Verlag Manz, Wien. 717 Seiten. Preis 198.50 S.

Der Verfasser ist ein international anerkannter Fachmann auf dem Gebiet des Urheberrechts und außerdem einer der letzten Ueberlebenden unter den Mitarbeitern des verstorbenen Schöpfers des österreichischen Urheberrechtsgesetzes, Ministerialrat Doktor Karl Lißbauer.“ Die aus diesen Gründen hoch-. gespannten Erwartungen der Fachwelt sind durch das vorliegende Buch aber noch übertroffen worden: Es bezeichnet sich viel zu bescheiden als „Große Ausgabe“, die Bearbeitung entspricht vielmehr einem Kommentar. Das Werk hat hohes wissenschaftliches Niveau und ist allen Interessenten wärmstens zu empfehlen.

Kleine Geschichte Südamerikas. Von Ernst S a m-h a b e r. Verlag Heinrich Scheffler, Frankfurt. 164 Seiten mit 8 Bildtafeln. Preis 6.80 DM.

In großen Linien Historik zu schreiben, damit in einem schmalen Bändchen die Geschichte eines Kontinents Platz findet, ist eine Aufgabe für sehr gewiegte Kenner. Als solcher erweist sich der Autor in dieser straffen und gut durchdachten Ueberschau. Es ist verständlich, daß die Gegenwartsnähe die das moderne Südamerika formende Zeit seit der europäischen Kolonisation in den Vordergrund rückt. Aber der Leser hätte es doch begrüßt, wenn dem geschichtlich hochinteressanten voreuropäischen Zeitalter ein weiterer Raum zugemessen worden wäre. Die peronistische Politik hat seit der Abfassung des Buches eine neue Wendung genommen. Die Bildtafeln veranschaulichen begleitend das alte und das neue Südamerika. '

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