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Der Weg zur Weltmacht

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Die erste amerikanische Volkszählung (1790) ergab für die junge Nation eine Bevölkerungsziffer von rund 4 Millionen, jene von 1800 eine solche von 5,3 Millionen. Nur fünf Städte hatten mehr als 20.000 Einwohner, in Boston und Newyork wechselten Holz-und Backsteinhäuser in krummen und engen Gassen miteinander ab. Öllampen wurden zwar zur Straßenbeleuchtung eingeführt, aber bei Mondschein nicht angezündet. Aus so bescheidenen Anfängen erwuchs binnen 150 Jahren eine Weltmacht — die Weltmacht des westlichen Kulturbereiches, alle Rivalen an wirtschaftlicher, politischer und militärischer Stärke weit hintei sich lassend. Ein solches Phänomen läßt sich nur zum Teil durch die ungewöhnlich günstige Ausgangsstellung , am Rande eines menschenleeren Koninents erklären — die verwaltungstechnisch ungemein stärker fundierte spanische Herrschaft über den Südteil des amerikanischen Kontinents und ihr Schicksal bieten das Gegenbeispiel.' Ungewöhnlicher Tatsachensinn und höchster Idealismus — beide noch heute als Triebfedern amerikanischer Aktivität feststellbar — haben sich im transkontinentalen Aufschließungs- und Durchdringungsprozeß ebenso weiterentwickelt und aktiv erhalten als ihn - ursprünglich bedingt. Dieser Pionier-, dieser Grenzergeist hat den Fortschritt der Nation getragen.

Aus dem Zusammenwirken und Ineinandergreifen stärkster psychologischer Auftriebstendenzen mit unbegrenzten und ungehobenen wirtschaftlichen Ressourcen entfaltet sich unter Faulkners objektiver, planvoller und klarer Darstellung der wirklich einzigartige Aufstieg aus der Enge des Koloniallandes zur Weltmacht. Das Tatsachenmaterial, das der Autor bietet, ist überaus reich und umfaßt die Entwicklungsgeschichte des Landes im weitesten Sinne: auf politischem, wirtschaftlichem, sozialem, wissenschaftlichem und auch religiösem Gebiet. Leider wird hier die staunenswerte Entfaltung des amerikanischen Katholizismus ganz unzulänglich behandelt. Das Buch, das zum Verständnis der Neuen Welt wertvolle Beiträge leistet, wird auch an amerikanischen Hochschulen als Unterrichtsquelle verwendet.

In zehn Tagen kommt der Tod. Von Michael A. Musmanno. Droemersche Verlagsanstalt, München. 423 Seiten mit einer Kartenskizze des Reichskanzleibunkers und zahlreichen Photos.

Michael A. Musmanno, Adjutant des Generals Mark W. Clark und Richter bei den Nürnberger Prozessen, hat es sich zum Ziel gesetzt, die Begleitumstände um Hitlers Tod bis zur Erlangung vollkommenster Gewißheit aufzuklären, jeder gewollten und ungewollten Legendenbildung — einem neuen Kyffhäu6er-mythos — den Boden zu entziehen. Musmanno hat deshalb in dreijähriger planvoller und gewissenhafter Forschungsarbeit alle irgendwie erreichbaren Zeugen von Hitlers Selbstmord aufgespürt und selbst einvernommen. Ihre Aussagen sind das Kernstück des Berichtes, den der Autor über den Untergang Hitlers und die „letzten zehn Tage“ vorlegt. Der Leser folgt seinen Ausführungen stets mit wirklicher innerer Spannung, wenn auch manchmal mit dem Bedauern, daß im Interesse einer möglichst weitreichenden Verbreitung dieser gewiß wichtigen Aufschlüsse, eine Note vielleicht ungewollter Popularisierung manchmal schwä-cfeer, manchmal aber auch stärker zur Geltung kommt. Dies bezieht sich aber nur auf die Form des von Musmanno Gesagten, nicht auf das Gesagte selbst. Alexander Huszii

Wiegendrucke In der. Zeitenwende, Versuch der geistes- und bildungsgeschichtlichen Einordnung von Inkunabeln einer Interimssammlung. Von Dr. Walter G r o t h e. Verlag Ferd. Kleinmayr, Klagenfurt, Halbleinen gebunden 60 Schilling.

Der gelehrte Autor nennt sein Werk einen „Versuch“ und bedauert, zeitmangelshalber nicht .tiefer gehen“ zu können. Bei Durchnahme des Buches aber gewinnt der Leser derart viel, daß er 6ich wundern muß, wie auf relativ engem Räume die innere Welt der Inkunabel aufgezeigt und damit ein aufschlußreicher Beitrag zur Erkenntnis des 15. Jahrhunderts und ein Spiegel der geistigen Entwicklung dieser Zeit geboten wird. 150 in Tanzenburg verlagerte Inkunabeln boten das Material zu dieser mit großer Liebe und Sachkenntnis geschriebenen Arbeit. Das Buch gehört nicht nur in die Hände der Fachleute, die tun das Buch wissen, und der Sammler, es gehört auch in die Hände aller Lehrer und der reiferen Schüler, denen sich eine bisher wenig gekannte Welt auftun wird; sie werden in diesem Buche in einer gewaltigen Zusammenschau über die Gei6tigkeit des ausgehenden Mittelalters und über gleiche Strömungen in unserer Zeit in einer liebenswürdigen, wissenschaftlich tiefschürfenden und technisch riditigen ATt unterrichtet werden. Eine berechtigte Frage an den Autor: Wir dürfen doch ein größeres Werk, das er sich selber vorgestellt hat, erwarten? — Und nun, Herr Drucker und Verleger Kleinmayr: Ihre Arbeit ist erstklassig Papier, Druckspiegel, Wahl der Lettern, praktische Anordnung der Verzeichnisse und Druck der Bildbeilagen, alles deutet auf Verständnis für die Wichtigkeit der Materie hin und beweist großes Können. Ein Buch über Bücher muß schön sein. Auf dieses geistig und technisch wertvolle Buch können wir Österreicher stolz seinl

Prof Leopold J. W e tzl

Handbuch der speziellen Pastoralmedizin. Band IV. Von Univ.-Prof. DDDr. Albert N i e-dermeyer. Herder-Verlag, Wien. 374 Seiten.

In diesem Band de6 an dieser Stelle bereits anläßlich des Erscheinens der früheren Bände ausführlich gewürdigten Werkes geht es um den „ärztlichen Eingriff“, einen Problemkrei6, über den vom Standpunkt der ärztlichen Pflichtenlehre Wesentliches gesagt wird. Im Zentrum 6tehen die Ausführungen über die Sterilisation, Fragen von verhängnisvoller Aktualität in den jüngst vergangenen Jahren, aber keineswegs in den unserigen „abgetan“. Auch dieser Band zeigt die gleichen Vorzüge wie die früheren: staunenswerte Gründlichkeit und Beherrschung aller einschlägigen Literatur, überlegene Argumentation, welche biologisches und geisteswissenschaftliches Denken glücklich vereint, und vor allem die sichere Fundierung in den Normen de« Naturrechtes, vor denen nichts hygienisch richtig sein kann, was sittlich falsdi ist — so schwer auch in einzelnen Fällen die Gewissensentscheidung sein mag, vor welche den Arzt, der zu Hilfe angerufen ist, das Leben stellt. Univ.-Doz. Dr. Hans Asperger

Mädchen und Liebe. Briefe an ein junges Mädchen. Von P. Joseph Staudinger S.J. 95 Seiten. — Heilig dem Herrn. Briefe an ein junges Mädchen. Von P. Joseph Staudin-ger S.J. 85 Seilen. — Beide im Verlag von Felizian Rauch, Innsbruck 1951.

Der bekannte Theologieprofessor und erfahrene Seelsorger schenkt dem jungen Mädchen zwei kostbare kleine Bände, die es zur Lebensgestaltung im christlichen Geiste anregen. In dem einen gibt er dem Mädchen eine tiefsinnige, vom Ubernatürlichen erfüllte, aber auch das natürliche Sein berücksichtigende Ehevorbereitung. Der Abschnitt „Das Brautgemach“ gehört zum Zartesten und Schönsten. In dem anderen legt er liefe und reiche Gedanken über die Jungfräulichkeit dar und ermutigt klug, aber nicht aufdringlich zum Klosterberuf. Beide Bändchen sind durchweht von übernatürlicher Frömmigkeit, bauen auf solidem dogmatischem Fundament und dem praktischen W ssen langjähriger Seelsorge. In gut katholischen Kreisen werden die kleinen Bände begeisterte Aufnahme finden, hält man es doch für selbstverständlich, in allen Lebensfragen vom Priester beraten zu werden. Fernerstehende dürfte die gewählte Anrede des Mädchens, „Anima“, etwas gespreizt und unnatürlich klingen. Zudem 6ind es nicht gerade Briefe, die den Hauch persönlicher Beziehungen ausstrahlen, sondern belehrende Betrachtungen, eine Art leben6-kundlicher Predigt. Sie werden, wie schon gesagt, die bereits in einem bestimmten Stil religiös Geprägten gewiß anziehen, weltlich Aufgeschlossenere aber vielleicht doch zu pastoral anmuten. Dr. Eva Firkel

Seele der Frau. Ideale und Probleme der Frauenwelt. Von Otto K a r r e r. Verlag Ars 6acra, München. 204 Seiten.

Daß dieses Buch nach 20 Jahren noch gültig, ja in manchem endgültig ist neben Le Forts „Ewiger Frau“, Oda Schneiders „Macht der Frau“ und Maura Bockelers „Großem Zeichen“, zeigt seinen hohen Wert an. Die Struktur der Frau, die auf da6 Persönliche, Seelische und Mütterliche angelegt ist, bleibt. Und hier liegt die Kraft und Schwäche der Frau. Dieses Buch kann zu einer freudigen Verantwortung am Mann aufrufen und der Unverheirateten und Verheirateten die Fügung und Führung über ihr Leben ins Bewußtsein heben, weil es nicht bloß über die Seele der Frau, sondern zur Seele der Frau spricht. Karrer vermag in seiner ruhig sachlichen und doch so verstehenden Art die eigentlichen Probleme der Frau zu durchschauen und im tiefsten Sinne zu trö6ten. Dr. P. Virgil R e d 1 i c h O. S. B., Seckau

Gegenwartsfragen der Kindergartenerziehung. Herausgegeben im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht von Dr. Agnes N i e g 1. österreichischer Bundesverlag, Wien 1950. 334 Seiten, Preis S 38.—.

Der zeitbedingte Aufschwung der Kindergartenerziehung — Österreich besitzt über 1000 Kindergärten, denen die Erziehung von rund 60.000 Kleinkindern anvertraut sind — und die Erkenntnis ihrer Wichtigkeit ließen hier ein begrüßenswertes Werk reifen, in welchem namhafte Psychologen und erfolgreiche Erziehungspraktiker fruchtbaren Einblick geben in ihr reiches Wissen. Jeder praktisch tätigen Kindergärtnerin, aber auch überhaupt jedem, der mit der Erziehung von Kleinkindern zu tun hat, wird' dieses Handbuch von großem Nutzen sein, da es reiche Fülle wertvoller Gedanken und Anregungen bietet. Besonders wertvoll erscheinen die Beiträge über die Erziehung entwicklungsgehemmter und entwicklungsgestörter Kinder. Aus der Erkenntnis, daß die charakterliche Erziehung des Kindes im vorschulpflichtigen Alter gundgelegt und abgeschlossen wird, ist die enge Zusammenarbeit mit den häuslichen Erziehern des Kindes unerläßlich, damit die notwendige Parallelität voll gewahrt bleibt. Aus diesem Grunde ergibt sich der Wunsch nach Erweiterung des Werkes um das Kapitel über Kontakt und Zusammenarbeit mit diesen und die interessante Gestaltung der Eltern-runden. Josefine G a n g 1

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