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Die gotischen Kirchen Österreichs

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Für die vorliegende Abhandlung lag schon reichliches Forschungsmaterial bereit. Abgesehen von älteren, vielfach heute noch brauchbaren Versuchen, sind vornehmlich zahlreiche einschlägige Arbeiten von D. Frey, K. Ginhart, H. Riehl und vor allem von R. K. Donin zu nennen. Aber sie behandeln doch gewöhnlich nur Einzelobjekte oder umgrenzte Ausschnitte des genannten Stoffgebietes. Und die spärlichen Versuche, eine Gesamtdarstellung zu bieten, sind schon durch ihren geringen Umfang gezwungen, sich mit kargen Angaben über die einzelnen wichtigen Objekte zu begnügen, ohne die große Masse der ländlichen Bauten miteinbeziehen zu können. Hauptaufgabe dieses bahnbrechenden Werkes ist es nun, den gewichtigen, eigenartigen Anteil Österreichs an der Gesamtentwicklung der kirchlichen Baukunst auch mit Einschluß der sehr maßgeblichen Durchschnittsleistungen klarzustellen, ein erhöhtes österreichisches Selbstbewußtsein zu rechtfertigen und auch die Fachkreise des Auslandes zu einer gerechten Würdigung unserer Leistungsfähigkeit und Werbekraft über die Landesgrenzen hinaus zu veranlassen. Das Ganze ist in strenger Systematik aufgebaut, wobei einzelne unvermeidliche Wiederholungen in jedem Fall voll begründet sind. Nach einer allgemeinen Übersicht über die einzelnen Bautypen ihrer Zweckbestimmung nadi schreitet die Untersuchung vom Allgemeinen (Grundrisse, Aufrisse) zu einer eingehenden Würdigung der einzelnen Bauglieder und Raumformen, der Baustoffe und des Baubetriebes vor, um schließlich in entwicklungsgeschichtlicher Darstellung die Einflüsse von außen sowie den inneren Werdegang, wie er von Landschaft und Volkskraft geformt wird, aufzuzeigen. Die Schulung durch Strzygowski verrät sich in der besonderen Aufmerksamkeit, die dem Holzbau, der auffallend häufigen Zweischiffig- keit und anderen heimischen Merkmalen gewidmet ist. Ansätze zur Frühgotik machten sich schon in den späten Schöpfungen der normannischen Bauhütte, in den Bauten der Zisterzienser und der Bettelorden bemerkbar.

Im letzten Viertel des dreizehnten Jahrhunderts brach die Auffassung der französischen Kathedralengotik durch, wurde aber sehr bald wieder mit heimischen Sonderfor- men durchsetzt. In der Ausbildung der Spätgotik aber eilte Österreich „ruhmreich voraus und konnte daher .für fast alle umliegenden Kunstlandschaften durch wesentliche Errungenschaften' Vorbilder stellen. Es erhielten demnach auch wie später in der Barockzeit führende Baumeister aus Österreich ehrenhafte Berufungen nach Deutschland, der Schweiz, Italien, Böhmen, Ungarn. So wird denn das Endergebnis dieser bis ins kleinste Detail hinein verläßlich begründeten Untersuchungen ohne jede lokalpatriotische Nebenabsicht eine gewaltige Apologie der österreichischen Kunst in gotischer Zeit, die die noch heute nicht ganz erloschenen Minderwertigkeitskomplexe der heimischen Forschung beseitigen muß und hoffentlich auch in der internationalen Wertung gebührende Beachtung finden wird.

Welch erstaunlich große Fülle von teilweise bisher kaum oder gar nicht beachtetem Material zusammengetragen wurde, beweist allein das viele Seiten lange Ortsverzeichnis. Die Abbildungen sind sorgsam ausgewählt und auch bei schwierigen Innenaufnahmen trefflich wiedergegeben. Für Abbildung 57 fehlt die Beschriftung.

Dr. Wilhelm E. M a 11 m a n n

Auflage korrigiert werden. Beim erstem Eindruck vermißt man manchmal Quellenangaben und Literaturverzeichnisse, doch beim weiterem Lesen erkennt man, daß diese Hilfsmittel das Buch zu einem monströsen Wälzer anschwellen lassen würden und niemals von einem einzigen Forscher zusammengestellt werden könnten.

Zum Schluß noch ein Wort zur persönlichen Meinung des Verfassers: diese steht völlig im Hintergrund, oberflächliche Leser werden nicht erraten, welche Etikette ihm anzuhängen wäre; tieferblickende jedoch werden vielleicht ahnen, angesichts dieses großartigen Versuchs, die Einheit des gesamten Geschehens zu umfassen, daß sie Dr. Franzei zu den ihrigen zählen dürfen.

Hier 1st das Veld. Südafrikanische Reise- bikler. Von Atitilio G a 11 i. Aus dem Englischen übersetzt von Hilde Ross. Ullstein- Verlag, Wien.

Attilio ,fatti kennt die Welt Südafrikas als Forscher und Leiter mehrerer Tierfangexpeditionen. Da er außerdem ein filotter und oft geistreicher Erzähler ist, gibt er uns in seinem Buch „Hier ist das Veld“ eines jener erfreulichen Werke, die immer gern gelesen werden und die imstande 6ind, un6 modernen Menschen, die wir eingefangen sind in der Tretmühle des täglichen Lebens, ein paar schöne Stunden der Erholung bei abenteuerlichen Begegnungen mit exotischen Völkern und den alten holländischen Kolonisten, den Buren, zu schenken. Entzückend ist zum Beispiel die Geschichte des alten Negerhäuptlings Kuanakali, der die verworrenen Schwierigkeiten in seinem Stamm mit Weisheit zu lößen vermag, ohne dabei selbst zu kurz au kommen. Bedauerlich ist nur, daß der Verfasser in den beiden letzten Kapiteln seinen angenehmen humoristischen Plauderton auf- gibt und versucht, essayistisch zu werden. So fallen diese Kapitel sowohl stilistisch als auch inhaltlich aus dem Rahmen, und die Probleme der .Goldenen Stadt“ Johannesburg und der ganzen Südafrikanischen Union werden zu oberflächlich behandelt, um nach den persönlichen Erlebnissen noch fesseln und überzeugen zu können.

Die zahlreichen Bilder helfen mit, dem Leser d 6 südafrikanische „Veld“ nodi lebendiger vor Auoen treten zu lassen.

Henri C. A. B a 1 j o n

Die neue Sendung des Arztes. Von R. S i e- beck, P. Tournier u. a. Heft 13/14 der Sammlung Jurisprudenz — Medizin — Philosophie — Theologie. Tyrolia, Innsbruck. 80 Seiten.

Immer häufiger und schlagkräftiger werden die Versuche, die Medizin aus den Niederungen des materialistischen Denkens herauszuführen und den Menschen in seiner Ganzheit Leib-Seele-Geist zu erfassen, weil man ihm, gerade wenn er leidet, nur so gerecht werden kann. Eine der wichtigsten dieser Erneue-

rungsbewegungen ist wohl die .Medicine de la personne“, bei welcher der Arzt weitgehend zum Seelsorger wird, den Kranken durch Einsatz seiner ärztlichen Persönlichkeit zur Erkenntnis des Sinnes seines Leidens zu führen trachtet. Darin begegnet diese Bewegung Gedanken der Tiefenpsychologie und der „Psychosomatischen Medizin", scheint uns aber die wesentlichen Probleme tiefer zu verstehen als jene Richtungen.

Doz. Dr. Hans A ssp.eiger

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