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Geheimnisse des Dschungels

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Eine Forschungsreise zu den Primitivstämmen Zentralindiens 1938/39. Von Wilhelm Köppers. Mit 36 Tafelbildern, 5 Karten und 2 Zeichnungen. Verlag Josef Stöcker, Luzern 1947.

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Eine Forschungsreise zu den Primitivstämmen Zentralindiens 1938/39. Von Wilhelm Köppers. Mit 36 Tafelbildern, 5 Karten und 2 Zeichnungen. Verlag Josef Stöcker, Luzern 1947.

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Der Ordinarius für Völkerkunde an der Wiener Universität, Professor Wilhelm Köppers, hatte nach seiner Enthebung im Jahre 1938 das Glück, ins Ausland gelangen zu können, und konnte, dank der Unterstützung der Rockefeller- Foundation, eine Forschungsreise nach Indien unternehmen, die durch den Kriegsausbruch und eine darauffolgende kurze Internierung nur geringe Zeit unterbrochen wurde. Die Ereignisse der letzten Monate haben die Europäer wieder darauf aufmerksam gemacht, daß Indien keine Einheit bildet, sondern schon in seinen Kulturvölkern größere Unterschiede in Religion. Sprache und Rasse zeigt als Europa. Neben den viele Jahrtausende alten Kulturvölkern leben in Rückzugsgebieten ältere Völker, deren Erforschung bis an die Wurzeln indischer Kulturentwicklung zurückreicht. Einen dieser Primitivstämme, die Bhil, wählte sich Professor Köppers zum Gegenstand seiner Forschung.

Wenn die Bhil auch heute einen vom Sanskrit abstammenden Dialekt sprechen, so ist ihre Kultur doch ein Überrest der älteren Primitivkulturen.

Das wichtigste Ergebnis der Forschungsreise war aber die Herausarbeitung der Religion der Bhil; Sie zeigen einen reinen, ethisch gehaltenen

Hochgottglauben mit fast denselben Zügen, wie bei anderen Alt- und Urvölkern. Da aber der Name dieses höchsten Wesens aus dem Sanskrit kommt und die Bhil viele hinduistische Einflüsse erlitten haben, wäre es naheliegend, diese religiösen Vorstellungen auf Entlehnungen von den arischen Indem zurückzuführen. Dazu kommt noch, daß in den unteren Schichten der hindpistisch.n Inder Vorstellungen von e!nem einzigen höchsten'Schöpfergott anzutreffen sind. Da zeigt nun Köppers, daß die Religion der Bhil von einem ganz anderen Geist erfüllt ist als der Hinduismus und daß man eher die Hochgottvorstellungen der unteren Volksklassen der Hindus auf vorarische Erbschaft zurückführen könnte. Als ein weiteres Argument kommt hinzu, daß die Bhil in ihrem Totenkultus gleich anderen Indern sehr viele megalithische Züge aufweisen, und eine neue Erkenntnis der megalithischen Kultur unseres europäisch-afrikanischen Westens macht es immer deutlicher, daß das egalithikum nicht polytheistisch war, sondern den Glauben an einen höchsten Schöpfergott hatte. — Das Buch ist für einen weiten Kreis von Gebildeten geschrieben und bringt viel -ns den begleitenden Abenteuern eines Forscherlebens im Dschungel.

Grundzüge der Psychologie. Von Walter T am a n n. Universumverlag 1947, 227 Seiten.

Nach der Angabe des Vorwortes verfolgt das Buch den Zweck, jedem, der sich für andere Menschen und sich selbst interessiert, das begreifliche Rüstzeug für psychologische Beobachtungen zu geben. Wir glauben nicht, daß das Buch ganz dieser Aufgabe gerecht wird, gerecht werden kann. Eine für jedermann faßliche und verwertbare Psychologie zu bieten, scheitert an der Schwierigkeit, den Gegenstand zu popularisieren, ohne ihn der Wissenschaftlichkeit zu berauben. Hier wird das übergroße Material nahezu schlagwortartig kurz verwendet. Daher kommt es zu Ungenauigkeiten, die besonders im physiologischen Teil auffallen. Andererseits werden die Ergebnisse der eigentlichen Psychologie, die sich mit seelischen Inhalten und Verhaltensweisen beschäftigen, gelegentlich zu sehr vereinfacht. Der Literaturnachweis ist ausführlich. Der interessierte Leser wird zu den empfohlenen Werken greifen müssen, um angeschnittene Fragen zu klären. Es bleibt ein Wagnis, so mannigfache Grundzüge auf einen kleinen Band zusammenzudrihgen. Für ein Publikum ohne Vorbildung dürfte der zweite Hauptteil am anziehendsten sein. Es würde sich lohnen, ihn gesondert sorgfältig zu bearbeiten und di Beispiele zu vertiefen.

Lehre des Heils. Aus den Werken des Thomas von Aquin übertragen und herausgegeben von Eduard Stakemeier. Verlag Anton Pustet, Graz, Salzburg, Wien. 518 Seiten.

Stakemeiej: versucht in der vorliegenden „Heilslehre", der religiös gebildeten Laienwelt einen neuen Zugang rar Theologie des hl. Thomas von Aquin zu bahnen, indem er in dieser Auswahl alle theologischen Werke des großen Kirchenlehrers berücksichtigt und verwertet, „und zwar nicht in einer Blütenlese der schönsten Abschnitte, sondern in einem systematischen Aufbau. dessen ordnender Grundgedanke der Summe der Theologie selbst entnommen ist: /on Gott durch Christus zu Gon zurück“. So wird denn die christliche Heilslehre hier in ihrem einheitlichen organischen Zusammenhänge dargelegt und zugleich auch ein Einblick in das reiche Schrifttum des Fürsten der Scholastik vermittelt. Neben der Summa theologiae werden vornehmlich die Summa contra Gentiles und das Compendium theologiae sowie insbesondere die Schriftkommentare mit trefflich ausgewählten Stücken ausgiebig henangezögen. Die mit großer Sorgfalt angefertigte Übersetzung ist angenehm zu lesen. Neu ist die Übertragung der eucharistischen Hymnen „Pange lingua“ und „Adoro te". — Wenn auch der alte Satz zu Recht besteht, daß Thomas selbst sein bester Ausleger ist, so wäre doch hie und da, wie etwa Seite 38, beim vierten Lewe is weg für Gottes Dasein aus den Seinsstufen, eine inhaltliche Erläuterung nicht unangebracht.

Die Grundsätze des Völkerrecht; bei Francisco de Vitoria. Auswahl der Texte, Einführung und Abmerkungen von Antonuo Truyol Serra. Thomas-Verlag, Zürich.

In einem geschmackvollen und gut ausgestatteten Bande legt der Verlag die Arbeit eines spanischen Rechtslehrers über Francisco de Vitoria, den Mitbegründer des modernen christlichen Rechtsdenkens, vor. Die kurzen Ein. leitungskapitd verarbeiten nicht nur in er staunlich klarer Weise die gesamte Literatur über de Vitoria, sondern bieten zugleich auch seine wesentlichsten Grundsätze. D.ese lassen deutlich die Notwendigkeit einer Rückkehr zu den fundamentalen Rechtsätzen des christlichen Naturrechtes erkennen, die durch nichts ersetzt werden können und allein die Ordnung des menschlichen Daseins gewährleisten. De Vitoria war sowohl Wortführer des damaligen modernen Rechts wie auch Vertreter der bedrohten menschlichen Würde in einer Zeit, als seine Nation auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes angelangt war. Die geistige Weite und Tiefe, die in der knappen, aber sehr wertvollen Auswahl geboten wird, macht den Band zu einer nachdenklichen Lese. Außerdem bietet diese Studie einen guten Überblick über die gesamt internationale Literatur, und wer sich mit dieser starken Persönlichkeit beschäftigen will, kann dieses Buch nicht außer acht lassen.

Unterwegs. Von Milo Dor. Verlag Erwin Müller, Wien 1947. — Der Richter. Novelle von August J e n s c h. Wilhelm Andermann- Verlag, Wien 1947.

Zwei ernste Novellenbücher, über denen der Schatten der letzten Kriegsjahre liegt. Die Skizzen und Erzählungen des in Wien lebenden Jugoslawen Milo 'Dor, aus der geistigen und leiblichen Not der Zeit förmlich herausgeschleudert, tragen bei aller Verworrenheit, die durch die verstiegenen Illustrationen Hans Robert Pippals noch unterstrichen wird, unverkennbar das Zeichen viel verkündender Dichterschaft. — August Jenschs Richter Gilljum, der im Zwielicht des Schicksalssommers 1944 aus einem quälenden beruflichen und menschlichen Konflikt zu einem weiser. Lächeln im Tode findet, ist vielleicht in den Gestalten konturenblasser als d;e dämonische Phantastik Milo Dors, dafür aber gedanklich klarer und geordneter Beiden gemeinsam ist ein ernstes künstlerisches Wollen und eine Gesinnung, die nicht die Konsequenz des Todes scheut.

Das antike Athen. In zwanzig Farbaufnahmen von Hans Bauer. Paul-Neff-Verlag, Wien.

Wer je in der Morgenfrühe die Marmorstufen rj der gelbweißen Pracht der Propyläen hinaufstieg oder die untergehende Sonne Griechenlands ihre letzte goldene Woge über die aus dunkelnder Tiefe auf ragende Akropolis hinströmen sah, wird die Begnadung dieser Erlebnisse nie vergessen. Nur wenn zum Pincio herüber im Abendglanze die Peterskuppel aus dem Häusermeer der Ewigen Stadt leuchtet, ist es eine Schau ähnlicher Weihe. — Diese Stimmungen wiederzugeben .gelingt dem Künstler, aber selten haben es bisher die Lichtbildnerei und Reproduktionstechnik vermocht. Das vorliegende Bilderwerk, ausgestattet mit modernen Farblichtbildaufnahmen, kommt der Naturwahrheit überraschend nahe. Der repräsentative schöne Band weckt glückliche Erinnerungen für jeden, der Athen kennt, und gibt eine lebendige Vorstellung jedem, der im Bilde die Wiege klassischer Kunst erschauen will. Die Auswahl der zwanzig Aufnahmen ist mit feinem Geschmack getroffen.

Musik. Von Franz Z a k. Musikalische Erkenntnisse eines Musikenthusiasten. Verleg Doblinö;r (Bernhard Herzmansky), Wien 1947. 183 Seiten.

Im Vorwort erfährt man, daß Hofrat Dr. Joset Vockner das Manuskript dieses Buches Herrn Dr. Zak zur Veröffentlichung übergeben hat. Somit ist der auf dem Titelblatt als Autor genannte Dr. Zak nicht der Autor, sondern nur der Herausgeber. Aber auch Dr. Vockner kann nicht als alleiniger „Verfasser“ angesprochen werden, da — wie es in einem dem Vorwort folgenden Vorspruch heißt — „die einzelnen Artikel, mit teilweisen Änderungen und Kürzungen dem musikalischen Konversationslexikon, ...zum Teil auch Spee- manns Goldenem Buche der Musik entnommen" wurden. Das erste der genannten Werke ist 1878, das zweite 1904 erschienen. Auf dem Stand der Musikwissenschaft und der Musikentwicklung jener Zeit basiert auch die 'vorliegende Neuerscheinung. Es ist daher schon aus diesem Grunde kein Wunder, daß die „Autoren“ bescheiden einer hinter den anderen zurücktreten. Das Werk beginnt mit einem Zitat aus den „Parerga und Paralipomena" von Schopenhauer („Was ist Musik") und schließt mit einer Defi- nation des Begriffes Harmonie (in sechs Punkten). Dazwischen ein riesiger Stoff in einer Anordnung, von welcher die Titel der letzten Kapitel eine Vorstellung geben mögen, die ich so hersetze, wie sie in dem besprochenen Buche aufeinanderfolgen. Ab Seite 166: Brahms — Bruckner, Italienische Komponisten, Skandinavische Musik, Josef Franz Karl Lanner, Die Wiener Operette, Harmonie. Aus den zahlreichen Fehlern und Ungenauigkeiten auch nur eine eindrucksvolle Auswahl zu geben, würde den Rahmen einer kurzen Besprechung sprengen. Aber daß Tschaikowskys Werke nur bis op 34 „im , Druck erschienen“ sind (und unter diesen „im Druck erschienenen“ die sechs Symphonien fehlen), daß die französische Musik ausgerechnet mit Vincent d’Indy und die skandinavische mit Grieg aufhört, daß Respighi zuletzt einen „Römischen Karneval" geschrieben hat und daß sich die „ganze jüngere Musikergeneration Rußlands der neudeutschen Richtung anschließe", kann nicht unwidersprochen bleiben.

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