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VON NEUEN BÜCHERN

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Bereits vor 1938 begannen die Dominikaner in Paris ihr Studium und das Interesse der Allgemeinheit in besonderer Weise auf die öitlicha Kirche zu lenken. Ihren Ausdruck fand dies in der periodischen Schrift „Russie de Chrerient^“. Der Krieg hat ihr Erscheinen unterbrochen. Nun liegen die ersten zwei Hefte wieder vor (Edition du Cerf, Paris VlIIe, 29, Boulevard Latour-Mau-bourg). Sie rufen einen lebhaften Widerhall hervor. Die zahlreichen hier wiedergegebenen Zeugnisse von der Kräfteerneuerung in der russischen Kirche gestatten ein gewisses Urteil über die Lage, die Bestrebungen der Patriarchen und des Episkopats in der orthodoxen Kirche. Zudem vermitteln sie alle wichtigen Verlautbarungen des „Jpurnal des Moskauer Patriarchats“. Ebenso erhält man ein ziemlich getreues Bild von den religiösen Stimmen aus allen orthodoxen Kreisen. Diese geistigen Perspektiven sind für die religiöse Gedankenwelt Rußland von großer Bedeutung.

Ein Aufsatz von Nikolas Arseniev zeigt die charakteristischen Grundzüge dieser Religiosität, die sich besonders im Kultus und in der Liturgie ausdrückt. Die Verherrlichung der Menschwerdung geht weit hinaus über die Persönlichkeit Christi, weil sie zugleich die kosmische Weite der Welt umfaßt. In dieser erkennt die orthodoxe Weltauffasung das Heil nicht nur für das Individuum vollzogen, sondern die christliche Botschaft ergeht an die gesamte Welt. Eigenart, Charakter und Geschichte des Landes bilden hiezu eine wesentliche Ergänzung. Besonders wird auf die verschiedenen Einflüsse

Triebkräfte der Pädagogik der Völker. Eine Einführung in die vergleichende Erziehungswissenschaft. Von' Friedrich Schneider. Verlag Otto Müller, Salzburg 1947. 503 Seiten.

Das Werk des Leiters des Inbtituts für vergleichende Erziehungswissenschaft in Salzburg ist eine imponierende Leistung. Als Triebkräfte der Pädagogik nennt er (über die Zahl und noch mehr über die Reihung und den Rang derselben ließe sich streiten) den Volkscharakter, den Siedlungsraum, die Kultur, Wissenschaft und Philosophie, die gesellschaftliche Gliederung und Politik, die Religion, die Gesch chte, das Ausland und am Schlüsse die „immanente Selbstentfaltung der Pädagogik“ selber, ein im Geiste Hegels versuchter Durchblick durch die Geschichte der Erziehung. Das Buch erscheint in Salzburg, die Vorarbeiten und das Material wurden augenscheinlich nach Österreich mitgebracht und werden, hoffe ich, in einer nächsten Auflage ihre österreichische Ergänzung finden. Auch hätte es dem notwendigen Charakter des Berichtes über das wirklich Vorhandene durchaus nicht geschadet, wenn die Triebkräfte nicht nach einem außerpädagogischen Gesichtspunkte gruppiert, sondern nach innerpädagögischem Rang geordnet worden wären. Solange diese Ordnung pädagogisch begründet ist, könnte gegen sie kaum etwas eingewendet werden, und es würde für die Problematik der Triebkräfte und für die Bildung der Erzieher eine wertvolle Vorarbeit mitgesetzt sein. — Das alles sind aber nur Vorschläge zum Werk und keine Bedenken. Das Buch können Erzieher nur in Dankbarkeit aus der Hand eines großen Kenners und eines Wissenden in Empfang nehmen.

Univ.-Prof. Dr. Michael P fliegler

Alt-Salzburg. Von K. O. Wagner. Verlag Br. Hollinek, Wien. 234 Seiten.

Aus Salzburger Chronisten des 17. und 18. Jahrhunderts werden sorgfältig ausgewählte und sprachlich gut bearbeitete Stellen mit ausführlichen Erläuterungen ergänzt, so daß eine lebendige Geschichte der alten Kulturstadt von ihren Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, in dem sie durch Mozart und Michael Haydn noch besonderen Glanz erfahren hatte, entsteht. Die Anfänge der Besiedlung und das mittelalterliche Städteleben kommen ebenso zu Worte wie die Prachtentfaltung der Barockzeit und die Gründung der Universität. Das Buch bringt eine Fülle köstlicher kulturgeschichtlicher Kuriosa, Beschreibungen von Volkstrachten und Naturschilderungen. Der kritische und wissenschaftliche Apparat ist so gut wie ganz weggelassen, und dies werden manche Leser bedauern. Aber ein hübsches Bilderbuch zur Geschichte Salzburgs wird geboten, eine Heimatkunde im besten Sinne des Wortes. Ganz besonderes Lob verdienen die geradezu entzückenden Miniaturfederzeichnungen von J. Wagner.

Dr. Alex. N o v o t n y

Fahrt zum Mond. Von Oswald Thomas.

Sailers Taschenreihe, Wien 1947.

In Form einer „unbeschwerlichen Plauderei“ behandelt das Heftchen je etwa in gleichem Umfang in großen Zügen den physischen Zustand des Mondes und die Schwierigkeiten, die der Durchführung einer Mondfahrt grundsätzlich entgegenstehen. Vielleicht hätte bei strafferer Darstellung, unbeschadet der Leichtfaßlichkeit, da und dort ein Mehr an sachlichen Angaben geboten werden können. Insbesondere wird es der interessierte Leser bedauern, daß die Behandlung einschlägiger technischer Fragen grundsätzlich ausgeschlossen wurde. Man möchte wünschen, daß der Verlag als Ergänzung dazu einen mit dem Raketenproblem vertrauten Techniker zu demselben Thema zu Wort kommen ließe.

, Dr. Konradin Ferrari hingewiesen, die im 19. Jahrhundert eine neue religiöse Geistigkeit formten. Vom Westen waren es die Elemente der romantischen und idealistischen Philosophie (Schelling, Hegel) sowie der Theosophie des 17., 18. und 19. Jahrhunderts (J. Böhme, seine Schüler, Franz Baader und andere). Diese wurden in eine lebendige Verbindung gebracht mit der Tradition der asketischen und mystischen Väter des Morgenlandes. Schon im Jahre 1839 bezeichnete Johann Kirijev-s k y den kirchlichen Schriftsteller Isaak von Syrien aus dem 6. Jahrhundert als den größten Denker. Aus dieser Synthese lebten und schufen vor allem die Denker des 19. Jahrhunderts: Kirejevsky, Khomiakov, Dostojewski und So-lovjeff. Die spezifischen Züge des russischen Nationalcharakters, seine Lebensfreude, die in einem jähen Wechsel der Leidenschaft diesem außergewöhnliche Tiefen verleiht, drückt sich auch in der Hingabe dieser Denker und der Tiefe ihrer Betrachtungsweise aus. Daraus erklärt Arseniev manche Neigung zum Utopismus, der wiederholt zum Durchbruch kommt, und Zu jenem Radikalismus, der, vor keiner Konsequenz zurückscheuend, dem östlidien Gedankengut eine besondere Ausdruckskraft verleiht.

Die Darstellung dieser wichtigen Tatsachen zeichnen die Vielfalt des Problems, das, hier nur angedeutet, in den vorliegenden Heften zum Ausdruck kommt. Diese werden auch weiterhin die Beachtung finden, die ihnen schon von den verschiedensten Seiten zuteil geworden ist.

Dr. Josef Kopp

Der Veitsberg. Von Franz J a n t s c h. Amandus-Edition, Wien 1947. Diese den Lesern der „Furche“ bereits aus dem Erstdruck unseres Blattes bekannte Novelle ist jetzt in Buchform erschienen. Ein feines psychologisches Problem, das Zurückfinden zweier Menschen zu ihrer schon halbzerstörten Ehe, hat in dieser Erzählung eine meisterhafte Lösung gefunden. Der gewollt realistische Stil steht in eigenartigem Gegensatz zu der zarten Durchführung der psydiologischen Entwirrung, eine Kontrastwirkung von künstleri-sdier Kraft und Originalität. Hineingestellt ist die Handlung in eine bukolische nieder-Österreichische Landschaft von plastischer Schönheit. Sicherlich werden es viele

Leser der „Furche“ begrüßen, die Novelle mm als netten, dauerhaften Band in ihre Bücherei einreihen zu können. „Der Veitsberg“ zählt zweifellos zu den besten i irischen Erscheinungen der Nachkriegszeit. Ein ernster Dichter hat sich zum Worte gemeldet. f.

Im Schatten der Schlote. Von Hans Heidenbauer. Querschnitt-Verlag, Graz.

Gedichte und kurze Skizzen, schlichte Erzählungen aus dem Leben der arbeitenden Menschen sind zu einem Buch zusammengefaßt. Heidenbauer war selbst jahrelang Arbeiter, und wenn er von diesen Jahren und von Erlebnissen in Bergwerk und Fabrik, im Handwerk und im bäuerlichen Leben erzählt, klingt alles echt und wirklichkeitsnah. Einzelne seiner Skizzen tragen nur allzusehr den Charakter des rasch Hingeworfenen und nicht Ausgefeilten und lassen eine schärfere sprachliche Formung missen. In anderen wird nur angedeutet, berichtet, aber nicht gestaltet. Daß der Autor die Sprache aber meistern kann, das zeigt er bisweilen in seinen Versen. An Heidenbauer wird wieder offenbar, daß es leichter ist, gute Verse zu schreiben als vollendete Prosa. Viktor Buchgrabe r.

Neue Wolfrum-Bücher, österreichische Glasmalerei. Von Franz Kieslinger. 30 Textseiten und 48 Bildtafeln. — Gilg Sesselschreiber. Von Josef Weingartner. 30 Textseiten und 48 Bildtafeln. Kunstverlag Wolfrum, Wien.

Den sieben bisher erschienenen Bändchen der Wolfrum-Bücher sind jetzt diese beiden wohlausgestatteten, mit tadellosen Schwarz- und Buntdrucken bebilderten Monographien nachgefolgt. Diese Reihe rundet sich damit immer mehr zu einer Kleinbücherei österreidiischer Kunstgeschichte, einem wichtigen Behelf, da man noch auf Jahre hinaus mit dem Wiedererscheinen großer monumentaler Publikationen, mindestens für zahlreiche Teilgebiete, nicht rechnen kann. In diesen Einzeldarstellungen österreichischen Kunstbesitzes das Widitigste und Typische zu wählen und in konzentrierter Form und möglichst schöner Fassung das Wesentliche des jeweiligen Themas auszusagen, ist Aufgabe einer solchen Budireihe. Mit Befriedigung ersieht man auch an den beiden neuen Bänddien die Erfüllung der Zielstellung. Das Buchschaffen kehrt hier geschmacklich und inhaltlich zu bester heimischer Tradition zurück. Zwei souveräne Stoffkenner, Kieslinger und Josef Weingartner, verstanden es, selbst den kleinen Rahmen des Textteiles, der dem vorzüglichen Bildmaterial vorausgeht, zu einer reichen Darbietung zu nützen.

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