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VON NEUEN BUCHERN

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Der Föderalismus. Von W. Ferber. Verlag W. Neumann, Augsburg 1947.

Föderalismus und wahre Demokratie sind nach dem Verfasser innig verbunden. Er weist hin auf Philipp von Sagesser und Xaver Eggersdorfer, die den Gegensatz aufzeigen von absolu-tischer Demokratie, die zur Machtvollkommenheit der Majoritäten führt, und freiheitlicher Demokratie, die nur eine föderalistische Verfassung gewährleistet, nach der die unteren Selbstverwaltungskörper weitgehende Verwaltungsbefugnisse haben und an die übergeordneten nur abgeben müssen, was sie selbst nicht besorgen können (Susidiaritätsprinzip). Ferber will offenbar einen Beitrag leisten zum Ringen um den Neubau des Deutschen Reiches. Er unterbaut seine Argumentation durch gute Auswahl aus historischen, soziologischen, staatsrechtlichen und politischen Schriftstellern und Kämpfern wie Ficker, Frantz, Vogelsang, Görres, Mallinkrott usw. Der Verfasser befaßt sich auch mit dem österreichischen Ständestaat 1934 bis 1938. Er lehnt ihn ab. “Den Einfluß Othmar Spanns auf das Werden jener Verfassung überschätzt er bedeutend. Er übersieht, daß Dr. Dollfuß nach freiwillig herbeigeführter Arbeitsunfähigkeit des Parteienparlaments aus guter Überlegung sich zur autoritären Stabführung entschloß, daß er aber niht unkontrolliert regieren wollte und aus Not zu einer Lösung griff, die er selbst nicht als Dauerlösung betrachtete. Sein Parlament bestand auch nicht nur aus einer Kammer der wirtschaftlichen Berufsstände, sondern auch aus einer solchen der kulturellen Berufsstände und Gemeinschaften, dann aus einer Länderkammer (analog dem Schweizer Ständerat) und aus einer vierten Kammer: dem Staatsrat. Man kann wünschen, daß Ferbers Büchlein zur Klärung des Begriffs Demokratie und Föderalismus in Deutschland beitrage, daß es aber auch bei uns Nutzen stifte, was sehr not tut. Zentralistische Bestrebungen, von der Bürokratie unterstützt, in der Hitler-Zeit gefestigt, arbeiten seit 1920 gegen den Föderalismus. Die Gesetzgebung seit 1945 trägt diesen Stempel und ist eine dauernde Verletzung des Subsidiaritätsprmzips. Auf den National- und auf den Bundesrat kann man wenig Hoffnung setzen. Die Landtage müssen sich stärker zeigen, und das werden sie nur können, wenn die Gemeinden, die berufständischen Kammern und die Landesvertretungen auch bereit sind, Verantwortungen auf sich zu nehmen und ihnen gerecht zu werden.

Wissenschaft und Offenbarung. Von Univ.-Prof. Dr. Johann F i s c h 1. Verlag Herder, Wien 1947.

Ausgehend von der Tragik einer von Gott gelösten Naturwissenschaft und autonomen Technik behandelt der Auor in klarer und überzeugender Weise das Verhältnis des Wissens zum Glauben und betont di: notwendige Anerkennung der göttlichen Offenbarung, soll nicht die menschliche Vernunft als Widersacher des Lebens in Nihilismus und Weltuntergang führen. Für alle Tieferdenkenden, die, belehrt durch die Zeichen der Zeit, den naiven Glauben an die ■alleinseligmachende Naturwissenschaft verloren haben, wird der Vortrag ein wertvoller, richtunggebender Wegweiser sein.

Gottes Wort in der. Bibel. Von Konsistorial-rat Karl Fischer. Eigenverlag, St. Pölten.

Die Broschüre bietet eine kurze Einführung in das Wesen, den Inhalt und die Lektüre der Heiligen Schrift und ist für Jugendrunden und für den MittelschulunteTicht sehr geeignet. In dem Abschnitt über die menschliche Abstammung Jesu könnte erwähnt werden, daß in der mütterlichen Ahnenreihe Jesu nicht bloß jüdische, sondern auch heidnische Vorfahren angeführt werden, daß also der Herr, als der universale Welterlöser, seine Menschennatur aus heidnischen und jüdischen Ahnen angenommen hat.

Der Heilige des Ostens und Westens. Von Josef Caspar. Amandus-Editi n, Wien.

Hier wird der Versuch gemacht, am Beispiel des heiligen Menschen dk Kirche des Orients und die des Okzidents einander vergleichend gegenüberzustellen. Als Ausdruck des Geistes, der die christliche Atmosphäre des Ostens und Westens erfüllt, darf mit Recht der Heilige unser Beurteilen leiten. Für seine Persönlichkeit wird von Caspar ein neues Sinnbild gewählt, wirklich ein Bild, nämlich das, wie es in tausend Farben die abend- und morgenländische Kirche gemalt hat. Da können wir nicht mehr ganz folgen, wenn nämlich tatsächlich aus der Darstellung, als entscheidender Aussage, auf den Dargestellten geschlossen wird.

Wiener Meisterfeuilletons. Herausgegeben und eingeleitet von Jörg M a u t h e. Wiener Verlag.

Der Feuilletonismus eine eigene literarische Kunstform? In der Tat: eine junge, eine moderne und eine echt österreichische! Wer vermag dem Feuilleton, jenem halb spielerischen, halb besinnlichen Kind des Augenblicks, der schöpferischen Laune, mit trockener Geste einen festen Platz in der Weite aller Poesie anzuweisen? Und doch, welch ein Zauber liegt über der Unverbindlichkeit solcher Dichtung, denn sie will zu nichts überzeugen, weder erschüttern, noch verdummen sie läßt dem Leser jede innere Freiheit, die Form wirkt und der Inhalt wird Folie. Es gab eine Zeit, in der Wien neben vielem anderem auch auf das Feuilleton stobt sein konnte, ja dieses wurde zu einer Wiener Spezialität und gewann unter der Einwirkung bedeutendster Geister eine Eigenart, die ihren Geburtsort nicht verleugnen konnte. Mit glücklicher Hand wählt nun der Herausgeber eine Reihe der wertvollsten und charakteristischesten Feuilletons der Wiener Presse aus. Die Lese eines Jahrhunderts: von Ferdinand Kürnbergers geistvollen Skizzen über den humorgesättigten „Wiener Spaziergänger“ Daniel Spitzer, über Schlögel, Ludwig Speidel, Hevesi und Eduard Pötzl zu den großen Vollendern des Wiener Feuilletonismus: Hofmannsthal, Bahr und Stefan Zweig. Niemand wird diese Sammlung ohne Entzücken, Rührung und — Wehmut aus der Hand legen. Wehmut deshalb, weil — so lehrt uns die Gegenwart — in dem Schutt und der Asche so manches Wienerischen auch das Wiener Feuilleton begraben liegt. Die Sammlung, mit einer instruktiven Einleitung versehen, ist dem verstorbenen Chefredakteur der „Furche“, Doktor Emil Mika, gewidmet, dessen Anteilnahme und Förderung dieses Zeugnis wahrer Wiener Geisteskultur stets begleitet hatten.

Hymnen an Maria. Von Alfred Holländer. Verlag Mayer & Comp., Wien. Kart. 5 S.

Ein Theologe schreibt Marienhymnen. Daraus folgt die Klarheit und Sicherheit, die aus allen Gedichten spricht. Auf dieser sicheren Grundlage entfaltet sich die Wärme des Gefühls. Denn es geht nicht nur objektiv um die Stellung und Würde, die Maria als Dei Genetrix zukommt, sondern auch subjektiv um die Begegnung des einzelnen und unserer Zeit mit Maria. Der Zyklus schließt mit einem Magnifikat, das der Christ gemeinsam mit Maria spricht.

La France sociale et HttiJraire de 1850 ä 1914. Von St. Hartmann -E. Springer. Bundesverlag, Wien.

Die französische Chrestomathie von Hartmann und Springer ist zunächst für den Unterricht an den höheren Mittelschulklassen bestimmt, ist aber dank ihrer ausgezeichneten Kommentare auch zum Selbststudium und zur Fortbildung für alle diejenigen geeignet, die einen Überblick über die französische Literatur und das Leben in Frankreich während der letzten 50 Jahre gewinnen möchten. Sie hält wirklich, was ihr Titel verspricht, nämlich ein Bild des literarischen und sozialen Frankreich zu geben. Ganz besonders gut sind den beiden Herausgebern die Abschnitte gelungen, die der „SociW und der Jugend gewidmet sind.

Die Buchmooser. Roman von Maximilian Narbeshube r. Schönleitner-Verlag, Aichkirchen.

Den Hauptgestalten diese.-. Bauernromanes glaubt man schon in der Literatur begegnet zu sein, ohne einen bestimmten von den vielen Bauernromanen nennen zu können, die in dem Jahrzehnt 1930—1940 erschienen sind. Finden wir doch in allen ähnliche Personen, wie auch in allen der Gegensatz zwischen Stadt und Land auf die denkbar einfachste, freilich unrichtige Formel gebracht ist: die Stadt als Quelle allen Übels, das Dorf als Hüter sämtlicher sittlichen Verte. Ist aber diesen ziemlich schablonenhafte

Gestalten trotz ihrer groblinigen Konturierung ein gewisses Leben eigen, so trifft dies leider für die anderen Figuren ohne Vorbilder nicht zu. Die Sprache, einfach und kräftig, findet nicht selten zu dichterischem Ausdruck. Hier sei allerdings bemerkt, daß wir Wörter wie Bankleiter, und Waldleiter nicht in den österreichischen Wortschatz aufgenommen sehen möchten.

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