Müller zu heißen, hat den Vorteil der Allgemeinheit, dachte er. Es war ein zauberhafter Morgen, zart, kühl und unberührt duftig. Zehn Minuten vor acht ist eine Zeit, in der die Straßen voll Müllers sind oder zumindest solcher, die es ohne weiteres sein können. Müller, dachte er, indem er diefrische, nach feuchter Erde riechende Luft einatmete, mit der rechten Hand den Hut lüpfte, um sich die Kühle um die Schläfen streichen zu lassen, Müller ist ein Name ohne Geschichte. Sicherlich haben schon Hunderttausende vor mir so geheißen: Dichter, Philosophen, Knechte, Markthelfer,
Es begann damit, daß die Sprengladung z,u früh losging. Die Fassade der Hausruine Reichsstraße 7 stürzte dröhnend in sich zusammen, und als ein Windstoß die braungelben Schüttwolken hoch aufkräuselnd die Chaussee hinunter jagte, bemerkte man das Fehlen des Bauhilfsarbeiters Martin Weber. Er war noch rasch in den Keller hinabgestiegen, um seine Tasche, die er dort abgestellt hatte, in Sicherheit zu bringen. Das wurde ihm durch ein Versehen des Sprengmeisters zum Verhängnis. Man begann sofort zu graben; allerdings stellte sich die Aktion alsbald schwieriger dar, und die Chance, ihn
Ein mit innerer Dynamik und mit rücksichtsloser Realistik geschriebenes Buch ist der Roman von Gerald Kersh „Die Schwachen und die Starken (P.-Zsolnay-Verlag). Mit beißender Ironie und jener metaphysischen Transparenz, die auch viele andere anglo-ameri- kanische Romanciers sich zu eigen gemacht haben, legt Kersh die seelische Dürftigkeit und Verlassenheit des modernen Zivilisationsmenschen freu Eine Gruppe snobbistischer Geldmenschen wird bei der Besichtigung einer Grotte verschüttet. Die Todesangst entlarvt sie, der falche Glanz fällt ab, ein Häufchen armseliger, von ihren
Dem Julius-Reich-Preisträger ' Ernst Waldinger, dessen Gedichtbände „Die Kuppel“ i1934) und „Der Gemmenschneider“ (1936) ein klangvoller Beweis- dafür waren, daß Österreich noch immer reich an Formkünstlern sei, ging es in der vielfältigen Thematik seiner Gedichte, die voll der Musik waren, vor allem um die Rettung der „Gestalt“. Sie aus dem Chaos der brodelnden Zeit zu erheben, sah er als seine vornehmste Aufgabe an. Die geistige Kuppel über den vielgestaltigen Plan der Erscheinungen zu wölben, war das Ziel seines meisterlichen Handwerks. Er selbst saß unter dieser
Der Föderalismus. Von W. Ferber. Verlag W. Neumann, Augsburg 1947.Föderalismus und wahre Demokratie sind nach dem Verfasser innig verbunden. Er weist hin auf Philipp von Sagesser und Xaver Eggersdorfer, die den Gegensatz aufzeigen von absolu-tischer Demokratie, die zur Machtvollkommenheit der Majoritäten führt, und freiheitlicher Demokratie, die nur eine föderalistische Verfassung gewährleistet, nach der die unteren Selbstverwaltungskörper weitgehende Verwaltungsbefugnisse haben und an die übergeordneten nur abgeben müssen, was sie selbst nicht besorgen können
Theologie ohne Gott. Versuch über die menschliche Existenz in der modernen französischen Philosophie. Von Egon V i e 11 a. Artemis-Verlag, Zürich.Die wesentliche Problematik des heutigen Denkens wird hier nicht nur klar aufgezeigt, sondern auch deren Hintergründe finden eine eingehende Beleuchtung. Zweifelsohne ist die Philosophie des Existenzialismus -mehr als eine Zeiterscheinung. Sie offenbart die Abgründe, über welche die Menschheit hinüberzuschreiten versucht und die sie doch willkommen heißt. Der französische Philosoph Sartre ist zum Symbol dieses neuen Glaubens geworden und
Vor uns liegt abgeschlossen der erste Jahrgang der Monatsschrift „W ort und Wahrheit“ An den bisher erschienener, neun Heften läßt sich deutlich ein Ringen verfolgen, das Ringen um den Aufbau einer neuen Gesprächsgemeinschaft, in unserem Lande. Ausgangspunkt ist die gegenwartige Situation der Christenheit. In einem Offensein gegenüber den geistigen weltanschaulichen und auch politischen Erscheinungen unserer Zeit soll der Christ, der sich der Größe und Gefahr dieser Stunde bewußt wird, darum ringen, zu jener Fülle des Menschlichen heranzureifen, die ihn zum Wegweiser und Vorbild
In den historischen Räumen des Ester-hazy-Schlosses in Eisenstadt wird gegenwärtig die erste burgenländische Kunstausstellung gezeigt. Damit wird die Aufmerksamkeit auf ein Bundesland gelenkt, das sich nicht ganz zu Unrecht über eine stiefmütterliche Behandlung beklagt. Ist es möglich, so fragt man sich, daß ein so kleiner Landstrich, zumal in unmittelbarer Nähe der Großstadt, eine künstlerische Eigenart entwickeln kann? Fast möchte man es verneinen. Und doch, bei der Betrachtung dieser Kunstwerke spüren wir die Besonderheit dieses Grenzlandes zwischen deutschem, ungarischem und
Hesketh-Pearson, „The life of Oscar Wilde“ Methuen & Co. L.T. D., LondonWenn man bedenkt, daß fast zwanzig Biographien und Spezialbücher über Wildes Leben und Wirken erschienen sind, wovon drei Biographien (Harborough-Sherard, Alfred Douglas, Frank Harris) ins Deutsdie übersetzt wurden, so erscheint es als ein müßiges Unterfangen, jetzt noch mit einer neuen Biographie über wilde der Welt etwas Neues sagen zu wollen. Aber diese drei zitierten Biographien stammen von Männern, die noch unter dem persönlichen Einfluß Wildes standen und zu seinen nächsten Freunden und Bekannten
Im Geistesleben des deutschen Volkes hat die Monatsschrift, von der hier die Rede sei, seit ihrer Gründung eine Rolle gespielt, wie sie wenig anderen Publikationen zukam. Als um die Zeit des Vatikanischen Konzils „Die Stimmen aus Maria Laach“ ihr Erscheinen begannen, war es ihre Sendung, den Irrtümern einer leidenschaftlich erregten Umwelt und Kräften zu begegnen, die die Säkularisierung des gesamten geistigen Lebens erringen zu müssen glaubten. Verantwortungsbewußte Männer sahen den Augenblick gekommen, sich mit der heraufkommenden neuen Lebens- und Weltauffassung sachlich-kritisch
Gibt es noch eine europäische Idee, die so stark ist, daß sie trotz der Vielfalt nationaler Eigenarten, trotz der Verschiedenheit der Weltanschauungen und trotz der Aufteilung in Machtbereiche, die ökonomischen oder strategischen Gesetzen gehorchen, den abendländischen Raum geistig verbindet und weit über die Fragen des tagespolitischen Schachspieles ''hinweg Brücken schlägt von Herz zu Herz in einer verantwortungsbewußten europäischen Völkerfamilie? Um diese entscheidende Frage gruppierten sich alle Gespräche, die Studenten aus zwölf europäischen Staaten vor wenigen Wochen in
Die von der österreichischen Kulturvereinigung herausgegebene Reihe der Turmschriften, die uns schon öfters in dankenswerter Weise kostbare Schätze österreichi-sdier Didnkunst wieder verlebendigten, macht uns diesmal mit neuen lyrischen Arbeiten eines der bedeutendsten Dichter unseres Landes bekannt. Nach einem gleichnamigen Gedicht der Sammlung nennt sie Alexander L e r n e t - H ö 1 e n i a „Die Titanen“ (Amandus-Edition).Die Dichtungen tragen den Charakter breit dahinzugehender odenha'fter Gesänge. Form und Vorwurf Weisen auf die' Antike und geben so der gesamten 'Komposition