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VON NEUEN BÜCHERN

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„Der Goldene Wagen.“ — Monatsschrift für Kinder. Amandus-Edition, Wien, L Herausgegeben von Elisabeth Steindl-Rast. Einzelpreis S —.70.

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„Der Goldene Wagen.“ — Monatsschrift für Kinder. Amandus-Edition, Wien, L Herausgegeben von Elisabeth Steindl-Rast. Einzelpreis S —.70.

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Unter dem täglich sich mehrenden Schwärm neuer Zeitschriften, von denen wenige etwas Neues zu sagen haben, fällt plötzlich eine wirklich neue auf: eine Kinderzeitschrift, die schon durch ihr Gewand Geschmack und Sorgsamkeit verrät. Man merkt an ihr liebevolle Hände, die alles daransetzen, eine gewählte 'Aufgabe gut zu machen. Das spricht aus dem originellen Bildschmuck, der Themenwahl und der textlichen Durchführung. Man spürt den gewissenhaften Plan — heitere, ernste, lehrhafte* religiöse Motive, mit kindlicher Einfachheit verdolmetscht, wechseln in harmonischer Reihe; immer ist ihr Vortrag von künstlerischer Schönheit durchhellt, ob es nun einem kleinen botanischen Unterricht, einer Osterplauderei, wie der Osterbotschaft, einer lustigen Bubengeschichte oder der Darstellung des Alphabets oder einem Kasperlbrief gilt. Verstand und Gemüt sind

„Mystik als seelische Wirklichkeit“, eine Psychologie der Mystik. Von Alois Mager. Anton Pustet, Graz, Salzburg.

Dieses neue und letzte Werk Magers, das, wie er selbst sagt, sein Lebenswerk ist, will eine Psychologie der Mystik sein. Wenn auch die Haupttendenz dahin geht, den seelischen Niederschlag der gnadenhaften Wirksamkeit Gottes im Mystiker zum Gegenstand des Studiums zu machen und zu erklären, so geht dieses Werk doch über eine reine Psychologie hinaus. Es nimmt die Wirklichkeit des Gnadenlebens, die Ergebnisse der theologischen Forschung der letzten Jahrzehnte zur Grundlage. Danach ist Mystik vom gewöhnlich christlichen Leben nur dadurch unterschieden, daß es näher an das ewige Ziel heranreidit. Die Mystik setzt denselben Weg fort, den der gewöhnliche Christ gehen muß. Es ist sehr zu begrüßen, daß Mager in der Mystik nichts anderes sieht, als gelebte Dogmatik und daß er ihr auf dem Weg von der Gottesferne zur Gottesnähe, den alle Menschen gehen müssen, einen bestimmten Platz anweist. Diese Auffassung gewinnt er durch die richtige Interpretation der Werke des hl. Johannes vom Kreuz, wonach das ganze geistliche Leben in allen seinen Teilen eine unlösbare Einheit bildet. Es fließt aus einer Quelle und geht auf ein Ziel hin. Es gibt nicht zwei verschiedene Wege zu diesem Ziel, einen aszetischen und einen mystischen, es gibt nur zwei Weghälften desselben Weges. Mit Aszese und Mystik werden nur zwei aufeinanderfolgende Strecken desselben Weges bezeichnet. Im Anschluß an die Werke der hl. Theresia teilt Mager das mystische Leben in drei Abschnitte, das Gebet der Ruhe, das Gebet der Vereinigung und die zuständlich bleibende Beschau-ung. Er sucht das seelische Erleben, das diesen drei Graden des mystischen Lebens entspricht, zu erklären. Als wesentlich für das mystische Leben (psychologisch betrachtet) sieht er die geistseelische Betätigungsweise an, das heißt eine vom Leib unabhängige geistige Betätigung. Er kennt die Schwierigkeiten, die sich einer solchen Annahme entgegenstellen, hält aber eine „leibfreie“ Tätigkeitsweise der Seele metaphysisch für möglioh. Diese „geistseelische“ Tätigkeitsweise kann verschiedene Grade haben und schließlich im Vollendungszustand auf den Leib übergreifen. Dieses Übergreifen beginnt mit der Ekstase und ist im sogenannten Zustand der mystischen Vermählung“ vollendet. Dieser letzte Zustand wird dadurch gekennzeichnet, daß der Mensch mittels der verklärten Mensch heit Christi in eine besondere Beziehung zur heiligen Dreieinigkeit kommt Die Hypothese Magers hat sicher manches für sich. Schwierige Stellen aus den Werken des hl. Johannes vom Kreuz werden dadurch leichter verständlich; hier bald in Fröhlichkeit, bald in sinniger Bedachtsamkeit nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch zu Erziehung von Geist und Formenempfindung aufgerufen. Eine wirkliche Kinderzeitschrift. Es gibt bisher — man kann dies ohne Lobrederei sagen — keine schönere und besser in Österreich und weitum. Sie entstammt der Gemeinschaftsarbeit eines Kreises von katholischen Lehrern, Studenten und Künstlern, die merklich aus ihrem Unternehmen eine Herzensangelegenheit gemacht haben. Bilder und Text vereinigen sich zu einer Einheit. Die drucktechnische Ausstattung ist tadellos. Wenn der „Goldene Wagen“ auf der Bahn bleibt, die er bei seinem ersten Erscheinen befährt, so kann man ihm eine gute und weite Fahrt durch das österreichische Kinderland und weit darüber hinaus voraussagen. f auch lassen sich da/durch alle mystischen Phänomene, psydiologisch betrachtet, in ein System bringen. Die Schwäche der Theorie macht sich bei der Deutung der mystischen Läuterungs-zustände bemerkbar, in denen sich in Wirklichkeit eine neue, aber durchaus nicht „leibfreie Erkenntnistätigkeit“ durchsetzt, eine neue Sicht, die zum wesentlichen Teil sogar der Grund der mystischen Leiden ist, Weshalb ja der Klassiker der Mystik, Johannes vom Kreuz, nicht müde wird, diesen Läuterungsrustand als Erleuchtungszustand, als Beschauung, zu bezeichnen. Wertvoll wäre es auch gewesen, wenn der Verfasser den Versuch unternommen hätte, das Gesamtverhalten des mystisch Begnadeten zu zeichnen, wie dies von Theresia von Avila angebahnt wurde. Kann man Mager auch nicht in allen Punkten beipflichten, so soll dem- Werk sein hoher Wert nicht abgesprochen werden. Vor allem ist es dankbar zu begrüßen, daß der Mystik im Leben des Christen der Platz angewiesen wird, der ihr gebührt, und daß durch eine einfache anregende und lichtvolle Darstellung das Interesse für das wesentlichste Gebiet des geistlichen Lebens geweckt wird. Universitätsprofessor Dr. Friedrich W e s s e 1 y

„Der Heilbringer. In Mythos, Offenbarung und Politik.“ Von Romano Guardini. Thomas-Verlag, Zürich.

In diesem schmalen Bändchen tritt R. Guardini aus seiner sonst üblichen Reserve heraus, indem er nicht nur die Linien des geistigen Geschehens des letzten Jahrzehnts auf philosophischem und religiösem Gebiete aufdeckt, sondern auch auf dem politischen. Er zeigt damit, wie eine politische Betrachtung vom Christen her vollzogen werden muß. Ausgehend von der religiösen Erfahrung des Menschen, führt er zum Weg des richtigen Glaubens, in dessen Mitte die Persönlichkeit Christi steht. In ihr liegt die Entscheidung des Menschen in seinem Tun und damit auch in seiner Politik. Noch spürt man aus den Zeilen das aktuelle Erlebnis. Dabei weist er hin auf die Bedeutung eines christlichen Europas, indem er sagt: „Wenn also Europa noch fernerhin sein, wenn die Welt noch fernerhin Europa brauchen soll, dann muß es jene von der Gestalt Christi her bestimmte geschichtliche Größe bleiben, nein, mit einem neuen Ernste werden, die es seinem Wesen nach ist. Gibt es# diesen Kern auf — was dann noch von ihm übrigbleibt, hat nicht nehr viel zu bedeuten.“ (S. 48.)

Dr. Leopold L e n t n e r

„Quell aller Güter, ein Buch der Andacht.“ 'cheuermann-Verlag, Wien.

Dieses vornehm ausgestattete Büchlein in der leihe der Tieckbücher macht wahr, was sein Titel sagt. Es bringt eine gute Auswahl von Gebeten und Gedichten, angefangen von der Zeit des religiösen Neuaufbruch“? unter Angelus Silesius bis herauf zu den Romantikern. Man rdmmt es gern zur Hand, um in der Hast der

Arbeit darin eine Minute zu ruhen und seine Seele zu innerer Andacht zu sammeln.

DDr. Claus Schedl

„Transquilitas ordinis.“ Ober die Friedensaufgabe des Abendlandes. Von H. R. B a 1 m e r-Basilius. Rex-Verlag, Luzern.

Die kleine Schrift sucht Antwort zu geben auf die bange Frage, wie denn das Abendland endlich den wahren Frieden erhalten kann. Das Abendland, so sagt der Verfasser, wird nur dann den wahren Frieden erhalten, wenn es zu jenem Zustand zurückkehrt, den das Mittelalter mat „ordo“ bezeichnet, zu dem geordneten Zusammenleben aller Menschen. Diese Ordnung wird abor nur erreicht werden, wenn die Menschen den Frieden zuerst in sich selbst verwirklichen, wenn sie teilhaftig der ewigen Ordnung sind, also sich im Zustand der Gnade befinden. Dauernder Friede ist dauernde Gnade. Die Friedensaufgabe des Abendlandes ist somit auf l die Schultern jedes einzelnen gelegt.

DDr. Willy Lorenz

„Gerhart Hauptmann und das Irrationale.“

Von Hermann Schreiber. Schönleitner Verlag, Aichkirchen 1946.

Der Verfasser macht mit seinem Buch zum erstenmal breitere Kreise auf den Anteil des Irrationalen am Werk Gerhart Hauptmanns aufmerksam. Für den mit den Werken des Dichters Vertrauten bietet das Buch wenig Neues. Aus den sachlichen Einwänden gegen Schreibers Darstellung seien einige in aller Kürze herausgegriffen: Zunächst muß es wundernehmen, bloß einem Teil von Hauptmanns Werken das Prädikat „irrational“ zuerkannt *u sehen, wo wir doch heute wissen, daß schon der „Naturalist“ Hauptmann weniger rationalen als vielmehr mystischen Gedanken im Sinne der schlesischen und später der antiken Mystik nachhing. Die ganze Arbeit krankt an dem vagen und oberflächlichen Begriff des „Irrationalen“', der zuerst einmal genauer und schärfer bestimmt werden müßte. Auch kann man nicht einen einzigen Begriff an ein so universalistisches Lebenswerk wie an das Hauptmanns herantragen. Nur in Bruchlinien, in Reflexen, in intellektuellen Spiegelungen, in Brechungen wäre zu veranschaulichen gewesen, wie sich die großen irrationalen Ströme der abendländischen Menschheit in diesem Repräsentanten einer späten Zivilisation noch einmal wiederholen. Auch mit den steten Hinweisen auf die Lehrmeinungen der Psychoanalyse, der rationalsten, will sagen intellektuellsten Behandlung des Irrationalen, die sich nur denken läßt, wird sich so mancher Leser nicht abfinden. Die eigentlichen Quellströme des Hauptmannschen Werkes bloßzulegen, bleibt uns der Autor schuldig: die Rückführung von Hauptmanns Werk auf die antike Mystik, die griechischen Tragiker, auf Dante, die mittelalterlichen Epiker sowie die Rückführung^ seiner Humanität auf die Anthropologie 'Böhmes und Comenius' sowie schließlich auf Goethes Weg zum Mythos. Nicht einmal angeklopft hat der Autor an die Beziehung Hauptmanns Zur Frage des neueren Humanismus, um den das 20. Jahrhundert sich müht, um einen Humanismus, der Antike und Mittelalter in eins faßt (vergleiche zum Beispiel Haecker: „Vergil, Vater des Abendlandes“) und der schon in Goethes „Faust“ II anhebt. Dr. Robert M ü h 1 h e r

„Verteidigung des Unsinns, der Demut, des Schundromans und anderer mißachteter Dinge.“ Von G. K. Chesterton. Verlag Otto Walter A. G„ Ölten.

Chesterton verteidigt außer den im Titel genannten Dingen auch die Posse, die Kitschfiguren, die Tageszeitung und den Kriminalroman in humoristischer und geistvoller. Art. Das Büchlein übt eine befreiende, heilende Wirkung auf den Leser, da es ja die verteidigten Dinge sind, die uns im Alltag ärgern und denen Chesterton ihren Stachel zu nehmen versteht. Das Positive, das er uns in und über der menschlichen Unzulänglichkeit zeigt, sind die dauernden Werte, ist der einzelne Mensch, das Individuum. Im Stile Chestertons schrieb der Herausgeber eine „Verteidigung des Verteidigers“, durch welche der große englische Denker jenen vorgestellt wird, die ihn bisher nicht kannten.

Dr. H. A, Fiechtner

„Reifendes Leben“. Ein Buch junger Menschen von P o t a c s und Steiner, Stephanus-Ver-lag, Wien.

Ein feinsinniges, durch schönen Bildschmuck ausgestattetes Büchlein, dem man nur weiteste Verbreitung, vor allem unter der Jugend, wünschen kann. Aus einem Kreis junger, dem Leben in seiner ganzen Fülle aufgeschlossener Katholiken herausgewachsen, vermag es zur Tiefe des Empfindens und zur Reife eines großen, edlen Menschentums in der Vollendung der christlichen Liebe führen. Die Sprache ist schön, dabei einfach und jeder Bildungsstufe zugänglich. Professor Karl Fuchs

„Die Hochzeit auf dem Lande.“ Von Albert M i t r i n g e r. 3. Auflage. Fromme, Wien, 1946.

Es nennt sich selbst ein Buch für besinnliche Leute. In guter Erzählung schildert es den behaglichen Ablauf eines ländlichen Hochzeitsfestes. Vielleicht verlangt unsere nervöse, von Sorgen um das Notwendigste geschüttelte Zeit nach solchen Büchern. Nichts Besonderes, aber etwas ungemein Freundliches und Sonniges, das sich dem Leser mitteilt, kein Erlebnjs, aber Erlebtes, es gibt dem Buch Wärme und Lebensnähe Die Ausstattung ist sehr schön, die Bilder sind modern, in Farbengebung und Zeichnung sehr gut.

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