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Wächter, wie weit ist die Nacht?

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Zu Dr. Prantners Artikel in Nr. 30 gehen uns laufend Leserbriefe zu. 90 Prozent sind zustimmend. Wir veröffentlichen wieder einen Teil der Schreiben, alle zu publizieren ist leider aus Platzmangel nicht möglich

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Zu Dr. Prantners Artikel in Nr. 30 gehen uns laufend Leserbriefe zu. 90 Prozent sind zustimmend. Wir veröffentlichen wieder einen Teil der Schreiben, alle zu publizieren ist leider aus Platzmangel nicht möglich

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Obwohl zur alten Generation gehörend, von der man ja von vornherein annimmt, daß sie in der Diskussion nicht mehr zählt, drängt es mich, Ihnen zu sagen, daß mich die Gedankengänge und die Art, wie sie formuliert sind, zutiefst ergriffen haben.

Es ist genau das, was man sich in schlaflosen Nächten dachte, ohne es in die richtigen Formen kleiden zu können.

Und darum bin ich, wahrscheinlich einer für viele, dankbar.

Ich kann mir denken, daß Sie sich — wohl bewußt — ins Kreuzfeuer gestellt haben. Denen, die vielleicht finden, daß Sie manche Akzente sehr scharf gesetzt haben, würde ich antworten, daß es hoch an der Zeit war, die sogenannten tiefenpsychologischen Banalitäten einmal mit klar verständlicher Sprache auf ihre sinnlose Hohlheit zurückzuführen. Nicht einmal Rationalismus ist für die Neuerer Entschuldigung.

Dr. Kurt Schuschnigg, Innsbruck ★

Man kann gewiß in vielen Punkten anderer Meinung sein als die sogenannten „Progressisten“ in er Kirche, aber man kann die Diskussion nicht so führen, wie es von Dr. Robert Prantner geschieht. Ich bin darüber sehr enttäuscht, daß die „Furche" für eine so billige Polemik breiten Raum an bevorzugter Stelle zur Verfügung stellt. Es lohnt sich nicht, auf diese Anhäufung von Übertreibungen, Verallgemeinerungen und Unterstellungen näher einzugehen, denn in diesem Stil pflegen heute nicht einmal mehr politische Redner bei hitzigen Wahlversammlungen in Dorfwirtshäusem über die gegnerische Partei loszuziehen. Nach meiner Meinung rechtfertigen der Inhalt und Ton des Artikels in keiner Weise den Untertitel „Beitrag zur innerkirchlichen Diskussion".

Dipl.-Ing. Hubert Lehn er, Generalsekretär des Katholischen Preßvereins Linz

Zum Artikel „Wächter, wie weit Ist die Nacht" möchte ich Ihnen und der „Furche“ gratulieren.

Es war höchste Zeit, daß die „Furche", die prominenteste Vertreterin katholischer Geistigkeit in Wien, bei der hemmungslosen Sensationslust, d&r Negierung feglicher Autorität und xler alles veswiv endeni Geschwätzigkeit zur Besinnung ruft.

Dies besorgte Robert Prantner mit großem sittlichem Emst und profunder Kenntnis der Verhältnisse und der Materie.

Nicht der lärmende Beifall von Presse und Rundfunk entscheidet, sondern es gilt das Wort „an den Früchten sollt ihr sie erkennen“. Gute Früchte des modernistischen Treibens in Lehre und Liturgie sind aber bisher nirgends wahrzunehmen.

Die „Furche" wird daher weiterhin die Sensationslüsternen zu verantwortungsbewußter, mühsamer, persönlich geduldiger Kleinarbeit rufen müssen, die allein Frucht bringt.

Min.-Rat Dr. Otto Kr amm er, Wien

Ich möchte Ihnen auch auf diesem Wege zu Ihrem Artikel „Wächter, wie weit ist die Nacht?“ gratulieren. Es war höchste Zeit, verschiedene Wahrheiten öffentlich auszusprechen. Durch eine übertriebene Reformsucht dürfen Werte, auf die immer wieder mit Recht verwiesen wurde, nicht einfach erschüttert werden.

Ihr Artikel in der „Furche“ wird wesentlich dazu beitragen, bei den Reformbestrebungen den Weizen von der Spreu zu scheiden.

Dr. Felix Hur des,

Alt-Nationalratspräsident, Wien Bundesminister a. D.

Es war allerhöchste Zeit, daß diese Dinge einmal in ganz klarer Form deutlich ausgesprochen werden. Es wäre höchste Zeit, daß gewisse moderne Theologen und dialogfreudige Autoritäten erkennen, daß es ein Widersinn ist, die Kirche aus dem bestehenden Institutionalismus herauszulösen und sie dem heute bereits sehr umstrittenen Establish ment der rationalen Produktionsgesellschaft anzupassen, die nichts mit der religiösen Sinndeutung des Lebens zu tun hat. Es ist, wie Doktor Schuster einmal festgestellt hat, irgendwie tragisch, daß die christlichen Modemisten gerade in der Zeit, in der das Fiasko aller rationalen Lebensgestaltung spürbar wird, den Glauben rationalisieren wollen. Gerade deshalb muß man Ihre Darlegungen dankbarst begrüßen. Kom.-Rat Leonidas Martinides Chefredakteur der „Internationalen Wirtschaft“, Wien ‘

Muß Ihnen danken für Ihren Artikel in der „Furche“. Sie haben damit ein eminent apostolisches Werk getan. Gerade, daß ein Laie, noch dazu von d)er jüngeren Generation, so klar und entschieden den kirchlichen Standpunkt vertritt, wird nicht ohne

Erfolg bleiben. Wie sehr ich mich über den Artikel gefreut habe, werden Sie sich vorstellen können, wenn Sie sich daran erinnern, daß ich in den fast 25 Jahren meines Wirkens als Seminarregens gegen allerlei Widerstand von oben und von unten die gleiche Linie durchgekämpft habe, für die Sie richtig und eindeutig eingetreten sind.

Prälat Dr. Walter Taubert, Erzdekanatsamt Wien

Nach meiner Rückkehr nach Wien las ich Ihren aufrüttelnden Artikel „Wächter, wie weit ist die Nacht?“ in der „Furche“. Ich beglückwünsche Sie zu diesem herzhaft offenen Wort, das mir ganz aus der Seele gesprochen ist! Gott segne Ihren Mut und Ihre Bekenntnisklarheit und -treue!

Prof. Msgr. Karl Fuchs Diözesanschulinspektor für die allgemeinbildenden höheren Schulen tau ul

Ich glaube, Herr Dr. Prantner geht in seinem Artikel entschieden zu weit, wenn er alles Moderne in der katholischen Kirche, jede Anpassung an die heutige Zeit, die zweifellos viel Positives hat, ablehnt und verurteilt.

Es ist doch so, daß, seit die Menschheit besteht, jede Neuerung zuerst in Extremismus ausartete, was ja auch teilweise heute bei der Reform der katholischen Kirche der Fall ist. Das liegt aber doch an uns, an jedem einzelnen Menschen, dazu beizütra- gen, einen Mittelweg zu finden.

Dr. Prantner schreibt im Laufe seines Artikels auch von einer leichtathletischen Gemeinschaftsmesse. Ich meine, wir sollten doch froh sein, daß es Priester gibt, die den Versuch wagen, mit der jungen Generation zusammen die Messe neu und modern zu gestalten, und ebenso froh sollten wir sein, daß es sehr viele junge Leute gibt, die sich für die katholische Kirche interessieren. Warum sollte man bei einer Messe, die vor einem einfachen und ungeschmück- ten Altar und mit Jazzmelodien zelebriert wird, weniger andächtig dabei sein? Die heutigen jungen Leute sind und denken viel realistischer als frühere Generationen, und viele brauchen deshalb die traditionellen Formen in der Messe nicht.

Daß Dr. Prantner dann im weiteren noch Dr. Günther Nenning angreift, bedrückt mich sehr, ist doch Dr. Nenning meines Erachtens ein Beispiel dafür, wie sich Sozialismus und Katholizismus vereinbaren lassen. Bemüht er sich doch stets und sehr intensiv, den Dialog zwischen Marxismus und Katholizismus, Ost und West und anderen Religionen weiterzuführen. Davon zeugt auch seine Stellung als Chefredakteur des „Neuen Forum“.

Verena Doris Hölzl

Ich möchte mit diesen Zeilen mein Einverständnis mit Ihrer im Prant- ner-Artikel kundgemachten Auffassung zum Ausdruck bringen. Besonders möchte ich hier meinen besten Dank für die Verteidigung der Autorität des höchsten Lehrers und Hirten der Kirche aussprechen.

Wenn man die traurigen und beunruhigendien Erscheinungen im Leben der nachkonziliaren Kirche betrachtet, muß man auf die Frage: Woher alldies? — mit dem Hausvater aus dem Gleichnis Jesu vom Unkraut sagen: inimicus homo

(seil. Diabolus) hoc fecit. Gegen seine tatsächliche und schädliche Einwirkung helfen uns besonders die vom Herrn empfohlenen Heilmittel: das Gebet und die Abtötung.

P. Heinrich Stumpf OP., Dominikanerkonvent Graz Münzgrabensraße 59

Leider weiß ich nicht mehr, wer mich auf den Artikel „Wächter, wie weit ist die Nacht?“ in der „Furche" aufmerksam gemacht hat. Ich glaube, es war Dr. Drimmel.

Nachdem ich Ihren Beitrag heute gelesen habe, möchte ich herzlich gratulieren, daß Sie sich die Mühe genommen haben, wirklich profund über dieses Problem zu schreiben.

Die fürchterlichen Dinge, die sich in den letzten Tagen mit der neuen Papst-Enzyklika getan haben, zeigen, wie weit wir schon gekommen sind.

Was soll aus unserem armen Volke werden, das so halbgebildeten Meinungsmachern ausgeliefert ist? Wie aber wird sich die Kirche aus ihrem Einfluß befreien, nachdem sie sich nun einmal in ihre Hand begeben hat?

Ist es nicht traurig, daß erst diese fürchterliche Sache passieren mußt um uns zu zeigen, wie weit die’ Nachrstnm jWtgeSmftt&mst?

Landtagsabgeordneter Matthias Glatzl Wien

Dr. Prantner zeigt deutlich, welche Verwirrung zur Zeit die Kirche auf allen Ebenen beherrscht. Zwei Punkte möchte ich dazu ergänzen: Kirchliche Kreise propagieren seit letzter Zeit besonders den Ersatz des Wehrdienstes durch Arbeit in der Entwicklungshilfe. Besonders „fortschrittliche" Katholiken haben die Wehrdienstverweigerung auf ihre Fahnen geschrieben. Die offizielle Kirche ist diesem Treiben bisher passiv gegenüber gestanden. Nun, es mag das gute Recht dieser Kreise sein, diesen Standpunkt zu vertreten, doch es ist einfach unlogisch, dem Staate auf der einen Seite das Recht der Selbstverteidigung verweigern zu wollen, aber auf der anderen Seite den bewaffneten Arm des Staates in Gestalt von Gerichtsvollzieher und Polizei zur Eintreibung der Kirchensteuer in Anspruch zu nehmen. Hier müßte einmal eine klare Sprache gesprochen werden, jene Sprache, die gewisse Kreise sofort verstehen. Solange die Hierarchie sich nicht eindeutig und energisch von der Propaganda zur Wehrdienstverweigerung distanziert, braucht sie auf die Hilfe des Staates zur Eintreibung der Kirchensteuer nicht mehr rechnen. Jeder Gläubige könnte sich dann selbst einschätzen und seinen Beitrag überweisen. Das Personal der Kirchenbeitragsstelle würde dann frei werden und könnte — natürlich nach entsprechenden Umschichtungen innerhalb der kirchlichen Büros — für Aufgaben der Entwicklungshilfe eingesetzt werden.

Direktor der Volkshochschule Dr. Wilhelm Mallmann Salzburg

Danke für den „Furche“-Artikel „Wächter, wie weit ist die Nacht?“! Ich bekenne mich rückhaltlos zu Ihren Ausführungen, wie dies wohl nur selten der Fall ist.

Ich möchte besonders auch die Redaktion der „Furche“ beglückwünschen und Ihr für den Mut danken, Ihren Beitrag veröffentlicht zu haben. Das ist wirklich Mut, denn augenblicklich läuft selbst in den Sonntagsblättern (Kirchenblättern) die neognostische Masche.

Herbert Schleicher,

Leiter der Bundessportschule Schielleiten,

Stubenberg, Steiermark

Zu Ihrem Artikel „Wächter, wie weit ist die Nacht?" sage ich Ihnen aus ganzem Herzen ein dankbares Vergelt’s Gott. Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen und damit auch auf den Kopf des neuen, häretischen Modernismus. Es wird der katholischen Sache und der „Furche“ zu großem Segen gereichen.

Das Credo unseres Papstes Paul VI. hat sicherlich auch Sie erfreut. Es ist aber bedauernswert und traurig, daß es teilweise von der „prominenten" katholischen Presse — so weit ich weiß, in der Schweiz vor allem — boykottiert wird. Bitte, sorgen Sie doch mit, daß die „Furche“ dieses herrliche Credo des Papstes in vollem Wortlaut auf einer ganzen Seite veröffentlicht.

Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, daß sich diese „prominenten“ katholischen Blätter in der Bedrängnis, in die der Heilige Vater durch die Ehe-Enzyklika geraten ist, so miserabel benehmen.

Aber, wir glauben: „Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen." Portae inferi non praevale- bunt. „.cJtL.’ . x

P. Eduard Zenklusen SJ.

Jesuitenkolleg Stella Matutina, Feldkirch, Vorarlberg

„Lieblos" ist das verdiente Werturteil der meisten Leser. Obendrein aber ist Dr. Prantners Artikel ein Schlag in das Antlitz Johannes XXIII. und ebenso in das von Papst Paul VI. — Um nur auf die neuzeitliche Liturgie einzugehen, die Dr. Prantner im ganzen ein Dorn im

Auge ist und die er am liebsten mit einer lässigen Handbewegung abtun möchte, liebäugelt er noch heute mit dem längst unzeitgemäßen Prunk einer überholten Vergangenheit, der immer schon ein Anstoß war. Was aber besonders merkwürdig an seinen Darlegungen ist, ist der Hinweis, daß bestimmte Heilige gerade aus der Atmosphäre der Camer- lenghi geschöpft hätten, um zu ihrem hohen Ziel zu kommen. Ist es nicht gerade umgekehrt, daß die Heiligen, um nur Franziskus von Assisi zu nennen, die Kirche stützen mußten, damit sie in gewissen Epochen nicht zusammengebrochen ist unter dem allzu Menschlichen, das sich in ihr breit gemacht hatte. Und gerade dieses Allzumenschliche erkannte ganz besonders Johannes XXIII., mit dem er durch das II. Vatikanische Konzil einen Schlußstrich setzen wollte zur Erneuerung der Kirche.

Was nun den sehr eigenartigen Vergleich zwischen dem gewiß sehr geschätzten Kardinal Ottaviani, der von seinem Vermögen eine karitative Institution schaffte, die aufgezeigt gehörte, und den Kaplänen betrifft, die nach einem Volkswagen Ausschau halten, dafür aber keinen Groschen für den Armen erübrigen, kann man ihn nur als sehr fadenscheinig bezeichnen. Sollte ein junger Kaplan nicht einen Wagen besitzen dürfen? Und wird es wirklich einen Priester geben, der einen solchen besitzt, der nicht auch einem Bedürftigen etwas schenkte?

Es iffcfäer nicht der Platf auf, dif übrigen Einwände einzugehen, deis efHet flkMt ist ISWft , da&mm&toe4- schen sich kaum zum DIALOG eignen dürften, als Inquisitor nach mittelalterlichem Stil hingegen, gewisse Anlagen vorhanden sind, nämlich die: die Menschen auf Herz und Niere zu prüfen, ob sie noch echte Christen sind oder ob nicht doch der eine oder andere, etwa wegen Glaubenszweifel, auf den Scheiterhaufen gehörte.

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