6877684-1978_49_02.jpg
Digital In Arbeit

Reden von Gott in der Sprache der Welt

Werbung
Werbung
Werbung

Das Reden von Gott in der Sprache der Welt muß erst einmal gelernt werden. Das ist etwas, was mich sehr beschäftigt. Immer frage ich mich: Wie soll ich dieses oder jenes sagen? Es gibt im Bereich der Hörfunk- und Fernseharbeit der Kirche, in der ich stehe, keine festgesetzten Richtlinien. Jede Sendung ist immer wieder ein neuer spannender Anfang, eigentlich immer ein Experiment, vor allem auch immer eine große Chance für die Kirche, ihrem Auftrag, der christlichen Verkündigung, gerecht zu werden. Diese gilt es zu nutzen.

Ich sehe die sich bietende Möglichkeit für die Kirchen in der Tatsache, daß das Radio für Menschen unserer Zeit zur Gewohnheit geworden ist. Der Hörfunk gehört zu den Selbstverständlichkeiten des Lebens wie das elektrische Licht, Gas und Wasser, wie Telefon und Straßenbahn. Die Chance für die christliche Botschaft beginnt bereits in der Früh' beim Aufstehen, beim Frühstück, und setzt sich fort im Auto und am Arbeitsplatz. Der Hörfunk begleitet auch die Hausfrau, dringt in Krankenhäuser und Altersheime. Selbst am Abend, wenn das Fernsehen beginnt, hat der Hörfunk nicht ausgespielt.

Der Rundfunk ist zu einer

Art Kanzel unserer Gesellschaft geworden. Er nimmt darüber hinaus auch noch jene Stelle ein, die Jahrhunderte lang allein der Kirche vorbehalten war. Denn neben der Verkündigung des Wortes Gottes kamen in den Kirchen auch Dinge des öffentlichen Lebens zur Sprache - bis hin zur Verlesung staatlicher Verordnungen und lokaler Nachrichten.

Da ein Großteil der Menschen im Mittelalter weder schreiben noch lesen konnte, war der Pfarrer der Interpret der damaligen christlichen Öffentlichkeit. Heute ist die öffentliche Stimme an viele verteilt. Hörfunk und Fern-

sehen scheinen aber in besonderem Maß die Stimme der Öffentlichkeit zu sein und haben großen Einfluß. Hier werden für die Entscheidungen des Menschen oft Vorbilder geschaffen. Liegen da nicht große Gefahren? Könnte aber nicht auch ein Nutzen dabei sein?

Die Absenz religiöser Thematik in Unterhaltungsprogrammen müßte uns zu denken geben. Auch sollte die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht nur von offiziellen Kirchenvertretern gestellt werden. Die Zahlen, wie verhältnismäßig wenige Menschen religiöse Sendungen hören oder sehen, sind

eher schockierend. Religiöse Themen müßten noch viel mehr als bisher mit gesellschaftlichen Problemen gekoppelt sein.

Dabei haben die traditionellen Sendungen im Fernsehen wie Gottesdienstübertragungen selbstverständlich ihre große Bedeutung und sind auch sinnvoll Darüber hinaus sollte die anwaltliche Funktion in der Kirche für solche, die keine Vertretung haben, wieder aktiviert werden. Die Zielgruppe ist vor allem das nichtkircheno-rientierte Publikum, das keineswegs antichristlich sein muß. Man muß eben behutsam an viele der Vorstellungen anknüpfen.

Gelten noch die Zehn Gebote? Und was zum Beispiel vollzieht sich in einem Krimi? Sollte da nicht die Frage nach der menschlichen Chance gestellt werden, z. B. wenn ein Mörder sein Opfer schont oder der Bedrohte seinem Verfolger aus einer schweren Krise hilft?

Es müssen sich alle ändern, damit man anderen helfen kann.

Wie werden religiöse und kirchliche Themen in den einzelnen Programmbereichen, etwa in den Nachrichten, Magazinen, Kulturprogrammen, im Fernsehspiel oder in der Unterhaltung behandelt? Können überhaupt religiöse Beiträge in einem nach pluralistischen Gesichtspunkten konzipierten Gesamtprogramm realisiert werden? Welche Möglichkeiten gibt es, religiöse Themen in einem wertneutralen Programmfeld optimal darzustellen?

Ich glaube, man sollte die Medien als eine Hilfe für die Kirchen sehen, die an der unerhörten Wirksamkeit der Massenmedien partizipieren können - unter der Voraussetzung, daß sie es wirklich verstehen, die Stimme der Kirche hörbar und sichtbar zu machen.

Anspruchsvolles Forum

Besten Dank für die Einladung zu einem FURCHE-Beitrag zum Thema einer Veranstaltung in Puchberg: ,Ijob - der leidende Mensch im Widerstreit mit Gott'. Ich werde bemüht sein, Ihnen ein Kurzmanuskript darüber zur Verfügung zu stellen.

Ihr Anfrage ist mir zugleich willkommene Gelegenheit, einen schon länger gefaßten Vorsatz auszuführen: Ihnen zur Linie der neugestalteten FURCHE meine Anerkennung und meinen aufrichtigen Dank dafür auszusprechen und Sie zu bestärken, auf dem eingeschlagenen Weg fortzufahren, ein anspruchsvolles Forum offener, aber fairer Diskussion über Lager hinweg zu sein, ohne dabei mit klaren weltanschaulichen Grundpositionen hinter dem Berg zu halten. Eine Aufgabe, derer wir in Österreich, auch in der Kirche, dringend bedürfen!

Univ.-Prof. Dr. Johannes Marböck 8010 Graz

Kein Rebell

In der Ausgabe vom 24. November brachte die FURCHE einen Bericht über die Aktivitäten der Anhänger Lefebvres in Deutschland und Belgien unter dem Titel „Rebell Lefebvre sammelt Nachwuchs“, der einem nicht ganz gefallen kann.

Ein Papst Pius XII. hätte ihn unter keinen Umständen unter die Rebellen eingeteilt, denn der wußte um seinen Eifer für die Kirche ...

A. Neumann 1070 Win

Freundlicher Fürst

Zu Ihrem Beitrag von Christian Feldmann: „Rebell Lefebvre sammelt Nachwuchs“ möchte ich sagen: Vor drei Jahren hatten mein Mann und ich in Wien Gelegenheit, einen Vortrag von Erzbischof Lefebvre anzuhören. Ein feiner, freundlicher Kirchenfürst, mit einer klaren, kräftigen Stimme, zielbewußt und von der Tradition der Kirche geprägt, aber nicht die Spur von einem „Rebellen“. Thea Schima, dzt.

2130 Mistelbach

FURCHE „zu hoch“

Als Abonnent der FURCHE seit deren Gründung muß ich Sie auf den „Pferdefuß“ Ihres Blattes aufmerksam machen, und der lautet: Das gei-

stige Niveau ist für den Durchschnitt aller Leser zu hoch, somit ist es eine Wochenzeitung für einen elitären Kreis, was aber nicht auf eine eigene Überheblichkeit oder persönliche Einbildung hinweisen soll, denn es gibt erfahrungsmäßig auch schlichte, einfache Menschen ohne Matura, die beim Lesestoff äußerst anspruchsvoll sind, wozu ich mich ebenfalls rechnen muß. Ich habe wiederholt selbst schwer katholischen Personen Ihr Blatt zum Mitlesen angeboten und in der Regel die Ablehnung mit dem kleinlauten Hinweis erhalten, der Lesestoff sei ihnen „zu hoch“, darunter waren zu meiner Verblüffung einige Male sogar Akademiker.

Utho Krisch 1328 Wien-Essling

Wir danken für ein offenes Wort. Da anspruchsvoll nicht mit unverständlich verwechselt werden soll, möchten wir nicht die Leser, sondern eher unsere Schreibweise, wo möglich und notwendig, reformieren.

Auch schockiert

In Ihrem Artikel über die Schatten der NS-Zeit zitierten Sie auch den „Lehrer von Kosnowice“ von Karl Springenschmid im Kriegsopfer-Jahrbuch 1979. Als Chefredakteur dieses Kalenders habe ich zwar die Aufgabe, mich zu informieren, was hineingedruckt wird, muß aber gestehen, dieser Aufgabe nur flüchtig nachgekommen zu sein. Ich bin über die Tendenz der Springenschmid-schen Geschichte genau so schok-kiert wie Sie, noch mehr aber darüber, daß wir als Kriegsopferverband diese Story gebracht haben. Es ist passiert. Was soll ich tun? Die Versicherung abgeben, daß es mir zu Lehre gereicht hat, mich künftig nicht mehr blindlings auf Mitarbeiter zu verlassen!

Bundesrat a. D. Friedrich Karrer Präsident des KOV für Wien, NÖ und Burgenland

Fall Konecny

Karl Kraus schreibt: „Wenn eine meiner zahlreichen Zusatzstrophen zur Offenbach'schen Tirolienne lautet:

Ungleichheit beschlossen

hat die Vorsehung wohl -

Nicht alle Genossen

hab'n a Schloß in Tirol,

so ist in die Nußschale von 24 Sil-

ben mit dem Zwang zum Doppelreim die ihm entsprechende Gegensätzlichkeit einer ganzen Sphäre eingegangen ...“

Der große Satiriker hätte sich die Groteske, nämlich daß ein vordem von Neid- und Raubkomplexen be-

sessener Berufsjugendlicher nunmehr in den mehr als ein Halbjahrhundert von seinesgleichen verfemten Hausherrenstand eingetreten ist, sicherlich nicht entgehen lassen ... Komm.-Rat Rudolf Beirer 2700 Wiener Neustadt

Zum Thema Organentnahme

Zum Artikel „Leben aus dem Tod“ folgende Stellungnahme:

1. Das Gerichtsurteil zugunsten der klagenden Eltern ist bestimmt moralischer als die sophistische Stellungnahme des Herrn Virt, weü der Zweck nie die Mittel heüigt.

2. Vom Toten kommt kein Leben, menschliche Organe müssen als noch funktionsfähig entfernt werden. Hier steigt das große Unbehagen auf in unserer demoralisierten Zeit.

3. Der Mensch büdet mit Leib und Seele eine Einheit, die Trennung der Seele vom Leib ist der Tod, darüber haben wir keine Kenntnis. Die menschliche Persönlichkeit ist we-

der tot noch lebendig ein frei verfügbares Objekt.

4. Wenn ich aus der sophistischen Darlegung eines Herrn Virt die letzten Konsequenzen ziehe, könnte man daraus ableiten, daß der Tote aus lebenswichtigen und gewinnbringenden Überlegungen ein frei verfügbares Objekt für die Ärzte zur Ausschlachtung ist und der restliche menschliche Kadaver aus wirtschaftlichen Überlegungen gewinnbringend der Tierverwertung überstellt wird; damit könnten Friedhöfe, Begräbnisse usw. erspart werden ... OStR. Prof. Alfred Wagler 7000 Eisenstadt

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung