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Albert Einstein -relativ absolut

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Jede gute Biographie beschreibt zugleich die Geschichte der Zeit. Aibrecht Fölsings Biographie über Einstein ist das auf unüberbietbare Weise gelungen.

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Jede gute Biographie beschreibt zugleich die Geschichte der Zeit. Aibrecht Fölsings Biographie über Einstein ist das auf unüberbietbare Weise gelungen.

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Während der Lektüre taucht überraschend viel bisher Unbeachtetes auf, gleich einmal die Selbstejnschät-zung Einsteins als Person. Soziale Kontakte sind ihm unangenehm, was ihn nicht hinderte, zwei Ehen imd diverse Freundschaften hinter sich zu bringen. Rastlos war er sein Leben lang. Siebenmal Wohnungswechsel binnen der sieben Jahre am Patentamt in Bern. Dort entstand auch die spezielle Relativitätstheorie, komplett mit der berühmten Umwandelbarkeit von Materie in Energie. Der absolute Raum, die absolute Zeit Newtons wEiren somit Vergangenheit.

Im Jahr 1915 in Berlin folgt die allgemeine Relativitätstheorie, die Raum, Zeit und Schwerkraft untrennbar vereint. Massen treten eben nicht aufgrund von Kraftgesetzen in Wechselwirkung, sondern sie krümmen den Raum, der dadurch als Gegenstand der Physik durch Feldgleichungen bestimmt ist. Gleichzeitig läuft Einsteins politisches Engagement, immer am linken Ende des Spektrums, und seine pazifistischen Bestrebungen, was ihn aber nicht hindert, sowohl im Ersten Weltkrieg in Berhn als auch im zweiten in Princeton militärrelevante Forschung zu betreiben.

Mit dem Jahr 1920 setzt der Medienrummel um Einstein ein. Der Satz, daß alles relativ sei, ist zwar selbst innerhalb der Physik blühender Unsinn, aber er hilft, das Ablehnen jeder Moral zu begründen. Heisenbergs Quantenmechanik verwerfend und daher wissenschaftlich zunehmend isoliert, lebt Einstein vom Beginn der NS-Herrschaft bis zu seinem Tod 1955 in Princeton.

Beängstigend sind die Umstände, die Einstein zu seiner Berühmtheit verholfen haben. An dieser Biographie ist es die Tatsache, daß man das Buch, hat man einmal darin zu lesen begonnen, kaum aus der Hand legen kann.

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