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Digital In Arbeit

Die geraubten Seelen

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Die in vorliegendem Buch gesammelten wunderbaren Bilder zeigen einen wenig ruhmreichen Teil der amerikanischen Vergangenheit.

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Die in vorliegendem Buch gesammelten wunderbaren Bilder zeigen einen wenig ruhmreichen Teil der amerikanischen Vergangenheit.

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Im 19. Jahrhundert gab es in den USA das sogenarmte „Manifest Destiny", das Recht und Pfhcht des Staates festlegte, sich über den ganzen nordamerikanischen Kontinent auszubreiten. Doch gleichzeitig stieg das Interesse an der schnell verschwrinden-den Kultur der Ureinwohner.

Das Ausüben der jungen Technik der Fotografie, langsam und umständUch mit riesigen Plattenapparaten war gefährlich wegen des Glaubens der Indianer, daß ihnen mit dem Aufnahmevorgang ihr Schatten und damit ihre Seele geraubt werde, und mancher dieser frühen Fotografen hat trotz des immer notwendigen Armeeschutzes während seiner Arbeit deshalb auch sein Leben verloren.

Mit der Wende ztun 20. Jahrhundert nahm die GefährUchkeit des Fotografieretis von Indiandem ab. Gestmken war inzwischen allerdings auch die anthropologische Re evanz der Aufnahmen. Vieles an Brauchtum war bereits verloren. So gibt es trotzdem noch im Jahr 1896 Aufnahmen der berühmten Hopi-Schlan-gentänze. Zwei andere Fotografen, die züfäUig einen Geheimtanz des Stammes der Chilkat-In-dianer Alaskas sahen und fotografierten, bheben nur deshalb am Leben, weil sie die milde gestimmten Tänzer umgehend in ihren Starrun aufnahmen.

Gefördert durch das zunehmend einfachere Fotografieren begaimen mit der Jahrhundertwende die sogenaimten Piktoralisten mit ihrer Arbeit. Indianer wurden mm nicht mehr als „Sehenswürdigkeit" fotografiert. Vielmehr stand die künstlerische Bedeutung des Fotos im Vorder-OT-und. Budtitel wie „Lied des Canyon" (zwei Schwarzfuß-Indianer blicken vom Khff resignierend in die Tiefe), „Allein mit der Vergangenheit" (Zwei Navaho vor Ruinen der Anasazi-Kultur), oder „Sonnenimtergang einer sterbenden Rasse" (ein reitender Häupthng mit vollem Federschmuck), sind an der Tagesordnung. Natürhch wird romantisiert und vieles versteckt, das das Gewissen des „Weißen Mannes" unter Umständen belasten körmte.

Nach 1920 wurde es immer schwieriger, künstlerisches Fotografieren von Indianern mit dem notwendigen fmanziellen Gewirm durchzuführen. Der Amateur tritt auf. Mit ihm verkommen die Indianer zu Statisten.

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