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Markus Jaroschka hat sich bisher vor allem als Lyriker einen Namen gemacht. Ein schmales Bändchen mit acht Erzählungen weist ihn nun auch als Prosaschriftsteller von Rang aus. Jeder seiner Sätze macht deutlich, daß seinem Schreiben lange und aufmerksam verbrachte Zeit des Beobachtens vorausgeht, des Beobachtens nicht nur der Umwelt, sondern vielmehr auch der Seelentiefen der handelnden Per- sonen.

Jaroschkas Geschichten sind viel- schichtig und sehr genau aufgebaut. Meist ist es auch ein Schlüsselwort, das pars pro toto eine Erzählung charakterisiert, zum Beispiel das Wort '„Sinnbewußtsein" in der Geschichte „Graswind", „Welt- flüchtling" in der Erzählung „Ein- engung" oder „Weltgrenze" in dem besonders beeindruckenden letz- ten Text des Büchleins, nämlich „Die Reise an die Grenze".

Übrigens eine fulminante Schil- derung der Verhältnisse in Polen vordem „Umschwung" und gleich- zeitig des Besuchers im Doppella- ger Auschwitz und Birkenau. Auch hier das Erleben deutend das Schlüsselwort „Tiefenbild", das auch in der Erzählung „Einengung" als Rune und Symbol im Gedächt- nis des Lesers ein Eigenleben zu führen beginnt.

Alles zusammengenommen, hat Jaroschka hier eindrucksvolle Er- zählungen vorgelegt, an welchen man nicht leichtfertig vorbeigehen sollte.

DIE GRENZE DES GESICHTS. Erzählungen von Markus Jaroschka. Edition Atelier, Wien 1990.113 Seiten, öS 148,-.

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