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Verlorene Zeit

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Fast alles über Einsamkeit! So könnte man Gabriele von Arnims 14 gesammelte Erzählungen treffend beschreiben. Vieles handelt vom Alleinsein des Mannes, der sich stellvertretend für das ganze Geschlecht im Monster-Stempelkissen wälzt, aber die Abdrücke seines Lebens zeigen ihm bloß, daß er niemals gerettet werden kann, vielmehr ausgeliefert bleibt wie der Patient dem Arzt.

Vieles handelt von Frauen, von der Welt ihrer Phantasien. Es sind verlassene, unverstandene Frauen, die nach dem Verschwinden des Mannes ihre plötzliche gewonnene Zeit zu nichts mehr verwenden können als Putzen, die äußerlich in Ordnung bringen, was innen nicht mehr in Ordnung gebracht werden kann. Aber wie die ersten kleinen Frühlingsblumen zwischen den Schneeflecken leuchten doch immer wieder Lichtpunkte auf, Widerstand, der schließlich die Grundlage der Freiheit ist, beginnt aufzuleben. Unruhe steht plötzlich gegen Grabesstille.

Leben kann über den Tod siegen, wenn die Kraft der Selbstbehauptung dem Zerstören gegenüber gefunden werden kann. Allerdings muß man zwischen den Zeilen lesen können, um in diesen subtilen Texten in all ihrer Dunkelheit die auch vorhandenen Lichtspuren wahrzunehmen.

DAS DRITTE ZIMMER. Von Gabriele von Arnim. Kindler Verlag, München 1992. 192 Seiten, öS 232,40.

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